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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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ihr immer etwas ab, wenn ich hier vorbeikomme.«
    »Warum hast du uns das bis jetzt verschwiegen?«, verlangte Sarn zu wissen. »Das hättest du uns als Erstes sagen müssen.«
    »Ich wollte euch kein unnötiges Leid zufügen«, antwortete Dodu. »Allein an so etwas zu denken kann einen Mann mit leerem Magen alles um ihn herum vergessen lassen.«
    Unsere Schatten waren lang, als wir uns erhoben, um zum letzten Mal die Taue zu ergreifen. Mit lautem Stöhnen und viel Zähneknirschen ließen wir den Wagen mit dem Boot einen Schritt nach dem anderen den Hang hinunter. Mit jeder Bewegung kam der Hof näher, und ich konnte das Bier schon fast riechen. Allerdings wurde ich unvermittelt aus meiner Vorfreude gerissen, als Sarn mit dem Fuß gegen einen Stein stieß und stürzte. Ich hörte ihn schreien und sah ihn in den Staub fallen, und das Seil entglitt ihm aus den Händen. Plötzlich aus dem Gleichgewicht gebracht blieb Dodu stehen und zog mit aller Kraft zurück. Unglücklicherweise konnte er das Gewicht nicht allein halten und wurde von den Beinen gerissen.
    Bevor ich mich versah, stürzten Padraig und ich den Hügel hinab und versuchten verzweifelt, den immer schneller werdenden Wagen aufzuhalten. Roupen eilte uns zur Hilfe. Er rannte herbei und schob einen schweren Ast vor die Räder, doch der Wagen war bereits zu schnell. Die Räder sprangen über den Ast hinweg und rollten weiter.
    Es blieb uns nichts anderes übrig, als das Tau loszulassen, um uns zu retten. Padraig stolperte; doch er hielt fest und wurde durch den Staub geschleift. »Lass los, Padraig!«, schrie ich und machte es ihm vor.
    Das Boot raste den Hang hinunter, und der Wagen ratterte und knatterte, während er über die zerfurchte Straße hüpfte. Schneller und schneller ging es bergab. Das Gefährt schlingerte hierhin und dorthin und nahm immer mehr Fahrt auf.
    Padraig rappelte sich auf und klopfte sich den Staub vom Gewand. »Betet zu Gott, dass er nicht das Haus trifft«, sagte er.
    Noch während er sprach, prallte eines der Wagenräder auf die Kante einer Furche. Die Vorderräder drehten sich und brachten den Wagen auf einen neuen Kurs - genau auf die nächstgelegene Hütte zu. Padraig rannte los und schrie aus vollem Hals: »Achtung! Achtung! Macht, dass ihr da wegkommt!«
    Ob irgendjemand diese Warnung gehört und entsprechend gehandelt hat, vermag ich nicht zu sagen. Aber plötzlich rannten wir alle den Hang hinab und dem entflohenen Boot hinterher. Trotz unserer Erschöpfung und den schmerzenden Muskeln rannten wir wie die Wahnsinnigen auf die Siedlung zu und riefen aus Leibeskräften: »Achtung! Aus dem Weg!«
    Der hinabrasende Wagen traf eine Unebenheit und steuerte ins hohe Gras neben der Straße; das verlangsamte ihn ein wenig.
    Neben der Hütte stand eine Steinmauer, die Teil des Schweinepferchs war. Der Wagen pflügte durch das Gras, und das Boot schrammte an der Wand vorbei, wobei zwei oder drei Steine herausgerissen wurden. Das verlangsamte den Wagen weiter, doch nicht genug, um den bevorstehenden Zusammenstoß zu vermeiden.
    Der Kiel des Bootes traf den Misthaufen und schleuderte Dung und Abfall in die Luft. Der Wagen wurde in die Höhe geschleudert und landete mit einem entsetzlichen Krachen im Haus.
    Padraig erreichte das Trümmerfeld als Erster. Er steckte den Kopf durch das Loch in der Wand und rief hinein, ob irgendjemand verletzt sei. Ich war der Nächste am Haus. »Ich glaube nicht, dass jemand hier ist«, sagte der Mönch und drehte sich zu mir um.
    Sarn, der nur zwei Schritte hinter mir gewesen war, kam zu uns. »Ist das Boot beschädigt?« Er kletterte hinauf und sah nach.
    Roupen, dessen dürre Gliedmaßen vor Erregung zitterten, trat neben mich. »Noch nie in meinem Leben habe ich so etwas gesehen«, keuchte er und schnappte nach Luft. »Das war.« Er hielt kurz inne und suchte nach einem geeigneten Wort. »Das war ... großartig!«
    »Der Rumpf ist noch heil!«, verkündete Sarn sichtlich erleichtert.
    »Ich frage mich, wo alle hingegangen sind?«, bemerkte Padraig und ging ums Haus herum.
    »Ist niemand da?«, fragte Roupen. Er steckte den Kopf durch die eingestürzte Wand, sah sich rasch um und sagte: »Das ist Glück. Ohne weiteres hätte da jemand getötet werden können.«
    Sarn kletterte aus dem Boot und begann damit, die Stelle zu untersuchen, wo der Rumpf an der Steinmauer entlanggeschrammt war. Padraig tauchte wieder auf, um uns zu sagen, dass keine Tiere in den Pferchen seien, ebenso wenig wie Menschen auf den

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