Der Gebieter
für mich lohnt. Wie sollen wir sicherstellen, dass es sich auch für Euch lohnt? Sollen wir eine Wette abschließen, Teleus? Wenn ich Euch besiege, halbiert die Königin die Garde. Wenn Ihr gewinnt, tut sie es nicht.«
Die Gardisten, die um sie herumstanden, tauschten entsetzte Blicke.
Teleus warf sich in die Brust. »Ich weiß, dass Ihr ihr zugesetzt habt, die Garde zu schwächen«, sagte er. »Ich würde eher sterben, als das zuzulassen.«
»Sterben müsst Ihr nicht, Teleus. Ihr müsst mich nur besiegen.«
Costis hatte den Eindruck, dass alles Gute, was er bewirkt hatte, wieder infrage gestellt war; er konnte nichts tun, als sie ihrem Kampf zu überlassen. Er wandte sich ab und war auf dem Weg zu einer Bank an der Mauer, um sich hinzusetzen und sich seinen Prellungen zu widmen, als er die hölzernen Schwerter aufeinandertreffen
und den König schreien hörte. Er wirbelte rechtzeitig herum, um den König noch in der Luft zu sehen, beide Füße über dem Boden; der Himmel war plötzlich blau, der Morgennebel verflogen, und der Sonnenschein leuchtete am Himmel, auf den Steinen und auf dem König, und alles erstarrte für einen Augenblick, wie ein Relief in einem Tempel, als die flache Seite des ausgestreckten Schwerts des Königs gegen Teleus’ ungeschützten Hals prallte.
Teleus stürzte zu Boden wie ein Ziegelstein. Er ließ das Schwert fallen und hielt sich mit beiden Händen den Hals, barg sein Gesicht am Boden und rang darum, den Schmerz zu ertragen und Luft zu bekommen. Nur halb beherrschte Impulse ließen seine Beine zucken, und er erschauerte.
Der König musterte ihn und sagte gleichmütig zum nächstbesten Barackenjungen: »Eis.«
Der Junge rannte los, und die Soldaten machten Platz, um ihn durchzulassen. Der König ging zu Teleus, hockte sich erst hin und setzte sich dann neben ihn.
»Ihr wusstet nicht, dass ich das kann, nicht wahr?«, fragte er im Plauderton.
»Nein, Euer Majestät«, keuchte Teleus.
»Mein Großvater hat einmal einen Mann so getötet – mit der Schneide eines hölzernen Schwerts.«
»Mir war nicht bewusst, dass die Diebe von Eddis so kriegerisch sind.«
»Das sind die meisten von ihnen auch nicht. Aber wie alle Menschen, Teleus, hatte ich zwei Großväter.« Teleus bewegte die Augen, um zu ihm aufzuschauen, und der König sagte: »Einer meiner Großväter war Eddis.«
»Aha«, sagte Teleus.
»Ja, aha«, sagte der König. »Hier kommt das Eis.« Er nahm dem Barackenjungen einen Segeltuchbeutel ab und betastete
durch den Stoff hindurch die Eisbrocken. Dann legte er den Beutel auf den harten Boden und benutzte die Metallhalterung an seinem Arm, um das Eis in kleinere Stücke zu zerdrücken, bevor er Teleus den Beutel an den Hals legte.
»Fühlt es sich jetzt besser an?«, fragte er.
»Nicht wirklich«, sagte Teleus.
»Costis wird es für Euch festhalten. Wie ich sehe, habe ich etwas mit Aristogiton zu besprechen.«
Er stand auf und ging davon. Costis blieb bei Teleus und hielt ihm das Eis an den Hals, bis der Hauptmann es selbst nahm und aufstand. Er blickte sich um. Costis tat es ihm gleich. Der König stand in der Mitte des Hofs und umkreiste aufmerksam einen der Männer aus Aris’ Trupp.
Costis fragte: »Wo ist Aris?«
Einer der Gardisten sah sich überrascht zu ihnen um. »Er hat Aris bereits eins über den Schädel gegeben. Er hat ihn glimpflich davonkommen lassen«, fügte er hinzu und sah vielsagend den Hauptmann an, der sich noch immer das Eis an den Hals hielt. »Jetzt nimmt er sich gerade Meron vor.«
Costis wandte ein: »Er kann doch nicht gegen alle von ihnen kämpfen!«
Aris kam zu ihnen herüber, und Costis wirbelte zu ihm herum. »Was hast du dir nur gedacht?«
Aris zuckte mit den Schultern. Offensichtlich in der Hoffnung, dass der Hauptmann nicht darauf aufmerksam werden würde, sagte er leise: »Es hat niemandem etwas ausgemacht, zuzusehen, wie du besiegt wurdest. Das war ein harmloser Spaß. Aber als er den Hauptmann niedergeschlagen hat, sind sie wütend geworden. Ich dachte, wenn er mit mir tun würde, was er mit dir getan hat, würden sie sich wieder entspannen. Aber das hat er nicht getan. Er hat mir nach drei Hieben das Schwert aus der Hand geschlagen und mir einen Klaps auf die Wange gegeben.«
Wenn Aristogiton gehofft hatte, dass der Hauptmann nicht zuhörte, wurde diese Hoffnung enttäuscht. Teleus wandte sich um. »Und dann?«, fragte er rau.
»Dann hat er Meron zu sich herangewinkt. Ich schwöre, dass ich nicht wollte, dass er
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