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Der Gebieter

Der Gebieter

Titel: Der Gebieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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es mit dem ganzen Trupp aufnimmt, Hauptmann.«
    Costis sagte in besorgtem Ton: »Ich glaube, er hat sich wehgetan, als er gegen den Hauptmann gekämpft hat. Dieser Sprung muss ihn alles gekostet haben.«
    »Das glaube ich auch. Er wird nach Meron aufhören müssen. Was ist los, Aris?«
    »Es geht um Laecdomon, Hauptmann. Ich habe es Euch noch nicht gesagt und wusste nicht, wem ich es sonst hätte erzählen sollen, aber Laecdomon war derjenige, der wollte, dass wir beim Wiedereinfangen der Hunde helfen. Er hat es vorgeschlagen. Und als wir festgenommen wurden, war er nicht bei uns in der Zelle, Hauptmann. Er sagte zwar, er sei in einer anderen Zelle festgehalten worden, aber bevor die Königin uns begnadigt hat, habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
    »Ich verstehe«, sagte Teleus grimmig. »Wo ist er jetzt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Vielleicht ist er heute Morgen nicht hier«, sagte Costis hoffnungsvoll.
    »Doch«, erwiderte Aris, »ich habe ihn vorhin schon gesehen.«
    »Und du glaubst, dass er sich vorwagen und den König herausfordern wird?«
    »Ich glaube, er steht in Erondites’ Diensten, Hauptmann. Er hat keinen eigenen Landbesitz, und seine Familie stammt von den Gütern des Barons. Jeder weiß, was in dem Baron vorgeht.«
    »Man kann jemanden mit einem Holzschwert töten«, sagte Costis und dachte an die Worte des Königs zurück.
    »Wenn es einem gleichgültig ist, was danach mit einem geschieht« , sagte Teleus. »Wäre es Laecdomon gleichgültig?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Aris. »Der Baron würde seine Familie belohnen.«
    »Der König kann keinen ausgeruhten Gegner schlagen«, mahnte Costis, »und er wird nicht wissen, dass es für Laecdomon kein bloßer Übungskampf ist.«
    »Keine Sorge«, sagte Teleus. »So gern ich es auch sehen würde, ich werde nicht einfach hier herumstehen und zuschauen, wie er von einem Eiferer mit einer Holzkeule totgeschlagen wird. Sucht Laecdomon, und schafft ihn fort.«
    Aris und Costis drängten sich durch die Menge davon. Der König besiegte seinen Gegner. Meron rieb sich die Brust, an der ihn die Schwertspitze des Königs getroffen hatte, und lächelte. Der König sah sich unter den Umstehenden nach dem nächsten Mann aus dem Trupp um. Teleus, der selbst die Menge mit Blicken absuchte, bedeutete dem Mann zu spät, sich zurückzuhalten. Er winkte ihm hinter dem Rücken des Königs zu, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, und formte dann mit den Lippen stumme Anweisungen.
    Aber der König bemerkte den Gesichtsausdruck des Gardisten und drehte langsam den Kopf, um Teleus über die Schulter hinweg anzusehen. Er wandte sich wieder seinem Gegner zu. »Hat er dir befohlen, es mir leicht zu machen?«
    Der verwirrte Gardist schüttelte den Kopf.
    Das tat auch der König. »Oh nein, nein, so geht das nicht! Ich werde dir dasselbe Angebot machen müssen wie dem Hauptmann. Besiege mich, dann wird die Königin die Garde nicht verkleinern; wenn du verlierst, halbiert sie die Anzahl der Soldaten.«
    Der Mann sah panisch zwischen Teleus und dem König hin und her.
    »Er will immer noch, dass du es mir leicht machst, nicht
wahr? Das sagt er doch hinter meinem Rücken. Was sagen deine Brüder? Was meint die Garde?«
    »Zeig’s ihm!«, rief jemand aus der sicheren Anonymität der Menge heraus.
    Der König nickte. »Komm schon, Damon. Ich weiß, wozu du in der Lage bist. Ich mag ja müde sein, aber wenn du weniger als dein Bestes gibst, wird das nicht ausreichen.«
    Damon griff an. Lachend wich der König zurück. Damon führte einen weiteren Angriff, und sie begannen das Wechselspiel des Zustoßens und Parierens. Wenn Damon vorgehabt hatte, dem König einen leichten Kampf zu verschaffen, wurden seine Absichten bald davon beiseitegefegt, dass der König sich über die Übungsschwerter hinweg zu ihm beugte, als sie nahe beieinanderstanden, und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Niemand hörte, was er sagte, aber es zeitigte eine heftige Wirkung.
    Damon war ein besserer Fechter als Costis oder Aris. Der König brachte seine prahlerische Technik nicht zum Einsatz. Seine Angriffe und Paraden waren vorsichtig und gezielt; er verschwendete keine Energie. Gelegentlich ließ er sich zurückfallen, um Atem zu schöpfen, und er begann, das linke Bein ein wenig nachzuziehen.
    Damon bedrängte ihn, aber der König glitt einfach davon. Dann griff der König ihn mit einer Bewegungsabfolge an, die seinen Gegner immer weiter zurücktrieb; er parierte kaum, während der König zuschlug und zuschlug,

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