Der Gebieter
aber nicht traf.
»Verdammt«, sagte der König und wich zurück. »Ich dachte, jetzt hätte ich dich.«
Damon lächelte. »Das dachte ich auch.«
Eugenides seufzte theatralisch. »Ach, dann komm schon«, sagte er und hob das Schwert. Er war zu müde, einen so schnellen Angriff voranzutreiben, dass er Damon hätte treffen können, aber Damon war nicht gut genug, die Deckung des Königs zu
durchbrechen. Der König begann ihn aufzuziehen, als ein Angriff nach dem anderen fehlschlug. »Das hat schon vorhin zu nichts geführt. Willst du es noch einmal versuchen?«
Frustriert ließ Damon sich verlocken, sich zu weit vorzuwagen, und der König entwaffnete ihn. Damon stand geknickt da, als der König ihm einen leichten Schlag auf den Kopf versetzte und sagte: »Geschafft.«
Gen schob sich das Schwert unter den rechten Arm und klemmte es dort fest, um sich mit der Hand das schweißnasse Haar aus der Stirn zu streichen. Dann ging er mit Damon zum Brunnen an der Mauer und schleifte das Holzschwert so hinter sich her, dass die Spitze über den Boden holperte. Sie hatten erst ein paar Schritte zurückgelegt, als eine Stimme hinter ihnen etwas rief. Der König drehte sich um.
»Laecdomon. Natürlich. Wie konnte ich dich nur vergessen?«
»Ich weiß es nicht, Euer Majestät, aber ich hoffe, dass Ihr mich nun, da Ihr Euch an mich erinnert habt, nicht wieder vergessen werdet.«
Die Gardisten verstummten. Teleus trat vor und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber der König scheuchte ihn fort. Teleus musste sich auf einen drohenden Blick beschränken, den Laecdomon zu übersehen vorgab.
»Oh, ich glaube nicht, dass ich dich vergessen werde, Laecdomon. Ich mache dir dasselbe Angebot wie deinen Kameraden. Besiege mich, dann verkleinere ich die Garde nicht«, sagte der König. Er verzog das Gesicht, hob sich das Schwert quer vor den Mund, biss darauf, so dass er die Hand frei hatte, und schwang die Arme, um seine ermüdeten Muskeln zu entspannen. Dann spuckte er das Schwert zurück in seine Hand.
»Wenn Ihr das mit einem echten Schwert tätet, hättet Ihr ein breiteres Lächeln, Euer Majestät.«
»Mir ist nicht entgangen, dass alle hier etwas dagegen haben,
wie ich mit meinem Übungsschwert umgehe. Vielleicht magst du mir verraten, warum?«
»Ein Übungsschwert dient vor allem dazu, einem zu helfen, den Umgang mit dem richtigen Schwert zu erlernen, Euer Majestät, und so werdet Ihr seinem Zweck nicht gerecht. Hier in Attolia«, fuhr er herablassend fort und betonte so, dass Eugenides aus dem Ausland stammte, »wird uns beigebracht, ein Übungsschwert mit dem gleichen Respekt zu behandeln wie eine echte Waffe, so dass es nicht zu gedankenlosen Fehlern kommt.«
»Oh«, sagte der König; er klang amüsiert. »In Eddis lernen wir, nicht zu vergessen, was für eine Waffe wir in der Hand halten.« Er hob das Schwert. »Bereit?«
»Bereit«, sagte Laecdomon.
»Los.«
»Hauptmann?«, fragte Costis besorgt.
Teleus zuckte mit den Schultern. »Ich trage hier nicht die Verantwortung, Costis. Wenn er freiwillig sehenden Auges in die Falle geht, steht es nicht in meiner Macht, ihn davon abzuhalten.«
Beunruhigt verfolgten sie den Kampf.
Die Gardisten, die um die beiden Männer herumstanden, waren stumm und fühlten sich unwohl. Es gab keine Zwischenrufe; niemand feuerte Laecdomon an. Alle wussten, dass mehr auf dem Spiel stand als bei einem Übungskampf, aber irgendetwas an Laecdomons Auftreten hielt sie davon ab, ihm zuzujubeln. Um der Garde willen wollten sie nicht, dass der König gewann, aber es fiel ihnen zugleich schwer, sich auf Laecdomons Seite zu schlagen, und so standen sie stumm da und sahen zu.
Der König, der das linke Bein nachzog, drehte sich auf dem rechten Fuß, während Laecdomon ihn umkreiste.
»Hauptmann«, sagte ein Leutnant, der neben Teleus stand, halblaut. »Ihre Majestät ist hier.«
Die Königin und ihre Kammerfrauen hatten den Übungshof betreten. Sie war nicht die einzige Zuschauerin, die hinzugekommen war: Ein Großteil des Hofstaats schien sich versammelt zu haben. Die Höflinge säumten die Terrasse oberhalb des Übungshofs und begannen sich auf den Umfassungsmauern zu drängen. Costis sah Teleus mit wachsender Besorgnis an.
Teleus ging zur Königin hinüber. Sie wies gerade Diener an, eine Estrade und einen Stuhl aufzubauen. Als die Gardisten sie bemerkten, öffneten sie ihren Kreis, damit sie unverstellte Sicht auf den Kampf hatte. Als Teleus an sie herantrat, saß sie schon auf dem
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