Der Gebieter
dem König und Teleus auf der oberen Bank Platz zu machen, wo der Dampf am heißesten war. Als der König zu der Lücke hin überging, konnten die Soldaten sehen, dass seine Beinmuskeln vor Erschöpfung zuckten, und er blickte angesichts der Stufen nach oben entmutigt drein. Teleus, der schon dabei war, hinaufzusteigen, drehte sich um und streckte ihm die Hand hin. Eugenides nahm das Angebot an, und Teleus zog ihn nach oben und setzte ihn auf der heißen Bank ab.
Der König fluchte und seufzte, als er sich zurücklehnte. Er wandte Costis den Blick zu und erklärte die Prellungen leichthin. »Ornon zögert nie, mich mit dem Holzstock zu schlagen«, sagte er.
Er war nicht durch einfache Grundschritte in Übung geblieben. Da er sich durch den Palast bewegen konnte, wie er wollte, musste er heimlich mit dem Botschafter aus Eddis gefochten haben.
»Aber lass dich nicht täuschen, Costis«, sagte der König, »die grundlegenden Übungen sind immer wichtig.«
Costis errötete und wandte den Blick ab. Von der anderen
Seite des Raums fragte jemand, der kühner als Costis war: »Haben wir Euch all die Narben verpasst?«
Der König öffnete die Augen und blickte an sich herab, als sähe er die Narben zum ersten Mal. »Ich dachte, mich hätten nur die Hunde gebissen, Phokis. Warst du etwa auch dabei?«
»Nein, Euer Majestät«, sagte Phokis eilig, und seine Kameraden lachten ihn aus.
»Den Göttern sei Dank, dann muss ich dir das ja nicht übelnehmen« , sagte der König. »Den dauerhaften Schmuck um meine Knöchel und mein Handgelenk auch nicht. Den habe ich Sounis zu verdanken.« Er hielt die Hand hoch, um die weißen Flecken zu betrachten, die das Gelenk umschlossen. »Auch die waren ein hübsch zueinander passendes Paar, aber das ist ja nun verdorben.« Dass er offenkundig so wenig unter dem Ergebnis seiner Begegnung mit der Königin litt, ließ die Gardisten fassungslos dreinblicken.
»Das hier könnte allerdings einer von Euch gewesen sein«, sagte Eugenides und strich mit dem Finger über eine kurze weiße Narbe nahe seiner Schultergrube. Er sah Teleus an. »Nicht wahr?«
Der Hauptmann schüttelte den Kopf.
»Habt Ihr ihn versetzt? Macht Ihr Euch solche Gedanken, welche Art von Rache mir zusagen könnte?«
»Sollte ich das?«, fragte Teleus unverblümt.
»Nicht deswegen«, sagte der König. »Wenn Ihr mir aber noch einmal einen Morgen wie diesen hier beschert, lasse ich Euch allesamt in Ketten legen und als Gladiatoren auf die Halbinsel verkaufen.«
Es ertönte neuerliches Gelächter. »Es wird nicht wieder einen Morgen wie diesen geben, Euer Majestät«, versprach Teleus. »Ich gebe ja zu, dass auch ich ihn schmerzhaft fand.«
»Freut mich zu hören. Wenn ich gewusst hätte, dass ich Euch
nur kräftig eins mit dem Stock überziehen muss, hätte ich das schon vor Monaten getan.«
Teleus erwiderte nachdenklich: »Ich möchte gern glauben, dass heute Morgen mehr geschehen ist, als dass ich ein Übungsschwert an den Hals bekommen habe.« Er sah den König ernst an. »Es ist nicht leicht, jemandem seine Loyalität zu schenken, den man nicht kennt, besonders, wenn diese Person nichts über sich selbst preisgibt.«
Er blickte Eugenides in die Augen, und diesmal war es der König, der den Blick abwandte.
Als er Teleus wieder ansah, sagte er: »Für das, was ich getan und nicht gut gemacht habe, entschuldige ich mich, Teleus.«
»Das macht nichts weiter, Euer Majestät. Nun habt Ihr Euch ja endlich unverhüllt gezeigt.«
Der König sah auf seine Nacktheit hinab und dann wieder den Hauptmann an. »War das ein Scherz?«, fragte er.
»So etwas kommt gelegentlich vor. Wisst Ihr schon, was Ihr mit Laecdomon anstellt?«
»Ich lasse ihn laufen«, antwortete der König.
»Manche werden Euch vielleicht für zu barmherzig halten«, sagte Teleus.
»Ihr aber nicht.«
Teleus schüttelte den Kopf. »Er wird zu Erondites gehen, und der Baron wird ihn umbringen.«
Der König stimmte ihm zu. »Erondites kann keine Verbindung zwischen sich selbst und einem bekannten Verräter riskieren, und er wird Angst davor haben, was Laecdomon herumerzählen könnte. Wenn Laecdomon dann tot in einem Graben gefunden wird, sehen ja alle, wie Erondites die belohnt, die ihm dienen.«
»Und wenn er nicht von Erondites’ Hand die Höchststrafe erleidet?« , fragte Teleus.
»Dann bin ich immer noch zufrieden damit, ihn gehen zu lassen. Wenn er Schande über sich gebracht hat, so nur, weil ich ihm Gelegenheit dazu gegeben habe; wenn man
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