Der Gebieter
gleichzeitig seinen Griff, bis er unmittelbar unterhalb des Hefts lag. Einen Herzschlag später war der einzige Laut in der betäubten Stelle das erstickte Keuchen, das Laecdomon ausstieß, als das Heft seines Schwerts ihm mit voller Wucht unter die Rippen gestoßen wurde und ihm den Atem aus der Lunge trieb.
Laecdomon brach wie ein leerer Weinschlauch zusammen. Der König ließ das Schwert neben ihn fallen. Es landete klappernd vor seinem Gesicht.
»Du hast vergessen«, sagte der König in die stille Luft hinein, »dass es ein hölzernes Schwert ist.«
Irgendwo in der Menge stieß ein Gardist einen Jubelruf aus, und der Rest der Garde fiel mit ein. Die Höflinge, die auf den Mauern aufgereiht standen, begannen ebenfalls Beifall zu spenden. Es war, wie Costis fand, ohrenbetäubend; er schaute zu den Frauen hoch, die mit ihren Schals winkten, und sah Aristokraten und Soldaten gleichermaßen mit offenem Mund gaffen.
Eugenides reagierte nicht darauf. Er hinkte zu seinem eigenen Holzschwert zurück und bückte sich unbeholfen, um es aufzuheben. Indem er es hinter sich herschleifte, humpelte er auf die Königin zu, und der Hof verstummte langsam, als er sich ihr näherte, und war wieder ganz still, als er vor ihr auf die Knie fiel und ihr das Schwert quer auf den Schoß legte.
»Meine Königin«, sagte er.
»Mein König«, erwiderte sie.
Nur die Nächststehenden sahen ihn bedauernd zum Zeichen der Einwilligung nicken. Er hob die Hand, um ihr sanft über die Wange zu streicheln. Während der ganze Hofstaat atemlos lauschte, sagte er: »Ich will frühstücken.«
Die Lippen der Königin wurden schmal; sie schüttelte den Kopf und entgegnete: »Du bist unverbesserlich.«
»Ja«, stimmte der König ihr zu, »und ich habe Kopfschmerzen und will ein Bad nehmen.«
Teleus trat vor. »Vielleicht möchte Eure Majestät gern das Badehaus der Garde aufsuchen? Es liegt näher, und Eure Majestät wäre dort willkommen.«
Der König musste erst darüber nachdenken. »Ja«, sagte er dann. »Das wäre schön. Und dann Frühstück!«
Feierlich bot Teleus dem König die Hand, um ihm auf die Beine zu helfen. Die Königin lächelte sie beide an. Costis spürte, wie sich ein Grinsen, das er nicht unterdrücken konnte, auf seinem Gesicht ausbreitete. Er blickte in die Runde und sah, dass alle lächelten. Er wusste warum: weil Eugenides König von Attolia war.
Kapitel 14
Costis wusch sich vorsichtig im Tepidarium und hinkte dann ins Dampfbad. Er kletterte auf die oberste Bank und ließ sich mit einem Zusammenzucken und einem Seufzen gegen die Holzbretter hinter ihm sinken. Der König war noch nicht eingetroffen, und die Gardisten konnten reden, wie sie wollten. Costis lauschte mit geschlossenen Augen. Sein Lächeln schwand, als er daran zurückdachte, wie der König auf die Einladung reagiert hatte, mit den Gardisten ihr Badehaus aufzusuchen. Er musste gewusst haben, dass das Angebot eine Ehre war, da nur Gardesoldaten hier zugelassen waren, aber Costis hatte den König zögern sehen.
Er verstand warum, als die Tür zum Dampfbad sich öffnete und er den König, flankiert von Teleus und seinen Leutnants, eintreten sah. Es wäre lächerlich gewesen, ein Dampfbad bekleidet oder gar mit einem Haken und einer Metallhalterung am Ende eines Arms zu betreten. Also war Eugenides so nackt wie alle anderen, aber niemand sonst benutzte seine Kleider zugleich als Verkleidung, und deshalb war niemand so nackt wie der König.
Er bevorzugte medische Mäntel mit langen Glockenärmeln, weil kein Kämpfer, der einmal die Muskeln am Handgelenk des Königs gesehen hatte, ihn so unterschätzt hätte, wie die Attolier es getan hatten. Sein anderes Handgelenk, an dessen Ende keine
Hand mehr saß, wirkte seltsam schmal und zerbrechlich. Costis versuchte, es nicht anzustarren, und ertappte sich dabei, stattdessen die Narben des Königs zu betrachten. Die lange Linie, die über seinen Bauch führte, war leuchtend rot, aber es waren noch andere Narben vorhanden: gezackte Risse um Knie und Ellbogen, und Ringe um seine Knöchel, die sich heller abhoben und nur die Spuren von Fesseln sein konnten, während verschiedene Schnitte auf seiner Brust und seinen Armen Linien zurückgelassen hatten; ein langer verlief über seinen Oberschenkel. Es waren auch eine Reihe von Prellungen vorhanden, manche frisch purpurn und schwarz, andere fast schon verblasst. Costis fragte sich, woher sie wohl stammen mochten.
Costis und die Gardisten neben ihm rückten beiseite, um
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