Der Gebieter
um, konnte Aristogiton aber nicht entdecken. Costis hoffte, dass es daran lag, dass er Dienst hatte, vermutete aber, dass Aris der Entscheidung ausgewichen war, sich entweder auf Costis’ Seite stellen oder ihn öffentlich ignorieren zu müssen. Costis ging zur Küche, und die Schlange von Männern, die dort anstanden, ging ihm aus dem Weg. Er holte sich eine Schüssel Grütze, einen Teller mit Joghurt und eine Handvoll Trockenfrüchte. Er setzte sich an einen langen Tisch an der Seite des Raums.
Er sah die Speisen an und konnte es nicht über sich bringen zu essen.
Er war zu stolz, aufzustehen und zu gehen.
Eine Schüssel landete, nicht zu sacht, neben ihm auf dem Tisch. Die Holzschale, die auf den hölzernen Tisch traf, verkündete
wie ein Klopfen an der Tempeltür, dass jemand gekommen war, um sich neben ihn zu setzen.
»Aris, sei kein Dummkopf.«
»Es ist zu spät, daran noch etwas zu ändern«, sagte Aris, als er über die Bank kletterte und sich neben Costis setzte. Er sah sich im Saal um und forderte alle heraus, Einwände zu erheben. Stattdessen stand nach einem Augenblick einer der anderen Truppführer auf, der dienstälter als sie beide war, und durchquerte den Raum, um sich zu ihnen zu setzen.
»Es ist ja nicht so«, sagte er, als er sich auf die Bank fallen ließ, »dass wir nicht alle bis zum letzten Mann froh gewesen wären, ihn niedergestreckt zu sehen.«
Einer nach dem anderen stießen die anderen Truppführer zu der Gruppe, und Costis geriet von einer Verlegenheit in die nächste, die weniger schmerzlich, aber genauso heftig war, als sie ihn mit seiner Übungsstunde mit dem König neckten. Costis stützte die Ellbogen auf den Tisch und das Kinn in die Hände; er ignorierte den Rest des Tisches betont, aber er wusste insgeheim, dass das wackelige Gefühl in seinen Knien Erleichterung war. Er hatte zwar keinen Trupp mehr, aber er war noch immer ein Mitglied der Garde, kein in Schimpf und Schande Ausgestoßener.
Die anderen Truppführer aßen und gingen dann. Aris blieb ein wenig länger. »Du solltest etwas essen«, sagte er zu Costis.
»Mache ich auch«, versprach Costis. Erst war ihm zu übel, dann war er zu verlegen gewesen, um sein Frühstück fortzusetzen. »Was meinst du, warum sie das getan haben?«, fragte er, dankbar dafür, aber zugleich verwirrt darüber, aus dem Exil zurückgeholt worden zu sein.
»Sie mögen dich«, sagte Aris. »Sie respektieren dich.«
»Warum?«, fragte Costis, dem nicht bewusst war, dass er in irgendeiner Hinsicht bewundernswert sein könnte.
Aris stützte den Kopf in die Hände, ein Bild der Verzweiflung angesichts solcher Unbedarftheit. »Das, Costis, ist der Unterschied zwischen dir und jemandem wie etwa Leutnant Enkelis. Nach Thegmis warst du nicht der Ansicht, deine Beförderung verdient zu haben; du hast gesagt, du hättest nur deine Pflicht getan. Enkelis dagegen lässt sich keine Gelegenheit entgehen, das Lob für eine gute Leistung einzustreichen. Er will irgendwann Hauptmann werden, und deshalb achtet er darauf, besser zu sein als alle anderen. Du willst einfach nur besser sein, und deshalb dachte jeder, du würdest zum Centurio und zum Leutnant und vielleicht sogar irgendwann zum Hauptmann befördert werden. Sie wollten, dass du Hauptmann wirst. Enkelis werden sie nie wollen.« Aris leerte seinen Becher und stand auf. »Ich habe bald Dienst. Du solltest etwas essen.«
Costis befolgte seinen Rat nicht sofort. Er dachte nach. Allzu bald spürte er eine Hand auf der Schulter.
»Wasch dich und zieh dich um«, sagte Teleus. »Der König will dich sehen.«
Costis sah ihn fassungslos an.
»Beeil dich«, drängte Teleus.
Nach einem bedauernden Blick auf sein Frühstück, auf das er endlich Appetit bekommen hatte, ging Costis. Da Teleus dabeistand, konnte er noch nicht einmal eine Feige mitnehmen. Er eilte in sein Zimmer, um seine Ausrüstung zu holen, und trug sie auf den Armen die Treppe hinunter und über den Hof in die Bäder.
Die Bäder der Garde lagen in einem Gebäude, das so groß wie eine der Baracken war. Es hatte eine so elegante Kuppel wie jedes, das für die Patriarchen des Hofs gebaut worden war; sein Inneres dagegen war recht schlicht gehalten. Costis hatte keine Zeit, ins Dampfbad zu gehen und sich danach abzuschaben. Er ließ seine Kleider auf eine Bank fallen und eilte ins Tepidarium,
um einen Eimer heißes Wasser zu schöpfen und ihn sich über den Kopf zu gießen. Auf einem Steinteller lag ein harter Seifenklumpen, den er
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