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Der Gebieter

Der Gebieter

Titel: Der Gebieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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benutzte, um sich abzureiben. Es bildete sich kein Schaum. Aris behauptete, dass diese Klumpen, die im Badehaus auslagen, gar keine Seife, sondern Steine wären und dass sie einen säuberten, indem sie einem den Schmutz von der Haut rieben, nicht, indem sie einen einseiften. Costis schöpfte noch mehr Wasser, um sich abzuspülen, und gab beim Rückweg über den Schieferboden acht, nicht auszurutschen.
    Ein Diener erschien mit einem Handtuch, um Costis abzutrocknen, und half ihm in seine Kleider. Nachdem der Brustpanzer festgeschnallt war, trat der Diener zurück, und Costis hob hilflos die Hände. »Ich habe keine Münze. Es tut mir leid.« Sein gesamtes Geld war verschwunden. Bis zum nächsten Zahltag würde er keines mehr bekommen.
    Der Diener winkte nachsichtig ab, und Costis eilte davon.
     
    Teleus ging voran in den Palast hinauf. Costis folgte besorgt seinem Hauptmann und fragte sich, wie der nächste Schritt seines Schicksals wohl aussehen würde. Der Hauptmann hatte nur gesagt, dass der König ihn sehen wollte und ihn beim Frühstück erwartete. Nervös folgte er Teleus durch die vielen Gänge und Räume des Palastes; die ersten waren vertraut, die folgenden immer weniger. Als Mitglied der Achten Centurie war Costis noch nie im inneren Palast gewesen. Einige der Türen waren bewacht; an jeder grüßten die Posten Teleus, und er nickte im Vorübergehen. Am Ende durchquerten sie einen engen Hof und gingen durch einen tunnelgleichen Torbogen, der zu einer Terrasse oberhalb des Gartens der Königin hinaufführte. Dort warteten die Kammerfrauen der Königin, ein zum Frühstück gedeckter Tisch und, allein am Tisch sitzend, die Königin.
    Sie warf einen Blick zu Teleus hinauf, sagte aber nichts. Teleus
stellte sich neben den Eingang des Torbogens und wartete. Costistat es ihm gleich.
    Der König erschien; sein eigener Trupp Soldaten und seine Kammerherren gingen voran. Sein Haar war feucht und nicht geölt. Seine Haut sah aus, als sei sie frisch geschrubbt. Er bemerkte Costis, als er an ihm vorbeikam, und wandte den Kopf, um ihm ein kurzes Lächeln zu schenken, als würde er einräumen, dass Costis dadurch, dass er als Erster hier gewesen war, einen kleinen Sieg davongetragen hatte.
    »Du kommst zu spät«, sagte Attolia zu ihrem Mann.
    »Entschuldige«, erwiderte der König. Einer seiner Kammerherren rückte ihm den Stuhl zurecht, und er setzte sich an den Tisch. Das Gefolge verneigte sich und zog sich zurück, um König und Königin abgesehen von ihren Wachen allein zu lassen.
    »Die Schärpe passt nicht zu dem Umhang«, sagte die Königin.
    »Wie du schon bemerkt hast, war ich spät dran.« Eugenides neigte den Kopf, um auf seine Taille hinabzublicken. Sein Umhang war gelb, die Schärpe ebenfalls, aber es war nicht derselbe Farbton. »Meine Kammerherren waren heute Morgen in ihrem Bemühen erfolgreich, mich töricht aussehen zu lassen.«
    »Du bist mit deinen Kammerherren nicht zufrieden«, sagte die Königin. Costis’ lief zwischen den Schulterblättern ein Schauer über den Rücken, als er sich das unausgesprochene Schicksal der Männer und Frauen ausmalte, die den Ansprüchen der Königin nicht genügten.
    »Oh nein«, sagte der König. »Es besteht keine Notwendigkeit, sie in Öl zu sieden. Sie entwickeln sicher mit der Zeit einen besseren Geschmack.«
    »Vielleicht solltest du deine Kleider nicht in Farben bestellen, die einem Kanarienvogel gut stehen würden?«
    Der König neigte den Kopf zur Seite und musterte sie einen
Moment lang, als dächte er über seine Antwort nach. »Du hast recht«, stimmte er ruhig zu. »Ich sollte mich auf eine schwarze eddisische Tunika mit schwarzen Stickereien und glänzenden schwarzen Stiefeln beschränken. Ich kann mir die Haare grau pudern wie jemand vom Kontinent, dann kannst du so tun, als hättest du meinen Vater geheiratet.«
    Die Königin gab den Gardesoldaten ringsum einen Wink, und sie zogen sich zurück, bis sie außer Hörweite waren, aber nicht bevor sie die Königin dem König hatten sagen hören, dass sein Vater zumindest einen Sinn für Würde hätte.
    »Und er kommt nie zu spät zum Frühstück«, bemerkte der König und biss in ein Gebäckstück.
    Als das Frühstück vorüber war, ging der König um den Tisch herum und bückte sich, um seine Frau auf die Wange zu küssen. Die Königin ertrug diese Zurschaustellung seines Besitzanspruchs wie versteinert. Costis war wie gelähmt. Er versuchte sich vorzustellen, wie die Königin von ihrer Mutter geküsst

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