Der Gebieter
großen Tore stand offen; es führte zurück zu den Zwingern und Stallungen. Unter gewöhnlichen Umständen wären die Tiere durch dieses Tor auf den Jagdhof geführt worden, um sich dort zu sammeln, bevor die königliche Jagd aufbrach. Das andere Tor ging durch die Außenmauer des Palastes auf die Straße, die ins königliche Jagdrevier führte. Dieses Tor war geschlossen, aber beiderseits befanden sich Stufen zum Wehrgang auf den Palastmauern. Costis war froh zu sehen, dass Gardisten schon die oberen und unteren Enden der Treppen gesperrt hatten. Mit weiterem Winken und Fingerzeigen sandte Costis Männer aus, um die Zugänge zu den Palastgärten zu verstellen. Er schrie aus voller Kehle, um Leute in die Ställe zu schicken und Mistgabeln, Harken und Besen zu holen. Es bestand wenig Hoffnung, die Hunde einen nach dem anderen zurück in die Zwinger zu schleifen, bevor der König eintraf. Sie würden das ganze wilde, kläffende Knäuel auf den Stallhof treiben und sich dort mit ihm befassen müssen.
Es gab keine Möglichkeit, festzustellen, wie viel Zeit ihnen blieb, aber Costis nahm an, dass der König bald vorbeikommen würde, denn sonst wären die Hunde nicht freigelassen worden.
Zwei Hunde, die nacheinander schnappten und sich anknurrten, warfen sich gegen seine Knie, und er verlor beinahe das Gleichgewicht. Der Hundeführer hielt ihn am Ellbogen fest und stützte ihn. Costis erklärte ihm seinen Plan, und die beiden Männer teilten sich auf, um die Zwingerbediensteten und Soldaten einen Kreis um die Hunde bilden zu lassen. Mit Besen
und Rechen standen sie Schulter an Schulter und begannen, die Hunde durchs Tor auf den Hof dahinter zu treiben. Weitere Gardisten waren aus dem Palast hinzugestoßen. Costis war erstaunt, als er zu seiner Linken Aristogiton entdeckte, der mit dem Schwert in der Hand die Hunde vor sich hertrieb.
»Was tust du hier?«, rief er.
»Was?«
Langsam änderte sich der Ton des Bellens, als die Hunde sich zusammendrängten. Costis versuchte es noch einmal: »Ich dachte, du wärst im Dienst?«
»Bin ich auch«, antwortete Aris.
»Wo ist der König?«
»Im Garten. Er sollte sich dort mit dem Flottensekretär treffen, aber er hat abgesagt. Wir haben ihn im Garten gelassen, um euch hier zu Hilfe zu kommen«, rief Aris und nickte über die Schulter zu dem kleinen Torbogen mit der Pforte hinter ihnen.
Der Lärm hatte sich verringert, und sie konnten einander hören, ohne zu schreien, obwohl sie immer noch mit erhobener Stimme sprechen mussten.
»Der König hat abgesagt?«
»Nein, der Flottensekretär.«
Wenn der König gar nicht jetzt über den Jagdhof hatte kommen sollen, warum waren dann die Hunde losgelassen worden? Irgendjemand musste im Voraus gewusst haben, dass der Sekretär den Termin absagen würde. Costis’ Knie verstanden schneller als sein Kopf. Sie wurden ihm plötzlich weich, und sein Magen geriet in Aufruhr. Costis schaute zu den Palastmauern hoch, wo die Gardisten immer noch versprengten Hunden den Weg verstellten und den Blick auf den Hof, nicht in den Garten gerichtet hielten. Seine Hände zitterten.
»Oh, mein Gott«, betete er zu Miras. »Oh, mein Gott, oh, mein Gott.«
»Was?« Aris verstand nichts.
Costis ließ seine Harke fallen und packte ihn bei den Schultern. »Wo habt ihr den König zurückgelassen?«
»In einem Heckengang gleich hinter dem Najaden-Brunnen und dem Spiegelteich. Was ist denn nur? Ich habe Legarus am Eingang postiert.«
»Und am anderen Ende?«
»Da ist ein Tor. Es ist verschlossen. Costis, um Gottes willen, es ist verschlossen und keine fünfzehn Fuß von den Wachen auf den Palastmauern entfernt.«
Costis wagte zu hoffen. »Wissen sie, dass der König im Garten ist? Hast du eine Nachricht auf die Mauer geschickt?«
Nein, das hatte Aris nicht.
»Hol deine Männer. Gib mir dein Schwert.« Costis griff nach der Schnalle, nahm Aris Gürtel, Scheide und Schwert ab und sah sich auf dem überfüllten Hof hektisch nach Teleus um. Er musste mit den Gardisten gekommen sein.
Teleus schaute auf, als Costis nach ihm rief. Er begegnete kurz Costis’ Blick, sah dann zu den Wachen auf der Mauer über ihm und begriff schlagartig, wie es stand. Costis rannte bereits – das blanke Schwert in einer Hand, die Scheide in der anderen – auf die nächste Pforte in den Garten zu.
Dies war nicht der verhältnismäßig kleine Garten der Königin, sondern der weit ausgedehntere Palastgarten. Er hatte noch nie so riesig und voll sinnloser Hindernisse
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