Der Gebieter
aber, als ihr Vater mit umwölkter Stirn an sie herantrat.
»Sie behauptet, dass es ihr nicht gut geht«, sagte der König verdrießlich. »Sie schlägt vor, dass ich den Tanz mit ihrer Schwester beenden soll.«
Die Stirn ihres Vaters glättete sich. Er führte sie davon. Der König kehrte mit Themis in den Tanz zurück.
Zwei Wochen später saß Costis auf den Stufen vor dem Speisesaal und genoss den Sonnenschein, der zwischen den hohen, dicht an dicht stehenden Gebäuden hindurchfiel. Es würde nicht lange so bleiben. Die Sonne bewegte sich mit unendlicher
Geduld über den Himmel, und der Schatten kroch Zoll um Zoll über die Stufen. Er würde ihn bald erreichen, und er musste mit der Sonne weiterrücken oder sich mit der Kühle des Schattens begnügen. Wenn er Glück hatte, würde Aristogiton kommen, bevor er eine Entscheidung fällen musste. Aris hatte bald Dienstschluss. Er und Costis sollten drei Tage freihaben und wollten ihren Urlaub auf der Jagd in den Hügeln einen Tagesritt von der Stadt entfernt verbringen.
Costis hatte seine Ausrüstung schon gepackt und einen Großteil des Tages damit verbracht zu warten. Aris war sehr mit seinen neuen Pflichten beschäftigt, während Costis’ Leben plötzlich viel freie Zeit enthielt.
Teleus hatte ihm erklärt, dass seine Stellung unbestimmt war, solange seine Zukunft noch nicht feststand. Wahrscheinlich würde er in eine Grenzfestung im Norden versetzt werden, vielleicht sogar in seinem alten Rang als Truppführer. In dieser schönen Hoffnung schleppten sich Costis’ Tage von banger Erwartung erfüllt dahin. In der Zwischenzeit machte er als Sonderleutnant in eingeschränktem Dienst weiter, sprang für Wachschichten ein und überwachte die Parademärsche der Jungen in den Ausbildungsbaracken.
Der Schatten kroch näher heran. Costis blickte auf, als sich jemand im Laufschritt näherte, und vermutete, dass es ein Barackenjunge mit einer dringenden Nachricht war. Es war aber kein Barackenjunge, der um die Ecke auf den engen Hof gerannt kam, sondern jemand aus den Hundezwingern, der Livree nach ein Lehrling. Er blieb keuchend vor Costis stehen.
»Mein Herr schickt mich, um Hilfe zu holen. Die Jagdhunde sind auf den Hof hinausgelassen worden. Es sind läufige Hündinnen darunter, und die Hunde kämpfen. Wir können sie ohne Hilfe nicht in die Zwinger zurücktreiben. Könnt Ihr Gardisten mitbringen, um uns zu helfen, Leutnant? Mein Herr hat Angst,
dass der König die Hunde schlachten lassen wird – und ihn gleich mit.«
Costis schickte ihn weiter zu dem Offizier, der heute Schreibstubendienst hatte, und holte dann die Leute, die im nächsten Speisesaal herumlungerten, um sie zu den Hundezwingern zu führen.
»Warum sollen wir uns beeilen?«, grummelten die Männer. »Warum einen guten Witz verderben?«
»Weil es für den Hundeführer nicht witzig ist.«
»Für uns auch nicht«, sagte jemand anders, als sie den Hof erreichten. Sie waren durch den Palast gekommen und standen im Vorbau vor den Palasttüren, die auf den Jagdhof hinausgingen. Von hier führten Stufen hinab in ein bellendes, knurrendes Getümmel von Hunden. Der Lärm tat einem in den Ohren weh und übertönte die Rufe der Männer, die unten arbeiteten. Die Zwingerbediensteten versuchten mit Stöcken und Seilen einen Hund nach dem anderen aus der Meute zu lösen und zurück durch das offene Tor in die Zwinger zu treiben. Es waren bereits Palastgardisten damit beschäftigt zu helfen, wo sie nur konnten. Einige standen auf den Stufen vor dem Portikus und versuchten, die vereinzelten Hunde einzufangen, die von dem Gerangel die Treppe hinaufgedrängt wurden. Jagdhunde reichten einem Mann zwar nicht ganz bis zur Taille, aber über die Knie hinaus, und wogen halb so viel wie ein Erwachsener. Es war keine Kleinigkeit, einen zu packen und festzuhalten, ohne von ihm gebissen zu werden.
Ein Hund kam die Treppe empor auf Costis zugeschossen und rannte auf die offene Palasttür hinter ihm zu. Costis und seine Männer schrien und winkten, um den Hund zu verscheuchen. Er scheute vor ihnen zurück und sauste die Stufen wieder hinunter.
»SCHLIESST DIE TÜR!«, brüllte Costis über das Getöse
hinweg, aber er musste darauf zeigen, um sich verständlich zu machen. Zwei Gardisten gingen daran, die zwölf Fuß hohen Türflügel zuzuschwingen, um den Palast vom Jagdhof abzuschließen.
Danach überprüfte Costis die anderen Zugänge. Es gab nur vier: zwei breite Torbögen und zwei kleine Pforten. Eines der
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