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Der Gebieter

Der Gebieter

Titel: Der Gebieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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das seines Vaters für drei weitere. Und wenn er jedes Geldstück sparte, die Kleider trug, die von der Armee zur Verfügung gestellt wurden, das Essen aß, das die Armee zur Verfügung stellte (es war nahrhaft, wenn auch manchmal verdorben), und nie auch nur eine Kupfermünze mit seinen Freunden in der Schenke ausgab, dann würde er die verbleibenden vier sehr kleinen Becher in zehn oder fünfzehn Jahren abzahlen können. Er konnte wohl auch einfach sein Gelübde vergessen und hoffen, dass die Göttin es nicht bemerken würde.
    Der König erreichte das obere Ende der Treppe, die zum Spiegelteich hinabführte, und blieb stehen. Er drehte sich halb um, um Costis anzusehen, und hielt sich immer noch mit der Hand die Seite.
    Von Schuldgefühlen übermannt keuchte Costis entsetzt: »Nein! Nein! Ich besorge die zehn Becher, das schwöre ich!«
    Der Mantel des Königs war hellgolden wie die Hügel in der Herbsthitze und Ton in Ton mit Satinfäden bestickt; davon hob sich der dunkle Maulbeerfarbton der Tunika ab, die er darunter trug. Das Blut war auf ihrem Stoff nicht zu sehen, aber es quoll dem König zwischen den Fingern hervor und breitete sich als funkelndes, ungeordnetes Spinnennetz über seinen Handrücken aus.
    »Costis«, sagte der König im geduldigen Tonfall eines Menschen, der mit einem Schwachsinnigen spricht, »ich brauche nur ein wenig Hilfe bei den Stufen.«
    Natürlich. Die Stufen. Mit einer Wunde in der Seite würde die Treppe schwer zu bewältigen sein. Costis riss sich zusammen und sah Aris an, der so blass wie der König dastand. »Hol den Arzt«, sagte er.
    »Nein!«, widersprach der König scharf.
    Costis und Aris sahen ihn beide verblüfft an.
    »Oh, götterverdammt«, sagte der König leise. Er hob die Hand, um sich das Gesicht zu reiben, sah, dass sie blutüberströmt war, und stützte sie wieder auf die Hüfte. Er drehte sich vorsichtig um, um zu den Palastmauern hinaufzublicken. Die Köpfe und Schultern von Schaulustigen waren oben auf den Wehrgängen zu sehen. Der König blickte zu den Mauern, die den Garten umschlossen. Noch mehr Leute.
    »Na gut, na gut«, sagte er und gestand damit seine Niederlage ein. »Hol den Arzt. Er soll mich in meinen Gemächern aufsuchen.«
    Aris ging.
    Eugenides stand mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern da. »Wie viele Becher, Costis?«, fragte er, ohne den Kopf zu heben.
    Costis errötete. »Zehn.«
    »Silberne?«
    »Goldene.«
    »Zehn Goldbecher  – um meinetwillen?« Er schaute überrascht auf. »Ich dachte, du würdest mich hassen.«
    »Das tue ich auch.«
    Eugenides begann zu lachen und keuchte stattdessen auf. Costis legte ihm die Hände an beide Schultern, um ihn zu stützen.
    »Ich habe abergläubische Angst davor zu fallen«, gestand Eugenides. »Lass mich dir einen Arm um die Schulter legen, wenn wir die Treppe hinuntergehen.«
    Costis zog den Kopf ein und bot seine Schulter dar.
    Der König rührte sich nicht. »Das ist der falsche Arm, mein Lieber«, sagte er trocken. Er musste seine linke Hand benutzen, um die Wunde zuzuhalten, da er keine rechte hatte.
    Verlegen ging Costis hinter dem König herum auf die andere Seite. Der Arm des Königs sank ihm schwer auf die Schulter. Als Costis sich aufrichtete, hing der Haken genau vor seinen Augen. Zum ersten Mal sah er, dass er eine Messerschneide aufwies. Sie war blutverschmiert, und eine Ecke der Manschette am Mantel des Königs war blutgetränkt.
    Costis zuckte zusammen und wandte den Blick von diesem Ausgleich für die Behinderung des Königs ab, nur um sich dabei zu ertappen, dem König direkt ins Gesicht zu starren. Eugenides erwiderte Costis’ Blick mit ernster Miene; seine Augen glichen dunklen Teichen, die zu tief waren, als dass Costis bis an den Grund hätte vordringen können. Einen Moment lang konnte
Costis etwas sehen  – nicht so sehr das, was sich dahinter verbarg, sondern dass es verborgene Dinge gab, die der König nicht enthüllen wollte. Dinge, die zu sehen Costis nicht zustand. Er war nicht zu durchschauen, aber Costis wusste, dass er für diesen unergründlichen König genauso in die Hölle marschiert wäre wie für seine Königin. Zumindest, solange sie ihn nicht gleichzeitig in entgegengesetzte Richtungen schickten. Was er tun würde, wenn das geschah, vermochte Costis nicht zu erraten …
     
    Der Arm des Königs straffte sich um seine Schulter, und Costis riss sich von seinen Gedanken los und begann, die Treppe hinunterzusteigen.
    Der linke Fuß des Königs landete

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