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Der Gebieter

Der Gebieter

Titel: Der Gebieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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Vogelschwarm um ihn herum nieder. Ihre Hast war Costis unbehaglich, aber er konnte sich nicht einfach davonstehlen, ohne sie zu kränken.
    Sie wollten Neuigkeiten hören, und Costis war die naheliegendste Quelle.
    »Wir haben gehört, dass der König Leutnant Sejanus unter irgendeiner erdichteten Anklage hat verhaften lassen.« Für sie war er immer noch der loyale Leutnant.
    »Sie war nicht erdichtet«, sagte Costis, bevor ihm wieder einfiel, dass die Vorwürfe genau das gewesen waren. »Er hat gestanden
« , fuhr Costis fort, aber die Gardisten hatten sein Zögern bemerkt. Sie musterten ihn so skeptisch, dass Costis mit Nachdruck hinzufügte: »Sejanus hat versucht, den König zu ermorden.«
    »Wünschen wir uns nicht alle, dass es ihm gelungen wäre?«, bemerkte Domisidon, ein Truppführer aus der Dritten Centurie.
    Costis zuckte zusammen. Noch vor ein paar Tagen hätte er aus ganzem Herzen zugestimmt. Oder vielleicht auch nicht. In den Gärten war er so schnell wie nur irgend möglich an die Seite des Königs geeilt, obwohl er damals noch nicht gewusst hatte, dass Eugenides mehr war, als er zu sein schien, und erst später erfahren hatte, dass die Königin ihn liebte. Was hatte seine Meinung über den König geändert? Vielleicht die Tatsache, dass Costis Sejanus schon vorher misstraut hatte? Aber er nahm an, dass es eher an den Tränen des Königs gelegen hatte, und an der Erkenntnis, dass der König, ganz gleich, wie unausstehlich er sein mochte, wie jeder andere Mensch litt, unter erbarmungslosen Spötteleien, unter seiner Einsamkeit, unter seinem Heimweh.
    Exis saß weiter unten am Tisch und sah Costis mit hochgezogenen Augenbrauen an. Costis zuckte mit den Schultern. »Ich finde, wir sollten nicht vergessen, dass Sejanus ganz der Sohn von Baron Erondites ist.«
    Das verstanden die Gardisten. Was sie auch vom König halten mochten, sie wussten, was für eine Gefahr für ihre Königin von Erondites ausging. »Wenigstens wissen wir jetzt, warum die Königin so tut, als ob sie den König schätzt. Sie hat ihn zu ihrer Marionette gemacht«, sagte Exis trocken.
    »Er ist niemandes Marionette«, sagte Costis warnend, aber sie lachten.
    »Du klingst wie seine Kammerherren«, sagte Domisidon. »Denen glaubt auch keiner.«
    »Erzähl uns von dem Attentat im Garten«, bat Exis. »Nur du und Teleus wart dabei, und der Hauptmann will nichts darüber erzählen.«
    Costis zögerte. Er war sich nicht sicher, warum er nicht über die Vorfälle im Garten sprechen wollte. »Ich habe gestern einen Großteil des Nachmittags verschlafen. Erzählt mir erst, was es da Neues gab.«
    Er erfuhr, dass der König nicht direkt ins Bett gegangen war, wie er es versprochen hatte.
    »Was hat er oben auf dem Comemnus-Turm gemacht?«, fragte Costis.
    »Die Aussicht genossen«, sagte jemand.
    Costis erkannte einen Mann aus Teleus’ Trupp, der am Vortag mit in der Kerkerzelle gewesen war. »Hast du ihn gesehen?«, fragte er, zu schnell. »In welche Richtung hat er geschaut?«
    Der Gardist musterte ihn seltsam. »Das konnte ich nicht sehen. Welche Rolle spielt das denn?«
    »Schon gut«, sagte Costis hastig. »Ich bin froh, dass ihr ihn am Ende zurück in seine Gemächer bekommen habt.«
    »In die Gemächer Ihrer Majestät. Anscheinend wohnt er jetzt dort.«
    Ein weiterer Gardist mischte sich ins Gespräch: »Ich habe gehört, dass er wieder gehen wollte  – aber die Kammerfrauen der Königin haben ihm Lethium in den Wein gemischt.«
    »Ich habe gehört, dass sie es ihm ins Essen gerührt haben. Er hat den Wein zurückgewiesen und ist doch eingeschlafen.«
    Die Gardisten lachten gehässig.
    »Also hat er gelogen«, sagte Costis und lachte gezwungen. »Das kann er am besten.«
    »Na, du musst es ja wissen, nicht wahr?«, sagte der Mann zu seiner Linken.
    »Erzähl uns von dem Kampf«, sagte jemand anders, und andere
am Tisch wiederholten die Bitte. »Erzähl uns von dem Kampf mit den Attentätern.«
    Costis blickte auf und sah, dass auch Aristogiton zu ihnen gestoßen war, einen Weinbecher in der Hand und den Mund voller Brot. Costis lächelte erfreut. »Ich dachte, du stündest in deinem Quartier unter Arrest?«
    Aris lächelte mit vollen Backen zurück. »Die Königin hat mich gestern Morgen wieder als Truppführer eingesetzt, noch dazu weiterhin in der obersten Kohorte, zur gleichen Zeit, als sie Teleus wieder eingesetzt und Enkelis hinausgeworfen hat.«
    »Sie hat Enkelis hinausgeworfen?«
    Aber das wussten die Gardisten schon. Sie

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