Der Gebieter
kräftiger über ihre Spalte rieb, als wollte er ihr zeigen, dass er sie in der Hand hatte.
Krampfhaft hielt sie sich an ihm fest und biss in seine Schulter, offensichtlich nicht fest, denn Chad verzog keine Miene, während er seinen Arm ein Stück weit herauszog, wieder hineindrückte und dabei seine Hand auf ihren Schritt presste. Jenn konnte kaum ruhig stehen bleiben. Sie öffnete ihren Mund, wohl nach Atem ringend. Endlich blieb sie stehen, sie schien sich sogar zu verkrampfen, und ihre Wangen wurden rosig.
Naomi beobachtete fasziniert, wie sich die Phasen des Höhepunkts in Jenns Mimik spiegelten – von selig über verzerrt während des Lustkrampfes bis hin zu erlöst und glücklich. Keuchend lag sie in Chads Armen, der sie an sich drückte und ihr einen Kuss auf das Haar hauchte.
In diesem Augenblick sah er Naomi.
Augenblicklich lief er purpurrot an. Er musste sich versteift haben, denn Jenn merkte, dass etwas nicht stimmte, und drehte sich um. Sie riss ihre Augen erschreckt auf und gab einen Schrei von sich, als wäre Naomi der Teufel in Person. Dann rannte sie davon.
Chad vergrub seine Hände in den Hosentaschen, zog den Kopf zwischen die Schultern und schlenderte zu seiner Cousine.
»Tut mir leid, ich wollte nicht …« Verlegen räusperte sie sich.
Doch Chad ging um das Auto herum und nahm auf dem Beifahrersitz Platz. »Schon gut. Wir haben uns ja nicht gerade versteckt. Nimmst du mich zum Haus mit?«
»Natürlich«, sagte sie und fuhr los. Sie deutete auf den Fleck in seinem Schritt. Offensichtlich war er entstanden, als Jenn ihn zwischen den Beinen gekniffen hatte. »Du solltest dich als Erstes umziehen gehen.«
»Ist wohl besser. Wenn Dad das sehen würde, wäre der Trouble groß.« Machohaft lehnte er sich mit dem Arm aus dem Fenster. »Ich find’s toll, dass du so aufgeschlossen bist, was Sex angeht. Cheng ist ein Glückspilz!«
Betreten schwieg Naomi und guckte sich die Reben an, als würde sie das Weingut heute das erste Mal sehen. Bestimmt dachte Chad, sie und Cheng würden tollen Sex haben. Doch es war genau das Gegenteil. Um abzulenken, sagte sie: »Deine Freundin ist hübsch.«
»Jennifer? Sie ist nicht meine Freundin. Wer weiß …« Er lächelte vielsagend, doch dann wurde er ernst. Er drehte sich ein wenig zu Naomi und hielt ihr seine gefalteten Hände hin. »Bitte, du darfst niemandem von ihr erzählen. Sie gehört zur Konkurrenz, wenn du weißt, was ich meine.«
Naomi nickte und lenkte den Ford über die staubige Straße tiefer ins Tal. Jenn war also die Tochter eines anderen Winzers im St. Helena AVA. Chad war ohnehin das schwarze Schaf der Familie. Vermutlich wollte er seine Eltern nicht noch mehr gegen sich aufbringen. Seit er beschlossen hatte, nicht wie sein Vater auf die California State University zu gehen, um Weinbau zu studieren, sondern sich das Know-how nach dem Motto Learning by Doing zu erwerben, hatte er bei Carol und Bill einen schweren Stand. Dass er gerne stundenlang in den Weinhängen verschwand, machte ihr Verhältnis nicht gerade besser. »Eine Romeo und Julia Lovestory.«
»So weit würde ich nicht gehen.« Lässig fing er mit beiden Händen eine Fliege ein, die sich ins Wageninnere verirrt hatte und auf dem Armaturenbrett saß, streckte seine Arme aus dem Fenster und ließ sie frei. »Wir lernen uns gerade erst kennen.«
»So nennst du das.« Sie warf einen kurzen Blick auf den Fleck auf seiner Jeans.
Nun war er Chad doch unangenehm, denn er legte seine Hand darauf. »Was wolltest du bei Sam?«
»Einziehen.« Hitze schoss in ihre Wangen, weil sie an Sams Unverschämtheiten dachte. »In das Gästehaus, nicht zu ihm. Ich wusste nicht, dass er dort wohnt. Wer ist er überhaupt?«
Glücklicherweise bemerkte Chad ihre Verlegenheit nicht, denn er fuhr das Seitenfenster hoch, weil das Hauptgebäude in Sichtweite kam. »Samuel McAvoy, ein Autor. Er ist ein echt feiner Kerl.«
Ach, ja? Vielleicht, wenn man ihn näher kennenlernte. Auf die Art wie sich Chad und Jenn annäherten. Der rote Tanga und seine erotischen Anspielungen sagten doch schon alles über diesen unverschämten Kerl aus. Er war ein Verführer, ein Don Juan. Aber warum hatte er sie dann am Schluss abblitzen lassen? Fand er sie nicht sexy genug?
Als sie vor dem Wohngebäude parkte, ärgerte sich Naomi so richtig. Über Sam. Und noch mehr über sich selbst, weil ihr angekratztes Selbstbewusstsein sich meldete. Es hatte unter den Zurückweisungen von Cheng gelitten, das wurde ihr jetzt erst
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