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Der Gebirgspass

Der Gebirgspass

Titel: Der Gebirgspass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirill Bulytschow
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ihn zum Schiff ziehn wie den Alten, wie Thomas, und er sah auch nichts Verwerfliches darin. Es bedeutete den Sieg des Alten, der nicht wollte, daß die Jungen im Dorf Teil des Waldes wurden. Nun verstand Oleg in aller Deutlichkeit, wie und warum der Alte so dachte, seine Worte bekamen einen Sinn, den man nur hier erfassen konnte.

    Dann kam Oleg auf die Idee, die Tischplatte hochzuklappen, auf deren Innenseite sich ein Spiegel befand. Der Junge hatte sein Gesicht bisher nur in dem kleinen Teich gesehen und in einem kleinen Spiegelscherben, den Kristina wie ein Heiligtum hütete. In einen richtig großen Spiegel dagegen hatte er noch nie geschaut. Wie er sich jetzt aber darin betrachtete, wurde ihm plötzlich die Zweiteilung seiner Person bewußt, eine Zweiteilung, die nichts Widernatürliches besaß: Dort, hinter der geöffneten Tür, war er eben noch der einjährige Oleg gewesen, der nicht einmal seine Milch ausgetrunken hatte, hier aber stand er in der Uniform des Vaters vor dem Spiegel, auch wenn er dem Vater kaum ähnelte, denn seine Haut war vom Frost verfärbt, das Gesicht dunkelverwittert und von frühen Falten durchzogen, hervorgerufen durch ständigen Hunger und rauhes Klima. Dennoch war er herangewachsen und hierher zurückgekehrt, er hatte die Uniform des Vaters angelegt und war zum Besatzungsmitglied des Raumschiffs „Pol“ geworden.
Im Schreibtisch fand er das Notizbuch des Vaters, es war zur Hälfte unbeschrieben — mindestens hundert weiße leere Blätter, ein regelrechter Schatz für den Alten! Er würde den Kindern im Unterricht bestimmte Dinge darauf aufmalen können, so daß sie begriffen und eine Vorstellung von ihnen bekamen, denn sie sollten, wenn sie groß waren, unbedingt zum Schiff zurückkehren. Oleg fand auch ein paar farbige Stereobilder von verschiedenen Erdenstädten, die er gleichfalls einpackte. Dann gab es da noch Dinge, die Oleg unverständlich waren und die er vorerst nicht anrührte — der Rückweg zur Siedlung wäre ohnehin schwierig genug. Einen der Gegenstände nahm er aber doch mit, denn ihm wurde sofort klar, worum es sich handelte, und er begriff, daß Sergejew und Waitkus glücklich darüber sein würden. Waitkus hatte ihm diesen Gegenstand des öfteren auf feuchten Lehm gemalt und dabei stets ausgerufen: „Ich werde mir nie verzeihen, daß keiner von uns daran gedacht hat, den Blaster mitzunehmen!“ Worauf der Alte jedesmal erwiderte: „Du machst dir ganz umsonst Vorwürfe. Um den Blaster zu holen, hätte man zur Kommandobrücke zurück gemußt, dort aber herrschte bereits eine tödliche Strahlung.“ Wie sich nun herausstellte, befand sich die Waffe beim Vater im Schreibtisch.
Der Griff des Blasters lag fest in Olegs Hand. Um zu überprüfen, ob die Waffe geladen war, richtete er sie auf die Wand und drückte ab — ein Blitz schoß heraus und versengte sie. Oleg blinzelte geblendet, noch eine Minute danach tanzten Funken vor seinen Augen. Dann trat er mit dem Blaster in der Hand auf den Korridor hinaus und war jetzt mehr als nur Herr des Schiffes. Er hatte die Möglichkeit erhalten, künftig nicht mehr bloß als Bittsteller mit dem Wald zu reden: Bitte rühr uns nicht an, bitte tu uns nichts …
Im Korridor blieb Oleg zögernd stehen. Er hätte gern noch einen Blick in die Steuerzentrale oder in die Funkkabine geworfen, doch es war wohl sinnvoller, zum Vorratslager zurückzukehren, weil Dick und Marjana, sollten sie bereits dort sein, sich gewiß Sorgen machten.
Oleg strebte eilig dem Lager zu, traf aber niemanden an. Da werde ich die beiden wohl wecken müssen, sagte er sich. Auch wollte er, selbst wenn er es, sich nicht eingestand, gern in der Uniform eines Raumfliegers vor ihnen aufkreuzen, wollte ihnen zurufen: „Ihr schlaft und schlaft, dabei wird es Zeit für uns, zu den Sternen aufzubrechen …“
Oleg löschte die Fackel auch im erhellten Korridor nicht. Diesmal durchquerte er den Hangar auf schnellstem Weg, und die Strecke kam ihm nun viel kürzer vor als gestern, denn er hatte sich bereits an das Schiff gewöhnt. Tageslicht schlug ihm entgegen — die Außenluke war geöffnet. Sie hatten sie zu schließen vergessen. Freilich war das bedeutungslos: In diesen Schneehöhen gab es schwerlich Tiere, was hätten sie hier zu suchen?
Oleg blinzelte etwa eine Minute ins Licht, bis sich seine Augen an die Sonne gewöhnt hatten. Sie stand hoch am Himmel, die Nacht war längst vorüber. Oleg öffnete die Augen wieder und war furchtbar erschrocken: Keinerlei Zeichen

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