Der Geek-Atlas (German Edition)
Der Astronaut hat relativ zum Raumschiff kein Gewicht, obwohl die Erdanziehung auf beide einwirkt.
Ein Raumschiff in einer Umlaufbahn bewegt sich im richtigen Winkel und mit ausreichender Geschwindigkeit im freien Fall. Dabei
stürzt es nie auf die Erde sondern fällt immer weiter und bewegt sich dabei horizontal in einer Umlaufbahn um die Erde herum.
Im Zero G-Flugzeug ist die Gravitation immer noch vorhanden, doch durch den Parabelflug fallen Passagiere und Flugzeug gemeinsam.
Relativ zum Flugzeug haben die Passagiere jedoch kein Gewicht, denn es gibt keine Kraft, die durch das Flugzeug auf sie wirken
könnte. Beim Zero G-Flugzeug wird dies durch eine spezielle ballistische Flugbahn erzielt, wobei gerade mal so viel Schub
erforderlich ist, um den Luftwiderstand zu überwinden.
Wird eine Kugel aus einem Gewehr abgefeuert, dann fliegt sie durch die Luft und nur die Gravitation wirkt auf sie ein (wenn
wir den Luftwiderstand mal ignorieren). Die Gravitation zieht die Kugel nach unten, und diese folgt dann einer parabelförmigen
Bahn. Schießt man die Kugel am Boden – der Position (0, 0) – mit einem Winkel von θ Grad mit der Geschwindigkeit v ab, dann
lässt sich ihre Position zum Zeitpunkt t mit (tv cos θ, tv sin θ – 1/2 gt 2 ) bestimmen, wobei es sich bei g um die Gravitationsbeschleunigung handelt.
Ein mit 45° nach oben steigendes Flugzeug, das dann in eine Parabel eintritt, erreicht die maximale Länge eines ballistischen
Fluges, ebenso wie eine Gewehrkugel, die wenn sie mit einem Winkel von 45° abgefeuert wird, am weitesten fliegt.
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In der Schwerelosigkeit schweben die Passagiere durch die Boeing 727, während der Pilot das Flugzeug in einem freien Luftraum
zwischen 7000 und 10000 Metern Höhe manövriert. Wenn das Flugzeug die Parabel verlässt, kehrt die Gravitation zurück und erhöht
sich sogar bis auf 1,8g (das 1,8-fache der normalen Erdanziehung).
Durch eine Veränderung der Flugbahn kann das Flugzeug Schwerelosigkeit oder die Gravitation auf dem Mond (die bei etwa 1/6
der Erdanziehung liegt) simulieren, sodass sich die Passagiere wie Apollo-Astronauten bewegen und herumhüpfen. Mit einer weiteren
Flugbahn wird die Marsanziehung simuliert, die etwa einem Drittel der Erdanziehung entspricht.
Zero G hat dabei herausgefunden, dass die Beschränkung der in Schwerelosigkeit verbrachten Zeit, also die Reduzierung der
Parabelflüge, die auftretende Reisekrankheit minimiert. Im Gegensatz dazu erhöht die NASA die Parabelflüge auf über 40, sodass
es bei den Passagieren zur Reisekrankheit kommt. Zero G schreibt außerdem vor, dass vor dem Flug Tabletten gegen Reisekrankheit
eingenommen werden müssen.
Um die Passagiere auf das Gefühl der Schwerelosigkeit vorzubereiten, simulieren die Flüge zuerst die Marsanziehung, dann die
Mondanziehung und schließlich die Schwerelosigkeit.
Praktische Informationen
Der Unternehmenssitz von Zero G befindet sich zwar in Las Vegas, es werden aber Flüge von verschiedenen amerikanischen Flughäfen
aus angeboten. Details finden Sie unter http://www.gozerog.com/ .
Kapitel 112. Glenn H. Curtiss Museum, Hammondsport, NY
42° 23′ 49.23″ N, 77° 13′ 58.00″ W
Der unbekannte Pilot und schnellste Mensch der Welt
Die Gebrüder Wright sind zweifellos die bekanntesten Luftfahrtpioniere und auch die Namen Blériot, Lindbergh, Earhart, Mongolfier
und Yeager sind einem durchaus vertraut. Doch auf der Pilotenlizenz mit der Nummer 1, die 1911 vom Aero Club of America ausgegeben
wurde ( Abbildung 112.1 ), ist keiner dieser Namen zu lesen. Dieses Ehre gebührt Glenn Curtiss, der 1907 mit 219 Km/h der schnellste Mensch auf einem
Motorrad war. Weniger bekannt ist, dass er auch ein Luftfahrtpionier war und einen sehr großen Einfluss darauf hatte, wie
wir heute fliegen.
Abbildung 112.1 Pilotenlizenz Nr. 1
1907 wurde Curtiss von Alexander Graham Bell eingeladen, seiner Aerial Experiment Association beizutreten und ihm dabei zu
helfen, Flugzeuge zu entwerfen und zu bauen (mehr über Bell erfahren Sie in Kapitel 4 ). Der Grund dieser Einladung war der, dass Curtiss ein Experte für die Entwicklung leichter Verbrennungsmotoren war, die
er schon für seine Motorräder und Luftschiffe konstruiert hatte. Gemeinsam bauten Bell und Curtiss eine Reihe von Flugzeugen.
Diese Zusammenarbeit gipfelte in der June Bug. Am 4. Juli 1908 flog die June Bug über 1500 Meter weit und gewann den Scientific
American-Pokal.
Dieser Flug
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