Der Geek-Atlas (German Edition)
Radioteleskop am Arecibo Observatory in Puerto Rico sieht aus, als gehöre sie zum Set eines James Bond-Films – die 305
Meter große Schüssel in der hügeligen Landschaft nahe der Stadt Arecibo ist das größte und empfindlichste Radioteleskop, das
jemals gebaut wurde. Eingelassen in einer uralten Senke und umgeben von üppiger Vegetation fängt es seit 1963 Radiosignale
aus dem Weltraum auf. Eine 810 Tonnen schwere Plattform, die über der Schüssel aufgehängt ist, fangen dabei die von der Oberfläche
reflektierten Signale ein.
Die Oberfläche der Parabolantenne besteht aus 40000 perforierten, sphärisch geformten Aluminiumplatten. Die Schüssel selbst
kann nicht bewegt werden, wohl aber die darüber positionierten Empfänger. Diese lassen sich so ausrichten, dass sie Signale
von verschiedenen Teilen des Himmels empfangen können. Von der Plattform hängt ein kuppelförmiges Objekt, das so bewegt werden
kann, dass es Signale von bestimmten Teilen des Himmels bündeln kann. Da die Schüssel nicht kugel- sondern parabelförmig ist,
kann man verschiedene Teile des Himmels studieren, ohne die Schüssel selbst bewegen zu müssen. In Kapitel 67 dieses Buches finden Sie Informationen zu Hohlspiegelmikrofonen, bei denen eine vergleichbare Technik zum Einsatz kommt.
Das Arecibo Observatory kann allerdings mehr als nur horchen – die Kuppel besitzt einen 1-Megawatt-Radar, der ein Signal an
ein Raumfahrzeug oder einen Planeten senden kann, um dessen Bewegung zu verfolgen oder dessen Oberfläche zu untersuchen.
In ihren frühen Tagen (1965) wurde die Schüssel genutzt, um die Dauer eines Tages auf dem Merkur zu bestimmen (von dem man
nun weiß, dass er 59 Erdentagen entspricht). 1972 ortete die Schüssel dann den ersten Pulsar eines Binärsystems (B1913+16).
Im Jahr 1992 wurden hier die ersten Planeten außerhalb des Sonnensystems, die um den Pulsar B1257+12 kreisen (der 980 Lichtjahre
von der Sonne entfernt ist), entdeckt.
Die Wissenschaftler, die B1913+16 entdeckten, untersuchten über mehrere Jahre hinweg die Umlaufbahnen der beiden Sterne (eine
Arbeit, für die sie 1993 den Nobelpreis in Physik erhielten). Die Beobachtung der Umlaufbahnen zeigte, dass sie sich im Einklang
mit Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie, die die Existenz von Gravitationswellen vorwegnahm, veränderten.
1974 sendete die Antenne eine Nachricht von 1679 Bits an alle lauschenden Alien-Zivilisationen. Mit dieser Nachricht sollte
mitgeteilt werden, dass der Mensch von 1 bis 10 zählen können, dass er die Atomzahlen von Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff,
Sauerstoff und Phosphor kennt (also aller Elemente, die für die DNA nötig sind) und dass er aus DNA besteht (die vier DNA-Nukleotide
wurden zusammen mit einer Grafik der DNA-Struktur übertragen). Außerdem wurde ein Bild eines Homo Sapiens, zusammen mit Größenangaben
übertragen, die aktuelle Bevölkerungszahl der Erde, eine Grafik unseres Sonnensystems und ein Bild der Arecibo-Schüssel selbst.
Arecibo wird auch im Rahmen des Search for Extraterrestrial Intelligence-Projekts (SETI) genutzt, bei dem überall im Universum
nach intelligentem Leben gesucht wird.
Und sie war tatsächlich Kulisse eines James Bond-Films – für den Showdown von GoldenEye aus dem Jahr 1995.
Wenn Sie sich wie James Bond (oder einfach wie ein Radioastronom) fühlen möchten, können Sie dem Observatorium einen Besuch
abstatten. Beginnen Sie im Besucherzentrum, in dem die Arbeit am Arecibo-Observatorium erläutert wird. Dort gibt es feste
Ausstellungen und es wird ein Dokumentarfilm über die Radioastronomie gezeigt. Anschließend können Sie dann draußen von der
Beobachtungsplattform aus das Teleskop selbst anschauen.
Praktische Informationen
Das Arecibo-Teleskop liegt etwa 90 Autominuten vom Flughafen San Juan entfernt. Informationen zu einem Besuch finden Sie unter http://www.naic.edu/ .
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SETI und das Wow!-Signal
Beim SETI-Projekt werden von Radioteleskopen (insbesondere der Arecibo-Antenne) empfangene Radiosignale auf schmalbandige
Radiosignale (d.h. Radiosignale, die nur einen kleinen Teil des Radiospektrums umfassen, wie z. B. das normale Radio auf der
Erde) untersucht. Weil weder die Frequenz noch die zeitlichen Faktoren, die von Außerirdischen zum Senden von Nachrichten
genutzt werden könnten, bekannt sind, müssen riesige Mengen Radiosignale eingefangen, in schmale Frequenzbänder zerlegt und
einzeln auf eine mögliche
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