Der Geek-Atlas (German Edition)
Kommunikation hin untersucht werden.
Seit den 1960ern werden bei SETI Radioteleskope und Antennen auf der ganzen Welt genutzt, um nach schmalbandigen Signalen
zu suchen. Seit 1999 kann jeder mit einem Computer dabei helfen, indem er die SETI@home-Software ausführt. Diese Software
nutzt überschüssige Rechnerkapazitäten (etwa wenn ein Bildschirmschoner läuft), um nach schmalbandigen Signalen in einzelnen
Radiosignal-Segmenten (die per Internet an den heimischen PC übertragen werden) zu suchen.
Am 15. August 1977 entdeckte SETI etwas, das ein echtes Radiosignal einer außerirdischen Quelle hätte sein können. Die Radioübertragung
mit dem Namen 6EQUJ5 wird üblicherweise als Wow!-Signal bezeichnet, nach der handschriftlichen Notiz, die Dr. Jerry R. Ehman
auf den Computerausdruck schrieb, nachdem er die Anomalie entdeckt hatte (siehe Abbildung 119.1 ).
Abbildung 119.1 Das Wow!-Signal
Auf dem Ausdruck sind vom Big Ear-Radioteleskop der Ohio State University empfangene Signale zu sehen. Ziffern und Buchstaben
repräsentieren dabei die Intensität des Signals. In Abbildung 119.1 bedeutet ein Leerzeichen, dass kein Signal empfangen wurde, während die Ziffern 1 bis 9 ansteigende Signalstärken anzeigen.
Um Zahlen über 10 darzustellen, wurden Buchstaben verwendet (A für 10, B für 11 und so weiter).
Jede Spalte des Signals repräsentiert ein 10-KHz-Band des empfangenen Signals. Ein starkes Signal in einem einzelnen schmalen
Band würde auf eine Alien-Übertragung in diesem Frequenzband hindeuten. Die meiste Zeit zeigt ein solcher Ausdruck nur Einsen
und Leerzeichen an, d.h. nicht viel mehr als die Hintergrundstrahlung des Kosmos.
Doch das Wow!-Signal war etwas anderes – ein klares, starkes Signal auf einer Frequenz, deren Intensität sich erhöhte und
dann abebbte. Jede Zeile des Ausdrucks umfasst 12 Lauschsekunden. Die Ausgabe der Sekunden vor und nach dem Signal zeigt,
wie es ansteigt, abebbt und sich von dem Rauschen absetzt (siehe Abbildung 119.2 ).
Abbildung 119.2 Ausdruck des Wow!-Signals
Das Signal war ganze 72 Sekunden vorhanden – und das war der spannendste Teil der ganzen Wow!-Signal-Geschichte: Da sich das
Big Ear-Teleskop nicht bewegte, fegte es durch die Erdrotation über den Himmel. Wäre ein Signal von einer entfernten außerirdischen
Quelle empfangen worden, dann wäre es tatsächlich auf dem Ausdruck erschienen, seine Intensität hätte sich in der Tat gesteigert,
und es wäre dann auch wieder verebbt, und zwar in einer Zeitspanne von genau...72 Sekunden (aufgrund der Geschwindigkeit der
Erdrotation).
Leider wurde das Signal nie wieder gefunden. Noch schlimmer war, dass Big Ear mit zwei Antennen arbeitete, die den gleichen
Punkt am Himmel drei Minuten nacheinander abtasteten, dass aber das Wow!-Signal nur einmal zu hören war.
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Kapitel 120. X-10 Graphitreaktor, Oak Ridge, TN
35° 55′ 34.85″ N, 84° 18′ 59.27″ W
Der erste funktionsfähige Atomreaktor der Welt
Das Oak Ridge National Laboratory wurde 1943 gegründet. Gleichzeitig entstand auch Oak Ridge, wo Häuser für die Laboratoriumsmitarbeiter
und ihre Familien gebaut wurden. Das Laboratorium war ursprünglich Teil des Manhattan-Projekts zum Bau der ersten Atombombe.
Seine Aufgabe bestand in der Produktion von Uran und Plutonium, das für die Bombe benötigt wurde.
Um das Plutonium herzustellen (siehe Der Brüterreaktor ), musste das Labor zuerst das spaltbare Uran-235-Isotop gewinnen und dann in einem Atomreaktor einbringen. Es musste also
nicht nur eine Anlage zur Urangewinnung gebaut werden, sondern auch ein Atomreaktor, der dann der erste seiner Art war.
1943 gab es nur einen funktionierenden Atomreaktor, den kleinen von Enrico Fermi (siehe Kapitel 97 ) als Machbarkeitsnachweis gebauten Chicago Pile (der sich unter dem Stagg Field-Stadion in Chicago befand). Doch der Chicago-Reaktor
war für reale Anwendungen viel zu klein. Deshalb wurde der X-10 Graphitreaktor in Oak Ridge gebaut. Er war von 1943 bis 1963
in Betrieb und ist heute für die Öffentlichkeit zugänglich.
Der Reaktor besteht aus einem Graphitwürfel mit über sieben Meter Kantenlänge, der von einer zwei Meter dicken Betonschicht
umhüllt ist. Im Graphit gibt es 1248 diamantförmige Vertiefungen, in die Aluminiumzylinder mit einer Mischung aus Uran-235
und Uran-238 eingesetzt wurden. Der gesamte Reaktor konnte fast 50 Tonnen Brennmaterial aufnehmen. Die Zylinder mit dem Brennmaterial
wurden an der
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