Der Geek-Atlas (German Edition)
Morley eine Granitplatte in einer großen Schüssel mit Quecksilber. Die Platte
schwamm im Quecksilber, wodurch Vibrationen gedämpft wurden, während das Equipment in verschiedene Richtungen im Ätherwind
gedreht werden konnte. Auf der Granitplatte war eine Lichtquelle platziert, deren Licht an einen halbdurchlässigen Spiegel
weitergeleitet wurde ( Abbildung 33.1 ), der in einem Winkel von 45° zur Lichtquelle angeordnet war.
Eine Hälfte des Lichts ging durch den Spiegel durch und traf auf einen anderen Spiegel, der das Licht zum halbdurchlässigen
Spiegel zurückwarf, wo es zum Okular eines Teleskops weitergeleitet wurde. Die andere Hälfte des Lichts wurde um 90° abgelenkt
und traf auf einen anderen Spiegel, der es ebenfalls direkt auf den halbdurchlässigen Spiegel zurückwarf. Von dort wurde die
Hälfte des Lichts an das Teleskop weitergegeben.
Die beiden Wissenschaftler erwarteten, ein Interferenzmuster zu sehen, weil zwar beide Teile des reflektierten Lichts genau
die gleiche Entfernung zurückgelegt hatten, sie aber davon ausgingen, dass die Geschwindigkeit des Lichts unterschiedlich
sein würde, und die betreffenden Wellen leicht verschoben eintreffen würden. Darüber hinaus vermuteten sie, dass wenn sie
das betreffende Equipment mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten drehten, sich das Interferenzmuster entsprechend der relativen
Geschwindigkeiten ändern würde.
Abbildung 33.1 Das Michelson-Morley-Experiment
Der gesamte Versuchsaufbau war in einer Holzkiste untergebracht, um das Ergebnis nicht durch Luftströme und plötzliche Temperaturänderungen
zu verfälschen. Michelson und Morley rotierten die Platte langsam und maßen die Interferenzen. Sie wiederholten das Experiment
zu verschiedenen Tageszeiten, um den Effekt der Erdrotation auf die Windstärke zu verstehen.
Sie fanden heraus, dass der Ätherwind wesentlich geringer war als erwartet. Tatsächlich war er so schwach, dass ihre Beobachtungen
wahrscheinlich der Ungenauigkeit ihrer Ausrüstung zuzuschreiben war. Seit 1887 wurde das Experiment mehrfach mit immer genaueren
Geräten wiederholt. Jedes Mal wurde die obere Grenze der Geschwindigkeit des Ätherwindes nach unten korrigiert. Heute geht
man davon aus, dass dieser Ätherwind nicht existiert.
Einige nennen das Michelson-Morley-Experiment das berühmteste fehlgeschlagene Experiment aller Zeiten. Die Wissenschaftler
fanden nicht das, was sie suchten, aber in echter wissenschaftlicher Manier veröffentlichten sie ihre Ergebnisse und versuchten,
sie zu interpretieren.
Sie wussten nicht, dass Einstein acht Jahre später die Vermutung anstellen würde, dass die Lichtgeschwindigkeit unter allen
Umständen gleich sei.
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Einsteins letzter Aufsatz enthielt die berühmte Gleichung E = mc 2 und erläuterte die Äquivalenz zwischen Masse und Energie. Die Gleichung half bei der Vorhersage der möglichen Energie einer
Atomexplosion. Ein überraschender Nebeneffekt war die Erkenntnis, dass ein System Masse gewinnt, wenn es Energie aufnimmt,
und umgekehrt (z. B. hat eine komprimierte Feder eine größere Masse als eine unkomprimierte).
Einsteins Wunderjahr wird im Historisches Museum Bern mit einer besonderen, ständigen Ausstellung, dem Einstein-Museum, gedacht,
und auch im Einstein-Haus selbst.
Das Historische Museum Bern ist ein allgemeines Geschichtsmuseum mit Ausstellungen zur Schweizer Archäologie. Außerdem können
die Arbeiten von Künstlern aus dem Raum Bern hier bewundert werden. Die einzige wissenschaftliche Ausstellung aber ist die
Einstein-Ausstellung im Hauptmuseum. Sie ist recht groß und dokumentiert Einsteins Leben und Werk von der Kindheit über sein
Studium an der ETH Zürich, seine Arbeit in Bern, die spezielle und allgemeine Relativitätstheorie bis hin zu seinen Jahren
in Princeton.
Neben Objekten aus Einsteins Leben finden Sie gut durchdachte Erläuterungen zur Relativität, das Michelson-Morley-Experiment
(siehe Kasten) und das Myon-Experiment, bei dem durch kosmische Strahlung erzeugte Myonen untersucht werden, die auf die Erdatmosphäre
treffen. Mit diesen konnte Einsteins Vorhersage der Zeitdilatation – die Vorstellung, dass die Zeit keine Konstante ist –
bestätigt werden. Alles in allem sollte man die Ausstellung nicht verpassen.
In Bern befindet sich auch das Einstein-Haus. Während seines Annus Mirabilis lebte Einstein dort in der Kramgasse 49 mit seiner
Frau und seinem Sohn. Die Wohnung wurde wieder
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