Der Geek-Atlas (German Edition)
verbreitet, spielten aber auch bei maritimen Antrieben
eine wichtige Rolle. Die RMS Titanic wurde von zwei etwas größeren, aber vergleichbaren Dampfmaschinen angetrieben.
In Kempton sind auch Dampfturbinen zu sehen, bei denen der genutzte Dampf den gleichen Druck und die gleiche Temperatur aufweist
wie bei den Dampfmaschinen. Die Turbinen wurden 1933 installiert und wiegen nur noch jeweils 25 Tonnen. Zwischen den Dampfmaschinen
und den Turbinen steht die Pumpstation, die täglich 326 Millionen Liter Wasser liefern konnte.
Neben der Pumpstation befinden sich die Filterbecken, in denen man das Wasser filterte, bevor es in einem nahegelegenen Reservoir
gespeichert wurde.
Praktische Informationen
Das Wasserwerk liegt 35 Minuten westlich von London und ist mit dem Zug zu erreichen. Details finden Sie unter http://www.kemptonsteam.org/ . Man kann auch eine spezielle Führung vereinbaren, bei der Sie die Maschine bedienen können, Dampf einlassen und die Geschwindigkeit
bei 18 Umdrehungen pro Minute halten.
Wenn Sie es nicht nach Kempton schaffen, können Sie sich eine 3-fach Expansionsdampfmaschine auch im Kew Bridge Steam Museum
in London ansehen. Das Museum besitzt eine Reihe historischer Dampfmaschinen, die an vielen Wochenenden in Betrieb sind. Die
älteste Maschine des Museums wurde 1820 von Boulton und Watt gebaut und ist immer noch funktionsfähig. Details zu diesem Museum
finden Sie unter http://www.kbsm.org/ .
Kapitel 54. Lacock Abbey, Wiltshire, England
51° 24′ 53.1″ N, 2° 7′ 1.85″ W
William Henry Fox Talbot
William Henry Fox Talbot entwickelte das Positiv-Negativ-Verfahren während er in Lacock Abbey lebte. Er war ein Zeitgenosse
des Franzosen Louis Daguerre, der zur selben Zeit die Daguerreotypie entwickelte. Talbots Erfindung erlaubte es, mehrere Abzüge
eines Negativs herzustellen, während mit Daguerres Methode nur ein Bild möglich war.
Ursprünglich arbeitete Talbot nicht mit dem Positiv/Negativ-Verfahren: alle Fotographien waren Negative. Er stellte lichtempfindliches
Papier her und nutzte es für Kontaktabzüge. Die zu fotografierenden Objekte (z. B. eine Spitze) wurde mit dem Papier in Berührung
gebracht (evtl. getrennt durch eine Glasscheibe) und dem Sonnenlicht ausgesetzt. Das Resultat war ein Negativ, das er photogene
Zeichnung nannte.
1841 nutzte er diese Negative, um Positivabzüge herzustellen. Dazu erzeugte er zuerst negative Fotos und verwendete dann die
gleiche oben beschriebene Technik, um eine Aufnahme des Negativs zu machen. Dies bezeichnete er als Kalotypie. Mit einem Negativ
konnte er so viele Positive herstellen.
1844 veröffentliche Talbot das erste Buch mit Fotografien. Das Pencil of Nature enthielt nur 24 Fotografien (einschließlich einer Ansicht von Lacock Abbey in Abbildung 54.1 ) und eine Beschreibung der Funktionsweise der zugrundeliegenden Technik. Es werden auch mögliche Einsatzgebiete der Fotografie
(z. B. als Beweismittel bei Gericht) diskutiert. Nur wenige Exemplare des Buchs sind erhalten geblieben, aber Seiten aus dem
Buch sind im Museum in Lacock ausgestellt.
Abbildung 54.1 Lacock Abbey, fotografiert von William Henry Fox Talbot; zur Verfügung gestellt von Glasgow University Library,
Department of Special Collections
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»Salziges« Papier und die Photogene Zeichnung
Der erste Schritt zu Talbots Erfindung der Fotografie waren seine photogenen Zeichnungen. Diese Kontaktabzüge bestanden aus
normalem Zeichenpapier, das in Silberchlorid getränkt war. Um dieses »salzige« Papier herzustellen, tauchte Talbot es zuerst
in Salzlösung (NaCl), trocknete es, pinselte es mit Silbernitrat (AgNO 3 ) ein und trocknete es dann erneut. Auf diese Weise erhielt er Silberchlorid (AgCl) und Natriumnitrat (NaNO 3 ): NaCl + AgNO 3 = AgCl + NaNO 3 .
Silberchlorid ist sowohl hitze-, als auch lichtempfindlich. Wenn es Licht ausgesetzt wird, zerfällt es. Dabei wird Chlor freigesetzt
und Silber bleibt übrig. Um einen Druck herzustellen, wurde das mit Silberchlorid getränkte Papier mit dem zu fotografierenden
Objekt in Kontakt gebracht und dem Licht für mehrere 10 Minuten ausgesetzt.
Das Silber war dann oxidiert und wurde zu Silberoxid (Ag 2 O), einem dunkelbraunen Pulver, das für die Braunfärbung alter Fotographien verantwortlich ist. Um zu verhindern, dass sich
das Bild durch weiteren Lichteinfall veränderte, wurde es schließlich »fixiert«. Dazu wurde das nunmehr unerwünschte Silberchlorid
mit
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