Der Geek-Atlas (German Edition)
Negativ
zu erzeugen. Dieses Negativ wurde dann entwickelt, und das so entstandene Bild konnte dann für die Tageszeitung verwendet
werden.
Eine vergleichbare Technik wurde auch bei der Landung von Luna 9 genutzt. Hier erzeugte eine Fernsehkamera Scanlinien, die
dann per Funk übertragen wurden. Als sich Jodrell Bank die übertragenen Signale anhörte, erkannte ein Mitarbeiter, dass sich
diese genau so anhörten wie die Signale eines Bildtelegrafen. Der Daily Express lieh Jodrell Bank daraufhin eine geeignete Maschine, und die Bilder vom Mond erschienen in der Zeitung, bevor die sowjetische
Nachrichtenagentur TASS ihre eigenen veröffentlichen konnte.
Innerhalb von Stunden war die Geschichte raus, zusammen mit den Bildern vom Mond.
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Später begleitete das Lovell-Teleskop die amerikanischen Pioneer 5-Mission kommunikationstechnisch und verfolgte außerdem
viele weitere amerikanische und sowjetische Raumfahrtmissionen, z. B. Luna 9 (siehe Kasten). Doch das Haupteinsatzgebiet des
Teleskops war die Radioastronomie. Hier spielte es eine wichtige Rolle bei der Entdeckung von Quasaren (eine quasistellare
Radioquelle) mittels Interferometrie (siehe Kapitel 107 ). Seither war das Teleskop Teil interferometraler Beobachtungen bei den MERLIN- und VLBI-Experimenten und blieb noch 50 Jahre
(und einige Upgrades) nach seiner Einweihung in Betrieb.
Für das Observatorium und das Teleskop gibt es ein kleines Besucherzentrum mit einer Ausstellung zur Geschichte des Ortes.
Neben dem Teleskop liegt eine 14 Hektar große Baumschule. Es gibt eine ganze Reihe von Pfaden, die durch die Baumschule führen,
darunter ein Sonnensystem-Pfad mit der Darstellung der Sonne und der Planeten zwischen den Bäumen. Ein spezieller Weg führt
um das Lovell-Teleskop, das liebevoll das »Große Ohr« (Big Ear) genannt wird, herum, und bringt sie ganz nah an die 76 Meter
große Schüssel heran.
Da das Teleskop in der Nähe von Manchester liegt, können Sie gleich drei Besuche in einen Tag packen: Sie können sich noch
die Sackville Street Gardens ( Kapitel 66 ) mit der Alan Turing-Statue ansehen und den Manchester Science Walk ( Kapitel 55 ) entlang spazieren, der am Museum of Science and Industry endet.
Praktische Informationen
Besucherinformationen erhalten Sie unter http://www.jb.man.ac.uk/ . Details zum Teleskop finden Sie auf http://www.jb.man.ac.uk/aboutus/lovell/ .
Kapitel 52. Kelvedon Hatch Atombunker, Kelvedon Hatch, England
51° 40′ 18.5″ N, 0° 15′ 23.6″ E
Drei Monate unterirdische Autonomie
Der Atombunker Kelvedon Hatch sieht aus wie ein geheimer Schlupfwinkel aus einem Spielfilm. Wenn man in diesem Teil von Essex
ankommt, sieht man nur einen in einer bewaldeten Landschaft eingebetteten Bungalow. Doch dieser Bungalow ist der Eingang zu
einer geheimen unterirdischen Einrichtung, die bis zu 600 Leute beherbergen konnte.
Der Bunker wurde 1952 gebaut und war bis 1994 die Zufluchtsstätte der Zentralregierung für den Fall eines Atomkriegs. Im Bungalows
gibt es einen 120 Meter langen Tunnel, über den man die unterste Ebene der Einrichtung erreicht. Am Ende des Tunnels befinden
sich 1,5 Tonnen schwere explosionssichere Türen, die den Bunker vor einer Atomexplosion schützen sollten.
Im Inneren befinden sich Geräte zur Stromerzeugung, zum Filtern von Luft, zur Druckerzeugung (der Bunker hatte einen höheren
Luftdruck, um das Eindringen radioaktiven Niederschlags zu verhindern) und zur Wasserversorgung aus einem tiefen Bohrloch.
Ein Großteil der Bunker-Gerätschaften diente der Kommunikation mit der Außenwelt und allen anderen Militärbunkern des Landes.
Es gibt sogar einen BBC-Senderaum für nationale Übertragungen.
Über der Etage mit den Gerätschaften befindet sich ein Stockwerk, das ausschließlich als Arbeitsbereich der Regierung fungierte.
Hier findet man amüsante Technik aus den 1980ern auf den Tischen, die immer noch darauf wartet, eingesetzt zu werden. Offensichtlich
sollte der Atomkrieg mit Apple II-Rechnern, Commodore PETs, Wählscheibentelefonen und Teletype-Maschinen bewältigt werden.
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Elektromagnetischer Impuls
Der Atombunker ist von einem faradayschen Käfig, einem geerdeten Metallkäfig, umgeben, der den Bunker vollständig umschließt.
Der Käfig verhindert, dass elektrische Felder in den Bunker und aus ihm heraus gelangen können. Dies schützt den Bunker vor
einem elektromagnetischen Impuls (der bei einer Atomexplosion entsteht) und
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