Der Geek-Atlas (German Edition)
verhindert den Austritt elektrischer Signale,
die abgehört werden könnten.
Die Wirkungsweise eines faradayschen Käfigs basiert auf der Tatsache, dass ein von außen auf einen Metallkäfig wirkendes elektrisches
Feld einen Strom im Käfig erzeugt. Aufgrund des Stroms im Käfig bewegen sich die Elektronen und ordnen sich neu an, bis sich
die Spannungen innen und außen ausgeglichen haben (siehe Abbildung 52.1 ). Solange die Wellenlänge der auf den Käfig treffenden elektromagnetischen Strahlung länger ist als der Abstand zu den Öffnungen
des Käfigs, leitet der faradaysche Käfig diese vollständig ab. So wird die Entstehung eines elektrischen Feldes innerhalb
des Käfigs verhindert.
Abbildung 52.1 Ein externes elektrisches Feld erzeugt ein gleich großes, entgegengesetztes Feld im Käfig
Faradaysche Käfige finden sich im Alltag recht häufig. PKW und Flugzeuge besitzen eine Außenhaut aus Metall, die sich wie
ein faradayscher Käfig verhält, wenn sie von einem Blitz getroffen wird. Schlägt ein Blitz in ein Auto ein, fließt die Elektrizität
außen entlang und dann in den Boden. Sie können im Auto trotzdem ein Handy verwenden, weil dessen Wellenlänge kurz genug ist,
um durch die Lücken der Metallhülle (durch die Fenster) zu entweichen.
Auch in den meisten Haushalten findet man einen kleinen faradayschen Käfig: in der Mikrowelle.
Ein Atombunker benötigt einen faradayschen Käfig, weil eine Atomexplosion ein starkes elektrisches Feld erzeugt. Bei einer
Atomexplosion wird eine große Menge Gammastrahlung freigesetzt. Diese Strahlung trifft Luftmoleküle mit hoher Energie. Dadurch
wird die Luft ionisiert: Elektronen nehmen Energie von der Gammastrahlung auf. Die Elektronen werden von den positiv geladenen
Luftmolekülen weggeschleudert. Es entsteht ein starkes elektrisches Feld.
Diese Kollision, die sogenannte Compton-Streuung, war ein früher Beweis für die Teilchen-Natur elektromagnetischer Strahlung
(einschließlich des Lichts). Der Physiker Arthur Compton zeigte während seiner Untersuchung von Röntgenstrahlen, dass Röntgenstrahlprotonen
bei der Kollision mit Elektronen abgelenkt werden, und dass die Elektronen Energie aufnehmen. Compton erhielt dafür 1927 den
Nobelpreis für Physik.
In der Nähe der Explosion induziert der elektromagnetische Impuls elektrischen Strom in technischen Anlagen. Bei einem Atomtest
namens Starfish Prime wurde 1962 eine Atombombe im Weltraum gezündet. Die Bombe detonierte in einer Höhe von 400 Kilometern
nahe Johnston Island im pazifischen Ozean.
Die 1,4 Megatonnen schwere Bombe erzeugte einen elektromagnetischen Impuls, der im über 1300 Kilometer entfernten Hawaii die
Straßenbeleuchtung ausschaltete, Autoalarmanlangen auslöste und PKW-Zündanlagen beschädigte. Auch die Radiokommunikation zwischen
den USA, Japan und Australien wurde für über 20 Minuten unterbrochen.
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In der obersten Etage gibt es Schlafsäle mit Etagenbetten, einen kleinen Operationssaal, Badezimmer und eine Kantine, in die
heutigen Besucher einen Imbiss genießen können. Während des kalten Krieges waren genug Nahrungsmittel vorhanden, dass die
Insassen drei Monate überleben konnten, ohne an die Oberfläche kommen zu müssen.
Viele Bereiche des Bunkers wurden etwas aufgepeppt, damit die Besucher eine Ahnung vom Leben im Untergrund bekommen: Schaufensterpuppen
warten darauf, ihre Regierungsaufgaben zu erfüllen. Der Britische Premierminister John Major (der im Amt war, als der Bunker
geschlossen wurde) scheint in seinem Bett zu schlafen, während Margaret Thatcher im BBC-Raum eine Ansprache vorbereitet.
Der Bunker ist von einer drei Meter dicken Betonmauer umgeben. Über dem Bunker sind riesige Betonplatten im Boden eingelassen,
die einen entsprechenden Schutz bei einem Atomschlag bieten sollten. Die Betonmauer ihrerseits ist von einem faradayschen
Käfig umgeben, als Schutz vor einem elektromagnetischen Impuls (siehe Kasten) und vor Wassereinfall.
Der oberste Teil des Bunkers liegt 6 Meter unter der Oberfläche. Von Außen ist nur der 46 Meter hohe Sendemast zu erkennen.
Praktische Informationen
Details zum Kelvedon Hatch-Atombunker finden Sie unter http://www.secretnuclearbunker.com/ . Der Bunker ist gut ausgeschildert mit amüsanten Schildern, die auf den »Geheimen Atombunker« hinweisen. Der Eintrittspreis
schließt einen einstündigen Audiokommentar ein.
Kapitel 53. Kempton Park-Wasserwerk, Kempton Park, England
51°
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