Der gefährliche Lord Darrington (Historical My Lady) (German Edition)
Beth Forresters Gesicht huschte.
Sie machte einen Schritt in Richtung Tür, besann sich dann jedoch anders. „Mr Davies hat keinen Laut von sich gegeben, seit ich hier bin. Vielleicht haben Sie einen Pfau schreien hören oder irgendein Tier, das im Dunkeln auf Jagd geht. Auf dem Lande ist die Nacht voll von geheimnisvollen Geräuschen.“
„Ja, das stimmt.“ Er nickte nachdenklich. „Darf ich fragen, warum Sie hier sind, Mrs Forrester?“
„Dr. Compton meinte, es wäre gut, wenn jemand bei Ihrem Freund wachen würde.“
„Dabei hat er bestimmt nicht an Sie gedacht, Madam.“
Sie setzte sich wieder. „Ich wollte mich selbst davon überzeugen, dass Mr Davies alles hat, was er benötigt. Außerdem brauchen die Dienstboten ihre Nachtruhe, wenn sie morgen all ihre Pflichten gut erfüllen sollen.“
„Und Sie können einfach auf Ihre Nachtruhe verzichten?“ Er stellte den Leuchter auf dem Kaminsims an und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder Davey zu. „Glauben Sie, dass mit ihm alles in Ordnung ist?“
„Ab und zu wird er ein bisschen unruhig. Aber bisher ist er nicht aufgewacht. Tatsächlich wurde ich müde davon, ihm beim Schlafen zuzuschauen.“
„Vielleicht kann meine Gesellschaft Sie wieder munter machen?“, meinte er mit einem Anflug von Humor. „Ist es Ihnen recht, wenn ich ein bisschen hier bleibe?“
„Eigentlich nicht. Ich meine …“ Schon wieder war es ihm gelungen, sie zu verunsichern! Hatte er ihre Worte etwa so gedeutet, als bitte sie ihn, ihr Gesellschaft zu leisten?
Guy begriff sogleich, warum sie mitten im Satz abgebrochen hatte. Lächelnd sagte er: „Die Zeit vergeht schneller, wenn man jemanden hat, mit dem man sich unterhalten kann.“
„Ja“, murmelte sie.
Dann bemerkte er, dass sie seine Füße musterte. „Ich wollte nicht alle aufwecken, indem ich mit den Schuhen Ihres Gatten durchs Haus poltere“, erklärte er.
„Sie waren sehr leise. Ich jedenfalls habe Sie nicht gehört, obwohl es in diesem Haus aufgrund seines Alters jede Menge knarrende Dielenbretter und quietschende Türen gibt.“
„Ja, das ist mir aufgefallen, als Martin mich zu meinem Zimmer geführt hat. Alte Gemäuer sind des Nachts oft von seltsamen, geradezu unheimlichen Lauten erfüllt. Kein Wunder, dass manche Menschen glauben, es spuke in ihnen.“
„Dabei ist es nur der Wind, der an den Fensterläden und Türen rappelt und heulend ums Haus streicht“, setzte Beth hinzu. Man hätte fast meinen können, sie sei froh, natürliche Erklärungen für alle möglichen geheimnisvollen Geräusche geben zu können. „Wir hatten schon Gäste, die fest davon überzeugt waren, in Malpass Priory ginge ein Geist um. Angeblich hatten sie Stimmen gehört und nebelhafte Gestalten gesehen. Absurd, nicht wahr? Ich hoffe, Mylord, dass Sie sich nicht beunruhigen lassen und in Zukunft einfach im Bett bleiben, wenn Sie irgendwelche Laute hören.“
„Das werde ich tun“, versprach er.
Schweigen senkte sich über den Raum, und es verging einige Zeit, ehe Guy erneut das Wort ergriff. „Es ist mir sehr lieb, Mrs Forrester, dass ich Gelegenheit habe, mit Ihnen zu sprechen. Ich bedaure aufrichtig, dass mein Freund und ich Ihnen so viel zusätzliche Arbeit bereiten.“
„Bitte, machen Sie sich deshalb keine Gedanken!“
„Nun, offensichtlich wäre es Ihnen lieber gewesen, wenn ich nach Highridge zurückgekehrt wäre.“
Beth errötete. „Ich wollte nicht unhöflich sein. Verzeihen Sie mir!“
„Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Unter den gegebenen Umständen verstehe ich Ihre Position durchaus.“
Erschrocken schaute sie zu ihm hin. Ahnte er etwas?
„Es muss schlimm für Sie gewesen sein, mich in der Kleidung Ihres verstorbenen Gatten zu sehen.“
„Oh …“ Vor Erleichterung hätte sie am liebsten laut aufgelacht. „Ich bin seit beinahe sechs Jahren verwitwet und hatte diese Kleidungsstücke schon fast vergessen. Im Übrigen ähneln Sie Mr Forrester überhaupt nicht. Er …“ Verlegen brach sie ab. Dachte der Earl jetzt womöglich, sie wolle mit ihm flirten? „Er war ein guter Mensch“, schloss sie lahm.
„Im Gegensatz zu mir?“
„Woher soll ich das wissen?“, gab sie errötend zurück. „Ich kenne Sie ja kaum.“
„Ich bitte um Vergebung. Ich konnte der Versuchung, Sie ein wenig zu necken, einfach nicht widerstehen.“
Beth presste die Lippen zusammen, so als sei sie verärgert. Insgeheim aber musste sie sich eingestehen, dass seine Neckerei ihr erschreckend gut
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