Der gefährliche Lord Darrington (Historical My Lady) (German Edition)
zukehrend, mit ihrer Großmutter am Tisch. Die zwei schienen sich bestens zu verstehen. Sichtlich gut gelaunt tauschten sie Informationen über Leute aus, deren Namen Beth nie zuvor gehört hatte.
Gerade als sie den beiden einen guten Morgen wünschen wollte, seufzte Lady Arabella tief auf. „Natürlich war ich schon lange nicht mehr in London“, sagte sie, „und viele meiner alten Freunde sind bereits tot. Hier in Yorkshire bin ich vom gesellschaftlichen Leben praktisch abgeschnitten.“
„Aber Großmama“, widersprach Beth, „Sophie und ich lesen dir täglich die Londoner Zeitungen vor.“
„Einschließlich des ‚Intelligencer‘ …“, murmelte Guy und sprang auf, um einen Stuhl für Beth zurechtzurücken.
Beth vermied es, zu ihm hinzuschauen.
„Eine Zeitung kann doch keine persönlichen Kontakte ersetzen“, ereiferte Lady Arabella sich. Doch dann schenkte sie dem Earl ein Lächeln und meinte zu ihrer Enkelin: „Ich habe Lord Darrington geraten, mehr Zeit in London zu verbringen.“
„Ich mag London nicht besonders“, gab er in beinahe entschuldigendem Ton zurück. Er trug wieder seine eigene inzwischen gereinigte Kleidung – einen Reitrock aus feiner Wolle und Wildlederbreeches – und sah sehr gut aus.
„Mrs Robinson hat sich offenbar mit großem Erfolg Ihrer verschmutzten Garderobe gewidmet“, stellte Beth zufrieden fest.
„Allerdings. Bitte, richten Sie ihr meinen Dank aus. Trotzdem werde ich mich besser fühlen, wenn Holt mit meinem Gepäck eintrifft. Zum Dinner würde ich doch gern etwas ein wenig Eleganteres als gestern tragen.“
Er lächelte charmant, doch Beth wollte sich davon nicht beeindrucken lassen. „Es ist gewiss nicht nötig, dass Sie die Unbequemlichkeiten einer weiteren Nacht hier in Malpass Priory auf sich nehmen“, erklärte sie.
„Das genügt, Elizabeth“, tadelte ihre Großmutter sie mit scharfer Stimme. „Ich habe Lord Darrington gebeten, bis auf Weiteres mein Gast zu sein.“
„Aber wir können dem Earl unmöglich das bieten, woran er gewöhnt ist. Er …“
Lady Arabella brachte ihre Enkelin mit einer ungeduldigen Handbewegung zum Schweigen und wandte sich wieder Guy zu. „Elizabeth scheint zu glauben, wir seien nicht gut genug für Sie, Darrington. Dabei können die Wakefords ihre Abstammung zurückverfolgen bis in die Zeit vor William dem Eroberer. Wenn mich nicht alles täuscht, ist das eine längere Ahnenreihe als die Ihre.“
„Ja, über meine Vorfahren gibt es erst seit der Zeit Charles II. schriftliche Zeugnisse. Man könnte fast sagen, dass ich zu einer Familie von Emporkömmlingen gehöre.“
Beth war das Blut in die Wangen gestiegen. „Großmama, du hast mich missverstanden. Mylord, mir ging es nur um Ihre Bequemlichkeit.“
Seine Miene verriet, dass er ihren Worten keinen Glauben schenkte. Und womöglich hätte er eine Bemerkung gemacht, wenn nicht in diesem Moment Sophie ins Zimmer gekommen wäre. Freundlich begrüßte sie alle Anwesenden und erkundigte sich dann nach Mr Davies’ Zustand.
„Ich habe meinen Freund heute noch nicht besucht, Miss Wakeford“, meinte Guy. „Aber ich bin sicher, dass man alles Menschenmögliche für ihn tut.“ Er warf Beth einen kurzen Blick zu. Als sie nickte, fuhr er fort: „Ich bin Ihnen sehr dankbar, Mrs Forrester, dass Sie sich in der Nacht so fürsorglich um ihn gekümmert haben.“
„Ah, dann ist es wohl der Schlafmangel, der dich heute so unleidlich macht, Elizabeth“, stellte Lady Arabella fest.
Normalerweise hätte Beth über eine solche Bemerkung gelacht. Doch die Anwesenheit des Earls machte sie seltsam beklommen. Um auf andere Gedanken zu kommen, wandte sie sich an ihre Schwester. „Hast du heute Zeit, mir zu helfen, Sophie? Wir müssen unbedingt noch mehr Beinwell sammeln.“
„Das habt ihr doch erst in der vergangenen Woche getan“, wunderte sich Lady Arabella. „Davon müsstet ihr doch jetzt wirklich genug haben.“
„Rudge hat um einen größeren Vorrat gebeten. Er benutzt die Blätter zur Behandlung von verletzten Pferden“, erklärte Beth.
„Dann soll er sie doch selber sammeln! Er ist für die Pflege der Tiere verantwortlich, nicht ihr. Er könnte auch einen Stallburschen losschicken.“
„Aber ich gehe gern“, meinte Sophie rasch. „Ich weiß, wo man die besten Beinwellpflanzen findet, und werde im Nu den Korb voll haben. Dann hat Rudge genug frische Blätter, und den Rest können wir trocknen.“ Sie lächelte ihre Großmutter an. „Ich werde rechtzeitig
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