Der gefährliche Lord Darrington (Historical My Lady) (German Edition)
er.“ Guy ließ sich vorsichtig auf dem Bettrand nieder. „Wie fühlst du dich, alter Junge?“
„Schrecklich! Ich glaube, es gibt keine einzige Stelle an meinem Körper, die nicht wehtut. Jeder Atemzug schmerzt. Und mein Bein …“ Er unterbrach sich und schaute seinen Freund erschrocken an. „Es ist doch hoffentlich nicht gebrochen?“
„Doch“, erklärte Guy ruhig. „Aber der Arzt sagt, es sei kein komplizierter Bruch. Wenn du vernünftig bist, wird alles wunderbar verheilen.“
„Verflucht …“ Einen Moment lang schloss Davey die Augen. Dann fragte er: „Wo sind wir?“
„Malpass Priory. Wenn ich es recht verstanden habe, gehört das Anwesen Lady Arabella Wakeford. Kennst du sie?“
„Nein, ich bin ihr nie zuvor begegnet. Ihren Namen habe ich jedoch schon gehört.“
„Ich auch. Allerdings erinnere ich mich nicht, in welchem Zusammenhang. Jedenfalls scheint es eine lange Ahnenreihe zu geben.“
„Das Haus zumindest ist alt“, bestätigte Davey, der die holzvertäfelten Wände, das bleiverglaste Fenster und auch die schweren Möbel kritisch gemustert hatte. „Ich bin nur froh, dass sie die ursprüngliche Matratze gegen eine neuere ausgetauscht haben. Wie bist du untergebracht, Guy?“
„Recht bequem.“
Davey war das kurze Zögern seines Freundes nicht entgangen. „Wir machen der alten Dame unnötige Umstände, nicht wahr?“
„Nein, sie scheint froh darüber zu sein, Gäste zu haben. Eine ihrer Enkelinnen allerdings zeigt wenig Begeisterung über unsere Anwesenheit. Zumindest mich wäre sie gern los.“ Er zuckte die Schultern. „Vielleicht täusche ich mich ja. Möglicherweise fühlt sie sich nur ein bisschen unsicher mit zwei Gentlemen im Haus. Es gibt nämlich keinen Hausherrn. Die alte Dame lebt allein mit ihren beiden Enkelinnen. Der Bruder der jungen Damen ist vor über einem Jahr gestorben.“
„Ah …“ Davey lächelte schief. „Wahrscheinlich fürchtet die eine Enkelin, vom gefährlichen Lord Darrington verführt zu werden. Mach dir keine Sorgen deshalb. Sie wird früh genug merken, dass du dich nur den Frauen widmest, die sich dir an den Hals werfen.“
„Das ist ein merkwürdiges Kompliment“, beschwerte Guy sich. Er hatte bemerkt, dass die Unterhaltung seinen Freund anstrengte. „Ich lasse dich jetzt allein. Ruh dich noch ein wenig aus, ehe der Doktor kommt! Er heißt Compton und macht einen zuverlässigen Eindruck. Aber wenn du möchtest, sorge ich dafür, dass Dr. Hermle nach dir schaut.“
„Das wird nicht nötig sein. Sag Peters, er soll mich in Ruhe lassen. Dann werde ich schon von allein wieder gesund.“
Lachend verließ Guy das Krankenzimmer, um nachzuschauen, welche Kleidungsstücke sein eigener Kammerdiener für ihn eingepackt hatte. Doch ehe er sein Zimmer erreicht hatte, hörte er Stimmen aus der Eingangshalle. Neugierig ging er zurück zur Treppe. Jemand wartete in der Nähe des offenen Kamins.
Leise stieg Guy die Treppe hinunter.
Bei dem Neuankömmling handelte es sich um einen elegant gekleideten Gentleman, der seinen Biberfilzhut in der Hand hielt. Er trug eine rehbraune Hose, auf Hochglanz polierte Schuhe und einen dunkelblauen Gehrock. Handschuhe und Reitgerte hatte er auf einem Beistelltisch abgelegt.
Als Guy in die Halle trat, wandte der Mann sich um. „Sie müssen Lord Darrington sein“, meinte er höflich. „Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle: Miles Radworth.“
Der Verlobte, dachte Guy, und er scheint mich nicht zu mögen.
„Kepwith hat mir von dem Unfall erzählt. Ich hoffe, Ihr Freund hat sich nicht schwer verletzt.“
„Er hat ein paar gebrochene Rippen und auch andere Verletzungen. Wir alle hoffen, dass keine Komplikationen auftreten. Dr. Compton hat versprochen, heute noch einmal nach ihm zu sehen.“
„Ein fähiger Arzt, soweit ich weiß. Bei ihm ist Ihr Freund in den besten Händen. Gewiss werden Sie ihn so bald wie möglich in sein eigenes Heim zurückbringen wollen.“
Guy bedachte Radworth mit einem nichtssagenden Lächeln. „Lady Arabella hat sich überaus hilfsbereit gezeigt. Wir sind ihr sehr dankbar für ihre Gastfreundschaft.“
„Freut mich, das zu hören.“ Das war zweifellos eine Lüge.
Vom Eingang her war das Rascheln von Röcken zu hören. Beide Männer wandten sich zur Tür.
„Miles!“ Beth lächelte ihn an. „Ich habe heute gar nicht mit einem Besuch von dir gerechnet.“ Sie nahm ihren Hut ab, und einen Moment lang fielen die Strahlen der Sonne direkt auf ihr Haar, das rotgolden
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