Der gefährliche Lord Darrington (Historical My Lady) (German Edition)
‚Vathek‘ vorlesen. Glaubst du, William Beckfords Roman wird ihm gefallen?“
Beth musterte ihre Schwester mit einer Mischung aus Belustigung und Ärger. „Es ist völlig egal, was du ihm vorliest. Für ihn ist wichtig, dass du bei ihm bist.“
Sophie errötete. „Das glaube ich nicht. Er interessiert sich sehr für Literatur und … Und überhaupt ist er ein sehr gebildeter, freundlicher Gentleman, findest du nicht?“
„Doch, doch“, meinte Beth und unterdrückte ein Seufzen. „Er wird trotzdem eine Weile auf deine Gesellschaft verzichten müssen. Ich brauche nämlich deine Hilfe. Da Miles heute Nachmittag zu Besuch kommt, kann ich Großmutter nicht aus der Zeitung vorlesen. Du übernimmst das doch? Und würdest du bitte auch einen Beruhigungstrank brauen?“
„Natürlich!“ Plötzlich sah auch Sophie ängstlich drein. „Ich wäre viel ruhiger, wenn wir Dr. Compton einweihen würden.“
„Unmöglich! Das Risiko ist zu groß. Im Übrigen geht es ihm schon besser. Wenn wir uns weiterhin um ihn kümmern, so gut wir können, dann wird er bestimmt bald ganz gesund sein.“
Sophie griff nach der Hand ihrer Schwester und drückte sie. „Du weißt, dass ich dich nie im Stich lassen würde. Ich gehe jetzt für eine Stunde nach unten. Dann werde ich Großmutter aus der Zeitung vorlesen. Und anschließend leiste ich Mr Davies noch ein bisschen Gesellschaft. Du hast doch nichts dagegen?“
Beth lächelte. „Natürlich nicht. Danke, Sophie.“ Sie sah ihr nach, wie sie aus dem Zimmer tanzte. Dass Sophie plötzlich trotz aller Sorgen so glücklich wirkte, war eindeutig auf Mr Davies zurückzuführen – was schön und beunruhigend zugleich war.
Ich muss den Verstand verloren haben, dachte Beth. Miles hatte sie bedauert, weil Mr Davies und der Earl immer noch in Malpass Priory weilten. Und sie hatte sich beeilt, ihm zu versichern, dass es eigentlich recht angenehm war, Gäste zu haben.
„Du bist zu gutherzig“, sagte Miles und zog ihre Hand an die Lippen. „Mir jedenfalls gefällt die Vorstellung nicht, dass du allein mit den Gentlemen bist.“
„Aber ich bin doch nicht allein!“, protestierte sie. „Großmutter und Sophie sind auch hier, und die Dienstboten unterstützen mich selbstverständlich. Tatsächlich ist der Earl in gewisser Weise sogar eine Hilfe. Er kümmert sich ganz rührend um Großmutter. Er hat sogar einen kleinen Spaziergang mit ihr gemacht. Und abends widmet er ihr immer eine Menge Zeit. Sie genießt das sehr.“
„Trotzdem wäre es mir lieber, wenn ich hier bleiben und euch beschützen könnte“, erklärte Miles.
Sie schüttelte den Kopf.
„Du glaubst, ich würde mich wieder so schlecht benehmen wie während des Dinners? Elizabeth, ich habe dich doch um Vergebung gebeten. Hast du mir denn noch nicht verziehen?“
„Natürlich habe ich dir verziehen. Aber da du Eifersucht als Grund für dein Benehmen angegeben hast, denke ich, dass es am besten ist, wenn du dem Earl so selten wie möglich begegnest.“ Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Begleitest du mich in den Garten? Ich hatte heute noch keine Gelegenheit, den Sonnenschein zu genießen.“
Sie verbrachten beinahe eine Stunde im Garten. Und Miles verhielt sich so zuvorkommend, dass Beth begann, sich auf die Hochzeit zu freuen, obwohl sie in letzter Zeit recht oft mit Unbehagen an die Veränderungen gedacht hatte, die ihr bevorstanden.
Auf dem Rückweg zum Haus sahen sie, wie Lord Darrington aus dem Pferdestall trat.
„Der Earl“, stellte Miles mit einem forschenden Blick auf Beths Gesicht fest.
Sie drückte seine Hand. „Ich habe dir doch gesagt, dass es keinen Grund zur Eifersucht gibt. Bitte, sei höflich ihm gegenüber. Schließlich ist er Großmutters Gast.“
„Ich werde mich benehmen wie ein perfekter Gentleman“, versicherte Miles. Dann begrüßte er Darrington, der sie fast erreicht hatte. „Guten Tag, Mylord. Sie haben einen Ausritt unternommen?“
„Mein Pferd brauchte Bewegung. Mrs Forrester, ich muss Ihnen ein Kompliment machen: Ihre Stallburschen verstehen wirklich etwas von Pferden. Man hat meinen Herkules ganz hervorragend versorgt. Außerdem konnte ich feststellen, dass Ihre Ländereien sich in einem guten Zustand befinden.“
„Danke.“ Das Lob freute sie. „Ich arbeite eng mit unserem Verwalter und auch mit den Pächtern zusammen. Mein Vater wurde nicht müde, mir einzuschärfen, dass es genauso wichtig ist, das Land gut zu bewirtschaften wie den Haushalt gut zu
Weitere Kostenlose Bücher