Der gefährliche Lord Darrington (Historical My Lady) (German Edition)
„Ich werde ihm wohl die ganze Wahrheit sagen müssen.“
„Die ganze Wahrheit?“
„Nun …“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Ich werde ihm sagen, dass ich seine Zuneigung leider nicht länger erwidern kann.“
„Wie wird er deiner Meinung nach darauf reagieren?“
„Da bin ich mir nicht ganz sicher.“ Sie entzog Guy ihre Hand und verschränkte die Finger fest ineinander. „Ich fürchte, er wird darauf bestehen, dass der Ehekontrakt erfüllt wird. Das heißt, er wird der Besitzer von Malpass. Bis vor Kurzem habe ich noch gehofft, er würde den Besitz an Simon überschreiben, wenn wir erst verheiratet sind und Simons Unschuld bewiesen ist. Aber es wird ihn kränken, dass ich die Verlobung löse …“
„Vielleicht war es doch ein wenig voreilig von deinem Vater, dir alles zu überschreiben. Obwohl … Wenn Simon geerbt hätte und als Mörder oder Dieb verurteilt worden wäre, hätte die Krone den gesamten Besitz erhalten.“
„Papa wusste ja nicht, dass Simon lebt und des Mordes beschuldigt wird. Wir wollten ihm den Kummer ersparen.“
„Radworth war vielleicht nicht so rücksichtsvoll.“
Beth runzelte die Stirn.
„Wir sind uns doch einig, dass es in Radworths Interesse war, dass du als Erbin eingesetzt wurdest.“
„Aber Miles kannte Malpass gar nicht, ehe er zu uns kam, um uns über Simons Tod zu informieren.“
„Dennoch könnte er von Anfang an geplant haben, den Besitz an sich zu bringen.“
„Unsinn!“, fuhr Beth auf.
Eine Zeit lang schwiegen sie, bis Beth fragte: „Sie glauben also, Radworth habe mir nur einen Antrag gemacht, weil Malpass mir gehört?“
„Glaubst du, dass er dich liebt?“
„Allerdings!“
„Warum konntest du dich dann nicht überwinden, ihm von Simon zu erzählen?“, forschte Guy. Und als Beth nicht antwortete, beugte er sich zu ihr hinüber. „Liebes …“
Sie rückte von ihm ab. „Ich weiß wirklich nicht, warum Sie so schlecht von ihm denken. Mir ist nichts Nachteiliges über ihn bekannt.“
„Welch ein Lob!“
Zornig starrte sie ihn an. „Ich bin sicher, dass er nichts über Malpass und nur wenig über unsere Familienverhältnisse wusste, als er zum ersten Mal bei uns auftauchte. Er hat aus reiner Menschenfreundlichkeit gehandelt. Meiner Meinung nach spricht es für ihn, dass er uns Nachricht von Simon bringen wollte. Und seit ich ihn kenne, hat er alles getan, um uns zu unterstützen. Er hat sogar sein eigenes Anwesen im Süden Englands vernachlässigt und ein Haus in Fentonby gemietet, um in meiner Nähe zu sein. So verhält ein schlechter Mensch sich nicht.“
„Es spricht zumindest für seine Geduld. Oder hat er dich gedrängt, das Bett mit ihm zu teilen?“
„Er hat sich benommen wie ein Gentleman und nie mehr erwartet als einen Kuss.“
„Wie edel!“
Sie errötete. „Nicht jeder Mann ist ein solcher … Draufgänger wie Sie!“
„Ach Beth, kein Mann, der dich wirklich liebt, könnte die Finger von dir lassen. Du bist einfach zu schön, zu bezaubernd, zu verführerisch!“
„Welch nettes Kompliment“, gab sie kühl zurück. „Aber Sie können sagen, was Sie wollen: Ich werde meine Meinung über Miles nicht ändern.“
Guy beschloss, nicht weiter in sie zu dringen. Er bewunderte ihre Loyalität, war jedoch nach wie vor davon überzeugt, dass irgendetwas mit Radworth nicht stimmte.
Weder Guy noch Beth griff das Thema erneut auf. Es gab auch zu viel anderes, das sie beschäftigte. Der Regen hatte, während sie nach Norden fuhren, ständig zugenommen. Und nicht lange nachdem sie London hinter sich gelassen hatten, kam die Kutsche zum Stehen. Der Lakai, der mit Tom auf dem Kutschbock fuhr, öffnete den Schlag, um mitzuteilen, dass die Straße überflutet sei.
Mit viel Mühe und großer Vorsicht gelang es dem Kutscher, die Fahrt dennoch fortzusetzen. Aber es ging langsam voran. Und als sie schließlich Godmanchester erreichten, hatte die Lage sich so verschärft, dass sie drei Tage lang aufgehalten wurden.
Sie waren bequem im Gasthof untergebracht, doch Beth brannte darauf, Simon die guten Nachrichten zu überbringen. Es fiel ihr schwer, sich in Geduld zu fassen. Und mit Entsetzen hörte sie, dass die Überschwemmungen teilweise so schlimm waren, dass das Vieh auf den Weiden ertrank.
„Wir haben keine Wahl“, meinte Guy, als Beth wieder einmal händeringend am Fenster stand und in den strömenden Regen hinausstarrte. „Wenn wir nicht unser Leben riskieren wollen, müssen wir abwarten, dass die Situation sich
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