Der gefährliche Lord Darrington (Historical My Lady) (German Edition)
entspannt.“
Sie wusste natürlich, dass er recht hatte. Dennoch wurde sie von Stunde zu Stunde nervöser. Nur des Nachts, wenn Guy sie in den Armen hielt und ihre Ängste und Sorgen fortküsste, vergaß sie, was sie bedrückte. Ihr Liebesspiel war so wundervoll und sie fühlte sich Guy so nahe, dass sie sich fragte, wie sie jemals ohne ihn hatte leben können.
Endlich traf die Nachricht im Gasthof ein, dass die Straße wieder befahrbar sei.
Gleich am nächsten Morgen machten Guy und Beth sich erneut auf den Weg. Aber sie waren nicht die Einzigen. Eine lange Prozession von Reisekutschen, Bauernkarren und anderen Wagen füllte die Straße. Und erneut wurden sie stundenlang aufgehalten, als sie die alte Brücke in Huntingdon überqueren wollten, denn hier drängten sich besonders viele Reisende.
Danach ging es etwas schneller voran. Beth allerdings war entsetzt über das, was sie sah. Weite Striche der Landschaft waren durch die Überschwemmungen verwüstet. Bäume waren entwurzelt und Gebäude beschädigt worden. Vielfach standen noch Möbelstücke und andere Besitztümer auf den Dächern, denn anders hatten die Bewohner ihr Eigentum nicht in Sicherheit bringen können.
Irgendwann ließen sie die verwüstete Landschaft hinter sich. Und Beth konzentrierte sich wieder auf ihre eigenen Sorgen und Hoffnungen. Sie bestand darauf, dass sie die Nacht durchfuhren, sobald der Zustand der Straßen das zuließ. Und tags darauf erreichten sie Thirsk, gerade als die Sonne unterging.
„Soll ich ein Gig für dich mieten?“, erkundigte Guy sich. „Vielleicht ist es dir ja am liebsten, wenn du erst einmal ohne mich auf Malpass eintriffst. Das würde dir einige unangenehme Fragen ersparen.“
„Und was würdest du tun?“ Inzwischen war sie so vertraut mit ihm, dass sie zum Du übergegangen war.
„Ich könnte mir eine Unterkunft in Fentonby suchen.“
Sie griff nach seiner Hand und drückte sie. „Das ist sehr rücksichtsvoll von dir, aber vollkommen unnötig. Ich möchte niemandem etwas vorspielen. Und ich würde dich sehr vermissen.“
Er hob ihre Hand an die Lippen und küsste einen Finger nach dem anderen. „Schön, dass du das sagst. Offen gestanden möchte ich dich nicht einen Moment aus den Augen lassen.“
Guy beugte sich aus dem Fenster der Kutsche, um Tom Anweisungen zu geben.
Beth spielte nervös mit ihrem Taschentuch. Noch ein paar Meilen, dann würde sie endlich daheim sein. Sie fragte sich, ob Sophie von all den Pflichten, die sie allein zu erfüllen gehabt hatte, nicht überfordert gewesen war. Wenn Simons Genesung weiter Fortschritte gemacht hatte, würde das auch ihre Schwester entlastet haben. Ob Simon das Fieber inzwischen endgültig überwunden hatte? Sie hoffte sehr, dass es ihm körperlich gut ging. Und seine seelische Verfassung würde sich gewiss bessern, sobald er die guten Neuigkeiten hörte. Bald, so hoffte sie, würde er wieder dem fröhlichen jungen Gentleman ähneln, der er einst gewesen war.
Tags zuvor hatte sie einen Eilboten nach Malpass Priory geschickt, um Lady Arabella und Sophie auf ihre Ankunft vorzubereiten. Es war das erste Mal, dass sie sich überhaupt bei ihrer Familie gemeldet hatte. Vorher war ihre Angst, ein Brief könne in falsche Hände geraten, zu groß gewesen.
Jetzt war ihre Sorge beinahe verflogen, und freudige Erregung überwog. Gleich am nächsten Tag würde sie nach Sir Thomas schicken, der die Familie vor Ort als Anwalt vertrat. Er würde wissen, was zu tun war.
Weniger angenehm war die Aussicht auf das bevorstehende Gespräch mit Miles. Er tat ihr leid, aber sie musste die Verlobung lösen, weil sie Guy nur heiraten konnte, wenn sie frei war.
Guy! Sie warf ihm einen liebevollen Blick zu.
„Da sind wir!“, stellte er in ebendiesem Moment fest.
Ihr Herz machte einen Sprung.
Die Kutsche kam vor dem Haupteingang des ehemaligen Klosters zum Stehen. Und schon wollte Beth den Schlag öffnen. Doch vor Aufregung zitterten ihre Hände so sehr, dass Guy ihr zu Hilfe kommen musste. Er sprang hinaus und half ihr beim Aussteigen.
Sie schaute verwirrt zum Haus, dessen Tür geschlossen blieb.
„Wo sind denn alle?“, wunderte sie sich. „Ob Großmutter meine Nachricht nicht bekommen hat?“ Sie raffte die Röcke und rannte die Treppe hinauf. Zum Glück war die Tür nicht abgeschlossen. Beth stürzte ins Haus.
„Sophie! Großmutter!“ Sie zog den Mantel aus und warf ihn achtlos über einen Stuhl in der Eingangshalle. Dabei fiel ihr Blick auf ein Paar Handschuhe
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