Der gefangene Stern
mit den Fäusten in die Rippen. Doch dann beschloss sie, zu kooperieren.
Und dieser leidenschaftlichen Kooperation konnte er noch weniger widerstehen als ihrem Protest. Einen Moment verlor er sich ganz und gar, selbst erschrocken darüber, wie hilflos er plötzlich war.
Es fühlte sich an wie das erste Mal. Als ob er sein ganzes Leben lang nur auf diesen Mund, auf diese Frau gewartet hätte.
So einfach. So beängstigend.
M.J. öffnete die Fäuste, strich über seinen Rücken und umfasste seine Schultern. Meiner, dachte sie.
So einfach. So atemberaubend.
Als er zurückwich, starrten sie sich in dem schummrigen Licht an, zwei willensstarke Menschen, denen gerade der Boden unter den Füßen weggezogen worden war.
Ihre Hände lagen noch immer auf seinen Schultern.
„Warum hast du das getan?“, stieß sie hervor.
„Überwiegend, um dich zum Schweigen zu bringen.“ Er berührte ihr Haar. „Und dann noch aus einem anderen Grund.“
Sie nickte sehr langsam. „Ja, aus einem anderen Grund.“
In Jack regte sich das überwältigende Bedürfnis, sie auf den Rücksitz zu zerren und Teenager zu spielen. Bei dieser Vorstellung musste er beinahe lächeln. „Ich kann darüber jetzt nicht nachdenken.“
„Ich auch nicht.“
Er strich ihr sanft durchs Haar. „Später werden wir mehr tun als nur darüber nachzudenken.“
Ihre Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. „Das glaube ich auch.“
„Lass uns gehen. Nein, nimm die Tasche nicht mit.“ Als sie den Mund öffnete, um zu widersprechen, nahm er sie ihr einfach ab und warf sie auf den Rücksitz. „M.J., das Ding wiegt eine Tonne. Wir werden vielleicht ziemlich schnell rennen müssen. Ich habe das Bargeld und den Stein rausgenommen, weil die Typen vielleicht das Auto entdecken oder wir keine Chance haben werden, hierher zurückzukommen.“
„In Ordnung.“ Sie stieg aus und wartete auf dem Gehsteig auf ihn. Als er die Pistole in ein Schulterhalfter steckte, sagte sie: „Ich weiß, wie gefährlich das ist. Aber wir müssen es einfach tun, Jack.“
Zum zweiten Mal ergriff er ihre Hand. „Dann lass es uns tun.“
Sie schlichen durch Gärten, wo ein Hund sie halbherzig anbellte. Der Mond strahlte hell, und einen Moment ärgerte er sich darüber, dass er sie nicht gebeten hatte, das weiße T-Shirt auszuziehen. Es leuchtete in der Dunkelheit wie eine Lichtreklame. Aber zumindest bewegte sie sich mit langen, leisen Schritten. Und er wusste bereits, dass sie rennen konnte, wenn es notwendig war. Das musste zunächst genügen.
„Du tust, was ich dir sage“, flüsterte er, als sie den Hintereingang ihres Hauses erreichten. „Ich weiß, wie sehr es dir gegen den Strich geht, aber das musst du jetzt einfach schlucken. Wenn ich sage, lauf, dann läufst du. Wenn ich sage, renn, dann rennst du. Keine Fragen, keine Diskussion.“
„Ich bin nicht blöd. Ich will einfach nur die Gründe kennen.“
„Diesmal tust du einfach, was dir gesagt wird. Die Gründe können wir später besprechen.“
„Baileys Auto steht hier“, informierte sie ihn leise. „Der kleine weiße Wagen dort.“
„Okay, dann ist sie vielleicht zu Hause.“ Oder sie ist nicht mehr in der Lage zu fahren. Aber er glaubte nicht, dass M.J. das hören wollte. „Wir gehen jetzt rein, durch den Notausgang und hinten herum zur Treppe. Kein Ton, M.J., kein Wort!“
„Okay.“
Die Vorhänge vor Baileys Fenstern waren zugezogen. Bailey lässt die Vorhänge immer offen, dachte M.J., weil sie gern aus dem Fenster sieht.
Sie schlüpften ins Gebäude und schlichen zur Treppe. Das Notlicht beleuchtete den Eingangsbereich. Während sie die Treppe hinaufstiegen, lauschten sie nach jedem Geräusch, achteten auf jede Bewegung. Es war so spät und so früh. Das Gebäude schien zu schlafen, nicht einmal das Murmeln eines Fernsehers war hinter den Wohnungstüren zu hören.
Als sie im dritten Stock ankamen, gab M.J. einen Ton von sich, ein leises Aufkeuchen, das sie aber sofort unterdrückte. An ihrer Tür klebte ein Absperrband der Polizei.
„Deine Nachbarin mit den Hasenpantoffeln hat die Polizei gerufen“, murmelte Jack. „Vermutlich fahnden sie bereits nach dir.“ Er hielt ihr die Hand hin. „Baileys Schlüssel?“
Nachdem er ihn von M.J. bekommen hatte, bedeutete er ihr, zurück zur Treppe zu gehen, damit sie schnell weglaufen konnte, entsicherte seine Pistole und schloss die Tür auf.
Mit der Taschenlampe leuchtete er in die Wohnung. Als er nichts sah, trat er ein, hielt M.J. aber mit
Weitere Kostenlose Bücher