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Der gefangene Stern

Der gefangene Stern

Titel: Der gefangene Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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soll ich das noch sagen?“
    „Weiß ich noch nicht. Aber wenn du jetzt flennst, werde ich wirklich sauer.“
    „Ich flenne nicht.“ Dabei hätte sie gern geweint. Tränen brannten in ihrem Hals. Es war mindestens so schwer, sie hinunterzuschlucken, wie ihnen freien Lauf zu lassen.
    Während er aus der Stadt fuhr und auf eine abgelegene Straße in Virginia bog, versuchte sie sich zu beruhigen. Die Dunkelheit auf der Landstraße war tröstlich.
    „Niemand folgt uns“, sagte sie.
    „Und das liegt nicht etwa an dir, sondern daran, dass ich gut in meinem Job bin.“
    „Lass mich in Ruhe.“
    „Wenn ich nur fünf Minuten länger auf dich gewartet hätte, wäre ich jetzt vielleicht genauso tot wie Ralph. Also kannst du dich glücklich schätzen, wenn ich dich nicht einfach hier irgendwo rauswerfe und nach Mexiko abhaue.“
    „Warum tust du’s nicht?“
    Er fing ihren Blick auf, sah ihre feuchten Augen schimmern und grummelte. „Sieh mich nicht so an. Das geht mir auf die Nerven.“
    Fluchend fuhr er an die Seite, zerrte den Schlüssel für die Handschellen aus seiner Tasche, machte sie los, stieg aus dem Wagen und knallte die Tür hinter sich zu.
    Warum zur Hölle beschäftigte er sich eigentlich mit dieser Frau? Warum war er nicht einfach abgehauen? Warum haute er jetzt nicht ab? Mexiko war gar nicht so schlecht. Er könnte sich ein nettes Zimmer am Strand mieten, Sonne tanken und warten, bis das alles vorbei war.
    Nichts hielt ihn davon ab.
    Sie stieg ebenfalls aus. „Mein Freund steckt in Schwierigkeiten“, sagte sie leise.
    „Mich interessiert dein Freund nicht die Bohne.“ Er wirbelte zu ihr herum. „Ich interessiere mich, und vielleicht interessierst du mich, der Himmel weiß, wieso. Denn seit ich dich kenne, habe ich nur Probleme.“
    „Ich werde mit dir schlafen.“
    Das erstickte seinen Wortschwall im Keim. „Wie bitte?“
    „Ich werde mit dir schlafen. Ich tue, was immer du willst, wenn du mir hilfst.“
    Er starrte sie an – das im Mondlicht schimmernde Haar, ihre noch immer feuchten Augen. Und er begehrte sie unendlich.
    „Oh, das ist aber reizend“, entgegnete er bitter. „Ganz toll. Ich müsste dich also nicht mal mit den Handschellen an das verdammte Bett ketten.“ Er begann, sie zu schütteln. „Wofür zum Teufel hältst du mich eigentlich?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Ich benutze Frauen nicht“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähen hervor. „Und wenn ich mit einer ins Bett gehe, dann weil sie es auch will. Also danke für das Angebot, aber ich bin an deinem großartigen Opfer nicht interessiert.“ Er ließ sie los. „Glaubst du, dein Freund würde sich freuen, wenn er herausfindet, dass du mit mir geschlafen hast, um ihm zu helfen?“
    Dass er von ihrem Vorschlag so tief getroffen war, überzeugte sie endgültig von seiner Vertrauenswürdigkeit. „Nein. Es würde mich zwar nicht abhalten, aber nein.“ Sie trat einen Schritt auf ihn zu. „Der Name meines Freunds ist Bailey. Es handelt sich um eine Frau, und sie ist Gemmologin.“
    Dunkel erinnerte er sich, den Namen in den gefälschten Unterlagen gelesen zu haben. „Sie?“
    „Ja, sie. Wir waren zusammen auf der Uni. Ein Grund, warum ich nach Washington D. C. gekommen bin, war Bailey – und der andere Grace. Wir drei haben während des Studiums zusammengewohnt. Sie sind die besten Freundinnen, die ich habe, die ich jemals hatte. Ich habe Angst um sie, und darum brauche ich deine Hilfe.“
    „Bailey hat dir den Stein geschickt?“
    „Ja, und das hätte sie niemals ohne einen triftigen Grund getan. Ich glaube, dass sie den dritten Stein Grace geschickt hat. Das würde zu Bailey passen. Jedenfalls arbeitet sie oft mit dem Smithsonian zusammen.“ Mit einem Mal erschöpft, rieb M.J. sich über die tränenden Augen. „Ich habe sie seit Mittwochabend nicht mehr gesehen. Wir wollten uns heute Abend in meinem Pub treffen. Ich habe einen Zettel unter ihrer Tür durchgeschoben, um eine Uhrzeit auszumachen. Ich arbeite meist abends, sie tagsüber, darum schreiben wir uns oft kleine Briefchen, obwohl wir Tür an Tür wohnen. Außerdem musste sie in letzter Zeit, seit dem Auftrag vom Smithsonian wegen der drei Sterne von Mithra, viele Überstunden machen. Daher habe ich mir nichts dabei gedacht, sie ein paar Tage nicht zu sehen.“
    „Und Freitag hast du dann das Päckchen bekommen.“
    „Ja. Ich habe sie sofort bei der Arbeit angerufen, aber nur den Anrufbeantworter erreicht. Sie hatte mir gesagt, dass sie wegen des

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