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Der gefangene Stern

Der gefangene Stern

Titel: Der gefangene Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Feiertags bis Dienstag geschlossen hätten, sie aber wahrscheinlich durcharbeiten würde. Also fuhr ich vorbei, aber der Laden war geschlossen. Dann habe ich Grace angerufen, aber auch bei ihr nur den Anrufbeantworter erreicht. Ich war ein bisschen sauer auf die beiden. Aber ich dachte, dass Bailey sicher ihre Gründe hätte, sich so zu verhalten, und ging zur Arbeit. Ich bin einfach arbeiten gegangen.“
    „Es hat keinen Sinn, sich jetzt Vorwürfe zu machen. Du hattest keine andere Wahl.“
    „Ich habe einen Schlüssel für ihre Wohnung. Den hätte ich schließlich benutzen können.“ Zitternd atmete sie aus. „Sie hat auch vorhin nicht abgenommen, und das um zwei Uhr morgens. Bailey ist ein sehr korrekter Mensch, sie würde niemals bis morgens um zwei unterwegs sein. Aber sie hat nicht abgenommen. Und ich mache mir Sorgen … was sie diesem Ralph angetan haben … ich habe Angst um sie.“
    Wieder legte er die Hände auf ihre Schultern, aber diesmal freundschaftlich. „Dann haben wir nur eine Möglichkeit.“ Weil er dachte, es würde ihr helfen, gab er ihr einen Kuss auf die Stirn. „Wir sehen nach.“
    Vor Erleichterung seufzte sie laut. „Danke.“
    „Aber diesmal musst du mir vertrauen.“
    „Das werde ich.“
    Er öffnete ihr die Autotür und wartete, bis sie eingestiegen war. „Der andere Freund, von dem du gesprochen hast, der Mann?“
    M.J. warf ihr Haar zurück und sah zu ihm auf. „Es gibt keinen Mann.“
    Da beugte Jack sich vor und gab ihr einen langen, leidenschaftlichen Kuss. „Es wird einen geben.“
    Obwohl es ein Risiko war, fuhr er zurück zum Union Square. Aber er hoffte, dass sein alter grauer Oldsmobile nicht auffiel.
    Außerdem hatte er vor, sich zu beeilen.
    Mitten in der Nacht sahen alle Busstationen und Bahnhöfe gleich aus. Nicht alle Menschen, die sich auf Stühlen zusammenkauerten oder auf Tüchern auf dem Boden ausgestreckt lagen, warteten tatsächlich auf ihre nächste Reisemöglichkeit. Manche hatten schlichtweg keinen anderen Platz zum Schlafen.
    „Beeil dich“, flüsterte Jack. „Und sei vorsichtig. Ich will nicht hier drinnen geschnappt werden.“
    Während sie sich seinem Tempo anpasste, überlegte sie, warum solche Orte nachts immer nach Verzweiflung rochen. Nichts von der Aufregung, dem Wirrwarr und der Erwartung des Tages war zu spüren. Die Menschen, die nachts reisten oder nach einem trockenen Plätzchen zum Schlafen suchten, hatten meist schon alle Hoffnung verloren.
    „Du sagtest, wir würden nach Bailey sehen.“
    „Sobald wir hier fertig sind.“ Er ging eilig direkt auf die Schließfächer zu und nahm sich das Schloss mit derselben Nummer wie auf dem Schlüssel vor. Bingo!
    „Manchmal hat man Glück“, murmelte er.
    „Was ist drin?“
    „Hör auf, mir in den Nacken zu blasen, dann kann ich auch nachschauen. Also, Kopien von deinen Unterlagen.“ Er reichte sie ihr. „Als kleines Souvenir für dich.“
    „Danke! Ich hätte wirklich gern eine Erinnerung an unsere Spritzfahrt.“ Sie stopfte die Papiere nach einem neugierigen Blick in ihre Handtasche. Danach zog Jack ein kleines schwarzes Notizbuch mit unechtem Ledereinband heraus.
    „Das sieht vielversprechend aus“, meinte sie.
    „Wo ist nur die Kohle?“, überlegte Jack, tief enttäuscht, kein Bargeld in dem Schließfach vorzufinden. „Er hätte hier doch bestimmt Geld aufbewahrt, für den Fall, dass er schnell abhauen musste.“
    „Vielleicht hat er es schon herausgenommen.“
    „Ja, du könntest recht haben. Vielleicht wollte er das Geld bei sich haben, um noch schneller verschwinden zu können.“ Mit gerunzelter Stirn blätterte er das Notizbuch durch. „Namen, Nummern.“
    „Adressen? Telefonnummern?“, fragte sie und reckte den Hals.
    „Nein, Beträge, Daten. Abrechnungen. Sieht für mich so aus, als ob Ralph sich mit Erpressungen etwas nebenbei verdient hat.“
    „Der war wirklich das Salz der Erde, dein Freund Ralph.“
    „Ehemaliger Freund“, korrigierte Jack automatisch, als ihm wieder einfiel, dass diese Tatsache inzwischen wörtlich zu nehmen war. „Sehr ehemalig“, murmelte er. „Wenn das herausgekommen wäre, hätte er nicht nur seine Lizenz verloren, sondern auch ein paar Jahre im Gefängnis abgesessen.“
    „Glaubst du, jemand hat beschlossen, den Erpresser zu erpressen?“
    „Scheint so. Und nicht alle töten nur für Geld.“ Er schüttelte den Kopf. Den Zahlen nach zu urteilen, hat Ralph mit diesem Nebengeschäft ganz gut verdient. „Manche töten aus

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