Der gefangene Stern
einer Handbewegung davon ab, ihm zu folgen. Zwar war er sich ziemlich sicher, dass niemand in der Wohnung war, aber zuerst wollte er im Schlafzimmer und in der Küche nachsehen.
Er war erst einen Schritt vorangekommen, als ihr Aufstöhnen dafür sorgte, dass er sich wieder umdrehte „Bleib, wo du bist“, zischte er. „Still.“
„Oh, Gott, Bailey.“ Sie stürzte an ihm vorbei zum Schlafzimmer, stolperte über aufgerissene Kissen und umgestoßene Stühle. Er erreichte die Schlafzimmertür vor ihr und schob sie unsanft aus dem Weg. „Reiß dich zusammen, verdammt“, tuschelte er. Dann öffnete er die Tür. „Hier ist sie nicht. Mach die Eingangstür zu, und schließ hinter dir ab.“
„Was haben sie ihr angetan, Jack? Oh, mein Gott, was haben Sie ihr nur angetan?“
„Setz dich. Lass mal sehen.“
Bilder schossen ihr durch den Kopf. Wie sie und Grace im Schatten eines Felsens gesessen hatten, während Bailey fröhlich nach Steinen suchte. Wie sie zu dritt kichernd wie Teenager spät nachts Wein getrunken hatten. Bailey, die nachdenklich ein Paar italienische Pumps in einem Schaufenster betrachtete.
„Ich helfe dir“, erklärte sie plötzlich. „Ich kann das.“
Klar, dachte er, als er sah, wie sie den Rücken durchstreckte und die Schultern straffte. „Okay, du musst leise und schnell sein. Wir können es nicht riskieren, das Licht anzuschalten.“
Sorgsam ließ er den Strahl der Taschenlampe durch das Zimmer wandern. Der Inhalt von Schubladen und Schränken lag überall verstreut. Glas war zerbrochen. Die Kissen, die Matratze und sogar die Stuhllehnen waren aufgeschlitzt worden.
„Du wirst in diesem Chaos kaum feststellen können, ob irgendetwas fehlt. Jedenfalls glaube ich nicht, dass deine Freundin hier war, als es passiert ist.“
M.J. presste eine Hand ans Herz, als wollte sie so die Hoffnung festhalten. „Wieso glaubst du das?“
„Hier hat kein Kampf stattgefunden. Die Wohnung wurde durchsucht, schnell und überwiegend leise. Ich würde sagen, wir wissen ziemlich genau, wonach gesucht wurde. Ob sie ihn gefunden haben oder nicht …“
„Sie würde ihn bei sich tragen“, unterbrach M.J. ihn. „In ihrer Nachricht stand ganz klar, dass ich den Stein immer bei mir tragen soll. Sie hätte ihn auch bei sich gehabt.“
„Wenn das stimmt, hat sie ihn vermutlich noch immer. Sie war nicht hier“, wiederholte er. „Sie hat nicht gekämpft und wurde nicht verletzt. Kein Blut.“
Ihre Knie wurden weich. „Kein Blut.“ Vor Panik schlug sie die Hand vor den Mund. „Okay, sie ist okay. Sie ist abgehauen und versteckt sich, genau wie wir.“
„Wenn sie so klug ist, wie du gesagt hast, wird sie genau das tun.“
„Sie ist auf jeden Fall klug genug, um wegzulaufen, wenn es nötig ist. Sie ist nicht mit dem Auto gefahren, also ist sie zu Fuß unterwegs oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln.“ Bei dem Gedanken sank ihr Mut. „Bailey ist wirklich brillant, aber auch naiv. Sie vertraut anderen viel zu schnell und glaubt immer an das Beste in den Menschen. Sie ist süß“, fügte M.J. mit einem kleinen Schaudern hinzu.
„Sie muss doch irgendwas von dir gelernt haben.“ Er war froh, dass sie noch lächeln konnte. „Also, wir schauen uns schnell um, vielleicht fällt uns etwas auf. Du kümmerst dich um die Klamotten – wahrscheinlich siehst du gleich, ob sie welche gepackt hat.“
„Sie hat eine Kosmetiktasche, die immer für eine Reise vorbereitet ist. Ohne die würde sie niemals gehen.“ M.J. lief ins Badezimmer. Selbst das kleine Schränkchen war durchwühlt worden, die Fächer waren geleert, die Flaschen ausgeschüttet. Aber sie fand die Kosmetiktasche, geöffnet auf dem Boden. Der Inhalt lag verstreut daneben: Reisezahnbürste, zusammenklappbare Haarbürste, Shampoos und Seifen in Reisegröße.
„Die Kosmetiktasche ist hier.“ Im Schlafzimmer betrachtete M.J. die herausgerissenen Kleider. „Ich glaube nicht, dass sie etwas mitgenommen hat. Ein Kostüm fehlt. Es ist ziemlich neu, darum kann ich mich daran erinnern. Ein hübsches Teil aus blauer Seide. Vielleicht trägt sie es. Verdammt, Schuhe und Taschen … ich weiß nicht. Die sammelt sie wie Briefmarken.“
„Hat sie irgendwo ein Geheimversteck?“
Gekränkt hob sie den Kopf. „Bailey nimmt keine Drogen.“
„Es geht nicht um Drogen.“ Geduld, sagte Jack sich und hob den Blick zur Decke. „Du hast vielleicht eine Meinung von mir, Herzchen. Ich rede von Geld.“
„Oh.“ Sie stand auf. „Tut mir leid. Ja, sie
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