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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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und nichts als die Wahrheit.«
    »Seid Ihr Peh-sie Um-jie-pah?«
    »Ja.«
    »Eingeborener der Welt, welche Ihr ›Erde‹ nennt?«
    »Ja.«
    »Und zur Zeit wohnhaft in Novorecife?«
    »Ja.«
    »Ein Lehnsmann der Regierung Eurer Heimatwelt?«
    »Wenn Ihr darunter einen offiziellen Repräsentanten versteht, ja.«
    »Seid Ihr vertraut mit dem offiziellen Glauben Kalwms, dass unsere Welt flach und scheibenförmig ist, so wie es geschrieben steht in unserem heiligen Buche, welches der Gott Phaighost dem Propheten Shadleiv diktierte?«
    »Ja.«
    »Und habt Ihr auch von der ketzerischen Doktrin gehört, die der Beklagte seinen Schülern gelehrt haben soll und welche besagt, die Welt sei rund wie eine Kugel, so dass alles Wasser von ihr herunterlaufen würde?«
    »Ja.«
    »Ist es wahr, dass viele Eurer terranischen Landsleute einer Doktrin anhängen, welche, der offiziellen Lehre Kalwms gleich, besagt, dass die Welt eine flache Scheibe sei?«
    »Ja.«
    »Ich danke Euch. Der Advokat des Beklagten wird Euch jetzt befragen.«
    Mjipa stieß einen leisen Fluch aus. Chanapar hatte ihm nichts davon gesagt, dass er ins Kreuzverhör genommen würde. Wenn Isayins Verteidiger ihn darauf festnagelte, zugeben zu müssen, dass unter den Ertsuma nur noch eine Handvoll Trottel darauf beharrte, dass die Erde flach sei, dann würde das den Effekt seiner ersten Aussage zunichte machen, und der Heshvavu hätte einen Vorwand, die Tafel nicht herausrücken zu müssen. Grimmig rückte er das Kissen unter sich zurecht und bereitete sich auf das Wortgefecht mit seinem neuen Widersacher vor.
    Der Verteidiger, ein junger, intelligent aussehender Krishnaner, schaute ihn einen Moment intensiv an, bevor er sagte: »Ihr behauptetet, Meister Mjipa, dass unter Euren terranischen Landsleuten viele der Flachwelt-Theorie anhängen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Hängen auch viele der Rundwelt-Theorie an, gleich jener, welche Doktor Isayin zugeschrieben wird?«
    »Es gibt wohl solche.«
    »Wie zahlreich sind diese ›Rundweltler‹?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ich meine, in welchem Verhältnis stehen die Größen der jeweiligen Gruppen zueinander, die der Flachweltler und die der Rundweltler?«
    »Auch das vermag ich nicht zu sagen.«
    »Könntet Ihr es ungefähr raten?«
    »Nein, Herr.«
    »Welches ist Euer persönlicher Glaube bezüglich der Form der Welt?«
    »Ich habe keinen.«
    »Was? Ein weitgereister Terraner, und Ihr wollt mich glauben machen, dass Ihr Euch noch nie Gedanken über die Gestalt der Welt gemacht habt?«
    »Ich habe schon darüber nachgedacht, doch ich bin zu keinem endgültigen Ergebnis gekommen.«
    »Wenn Ihr das bitte näher erläutern wolltet.«
    »Ich habe Argumente zugunsten beider Anschauungen gehört. Die Argumente beider Richtungen scheinen mir wohl begründet, also warte ich schlüssigere Beweise ab, ehe ich mich festlege.«
    »Glaubt Ihr, dass ein gelehrter Mann wie mein Klient Zeugnis ablegen sollte für das, was er für die Wahrheit hält, auch wenn jene, die die Macht ausüben, anderer Meinung sind?«
    »Ein solcher Glaube wird von vielen meiner terranischen Landsleute vertreten; aber das bezieht sich nur auf meine Heimatwelt. Was dieser Angeklagte und seine Regierung tun oder lassen sollten, ist allein ihre Angelegenheit. Ich habe keine Meinung zu dieser Frage.«
    »Angenommen, Doktor Isayin wäre ein Terraner. Würdet Ihr dann meinen, dass er seinen Überzeugungen Ausdruck verleihen sollte?«
    »Herr Verteidiger, ich kann nicht auf eine hypothetische Frage antworten. Was er auf meiner Welt tun sollte, wenn er einer von meiner Spezies wäre, sagt nichts darüber aus, was er hier und jetzt tun sollte.«
    »Ihr glaubt also nicht an einen absoluten Maßstab für das, was richtig und was falsch ist?«
    »Ich habe keine Meinung zu solchen profunden philosophischen Problemen. Ich bin kein Priester oder Philosoph, sondern bloß ein Beamter, der bemüht ist, seine Pflicht zu tun.«
    Der Verteidiger gab es auf. »Sehr gut; keine weiteren Fragen. Ihr dürft Euch wieder zurückziehen.«
    Der nächste Zeuge war der Hohepriester des Phaighost, gewandet in eine wallende Robe aus schwarzem Flor. Nach den üblichen einleitenden Fragen fragte ihn der Ankläger: »Ehrwürden, welches ist die offizielle Lehre unserer Religion bezüglich der Gestalt der Welt?«
    »Dass die Welt die Form einer kreisförmigen flachen Scheibe hat, über welcher der Himmel eine halbkugelförmige Kuppel bildet.«
    »Gibt es einen Beweis für die Richtigkeit dieser

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