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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Ihre Leute machen, wenn sie nichts von Ihnen hören?«
    Mjipa zuckte die Achseln. »Ich denke mir, sie werden noch ein paar Tage in der Stadt herumhängen und sich dann auf den Nachhauseweg machen. Minyev hat genug Geld, um Proviant für die Reise zu kaufen. Da wir also keinerlei Besuch zu erwarten haben, erzähle ich Ihnen jetzt am besten die traurige Geschichte von Felix Borel zu Ende …«
    In der folgenden Nacht, als die Dunkelheit hereinbrach und die Bijars auf der Jagd nach dem krishnanischen Äquivalent von Insekten durch den Garten sausten, stellten ein paar von Khoroshs Dienern Laternen vor der vergitterten Terrasse auf. Sie deponierten sie weit weg von den Stäben, so dass Mjipa sie selbst mit einer Stange nicht hätte erreichen können. Das trübe, gespenstische Licht warf den Schatten des Gitters gegen die Wand der Arrestkammer.
    Gleich am Morgen verlangte Mjipa, Khateluts zu sehen. Als der Hilfssekretär erschien, fragte der Konsul ihn: »Warum habt Ihr die Laternen draußen im Garten aufstellen lassen? Sie stören uns beim Schlafen.«
    »Ihr werdet euch daran gewöhnen«, erwiderte Khateluts. »Sie wurden aus zwei Gründen aufgestellt: Erstens hörten wir Euch in der ersten Nacht in der Dunkelheit herumtappen. Wir konnten Euch nicht sehen, aber wir argwöhnten, dass Ihr nach einer schwachen Stelle in unseren Absperrungen fahndetet, durch welche Ihr zu entrinnen Euch erhofftet. Zweitens vermögen wir in völliger Dunkelheit nicht zu erkennen, ob ihr beide meines Herrn Geheiß befolgt und kopuliert.«
    Mjipa versuchte zu argumentieren, aber es fruchtete nichts. Die Laternen waren fortan ein konstanter Faktor ihrer Gefangenschaft, bis auf eine Nacht, als der Zhamanakianer, dem es oblag, sie anzuzünden, diese Pflicht vergaß. Mjipa konnte das Zischen und Knallen der Peitsche und das Schreien des armen Teufels hören, als dieser irgendwo in einem anderen Teil des Gartens für sein Versäumnis bestraft wurde.
     
    Die Tage dehnten sich zäh dahin. Um sich die Zeit zu vertreiben, erzählten sich die Gefangenen ihre Lebensgeschichte, und danach die Geschichten ihrer Freunde und Verwandten. Mjipa sagte:
    »Es ist nichts Komisches daran, dass ich akzentfreies Englisch spreche. Wir haben es zu Hause gesprochen, obwohl sie uns in der Schule Setswana beibrachten. Sie wissen ja, unbezahlbares Kulturerbe und dieser Kram. Ich spreche nicht gut Setswana; das einzige Mal, wo ich es gebraucht habe, war, als wir unsere Verwandten in Afrika besuchten.«
    Als sie so ziemlich alle anderen Themen ausgeschöpft hatten, kamen sie, wie von unsichtbarer Hand geführt, wieder auf ihr jeweiliges Liebesleben zu sprechen. Mjipa sagte:
    »Ich will ja nicht als Voyeur erscheinen wie unser königlicher Gastgeber, aber ich finde, Sie könnten es mir ruhig erzählen. Wir haben ja sonst nichts Besseres in diesem verdammten Eingeborenenknast zu tun.«
    Nach einer Pause des Schweigens sagte Alicia: »Okay. Unter den gegebenen Umständen … Als Jungstudentin verlobte ich mich mit einem jungen Kommilitonen; aber er war Neopuritaner, und es kam zwischen uns nie weiter als bis zu einem bisschen Fummeln auf dem Sofa. Dann machte er sein Examen und bekam einen Job in Burma. Das nächste und letzte, was ich von ihm erfuhr, war, dass er eine Burmesin geheiratet hatte.
    Nach einer Weile fing ich naturgemäß an, mich mit Burschen zu treffen. Und nachdem ich ein Jahr lang alle Knaben im entscheidenden Moment vor der Haustür hatte abblitzen lassen, dachte ich mir, dass es nun langsam an der Zeit wäre, rauszufinden, was ich eigentlich bis dahin verpasst hatte – ob es wirklich so himmlisch war, wie die Männer immer behaupteten. Also ließ ich mich eines Tages von einem Dozenten mit auf seine Bude nehmen. Aber es war eine einzige Enttäuschung. Er muss genauso unerfahren gewesen sein wie ich, denn kaum war er in mir drin, drückte er ab, und da lag ich nun, nackt und frustriert, neben ihm auf dem Bett und musste mir auch noch sein Schnarchen anhören.
    Am nächsten Morgen startete er einen erneuten Versuch, und diesmal schaffte er es tatsächlich, mich zum Höhepunkt zu bringen. Aber irgendwie war ich trotzdem enttäuscht und dachte mir, das soll schon alles gewesen sein? Ganz nett, ja, aber dafür ein Semester wiederholen?
    Es gab noch einen. Als ich meine Dissertation einreichte, ließ mich ein Professor, der mir die Mündliche abnehmen sollte, wissen: Wenn ich meinen Doktor kriegen wollte, täte ich gut daran, ›nett zu ihm zu sein‹, wie er

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