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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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ich’s gehört. Der Professor, der in Reiths erster Touristengruppe war, erklärte mir, wie die Krishnaner sich aus den Phwchuvit entwickelt haben, so wie die Menschen aus den Affen. Wir Bamangwato lagen schon ganz richtig, bevor eure weißen Missionare aufkreuzten und uns ihre Flöhe ins Ohr setzten.«
    Alicia schaute Mjipa nachdenklich an. »Sagen Sie mal, Percy, sind Sie sicher, dass Sie keine tiefverwurzelten Vorurteile gegen die kaukasoide Rasse überhaupt haben? Bei Ihrem Background wäre das praktisch unvermeidbar.«
    »Hab ich aber nicht!« raunzte Mjipa und hieb eine Faust in die geöffnete Handfläche. »Ich mache den Briten nicht zum Vorwurf, dass sie gekommen sind und uns die Zivilisation eingebläut haben. Wenn sie es nicht getan hätten, hätte es jemand anderes getan. Ein paar tausend Jahre früher waren auch sie Barbaren, bis die Römer aus Italien kamen und ihnen die Zivilisation einbläuten. Wer sie den Römern eingebläut hat, weiß ich nicht mehr. Außerdem wurde ich in Oxford absolut anständig behandelt.«
    »Trotzdem!« beharrte sie. »Jeder trägt irgendwelche irrationalen Vorurteile in seinem Unterbewusstsein mit sich herum, und ich sehe nicht ein, wieso Sie da eine Ausnahme sein sollten. Sie kommen gar nicht umhin, antiweiße Vorurteile zu haben, auch wenn sie vielleicht nur unbewußt sind.«
    »Ach, scheren Sie sich zum Teufel!« knurrte Mjipa, der von seinen kurzen früheren Begegnungen mit Alicia Dyckman noch sehr gut in Erinnerung hatte, dass sie einen totargumentieren konnte. Sie würde es, dachte er bei sich, glatt fertig bringen, dem Messingstandbild des Dashmok in Majbur die Eier wegzuquatschen. »Noch immer dieselbe von sich eingenommene kleine Zicke, die ich schon in Baianch kennen gelernt habe! Aber gut, ich gebe zu, dass ich ein Vorurteil habe. Ihr Nachname stammt aus dem Niederländischen, nicht wahr?«
    »Ja. Aber er ist schon mehrere Jahrhunderte in Amerika zurückverfolgbar.«
    »Nun, ich bin gegen eine weiße Nation voreingenommen: gegen die Niederländer.«
    »Und warum?«
    »Weil zu den Zeiten Kgamas des Großen die maTabele zweimal in unser Stammesgebiet einfielen und wir sie nur mit Mühe und Not wieder hinausjagen konnten. Und warum fielen sie bei uns ein? Weil die verdammten Holländer – das heißt, die Buren – sich ihr Land unter den Nagel gerissen und sie hinausgeworfen hatten. Wenn Sie sich also schon unbedingt über Vorurteile auslassen wollen, dann müssen Sie erst mal bei dem anfangen, was ich gegen Ihren Namen habe.«
    »Wurden Sie im christlichen Sinne erzogen?«
    »Sicher. Die Bamangwato waren über Jahrhunderte glühende Christen. Das Ganze wurde zeitweilig ein wenig lockerer, als fortschrittliches Gedankengut von Amerika her bei uns einsickerte. Aber dann kam die neopuritanische Reaktion, und jetzt sind wir prüder als je zuvor. Was mich persönlich betrifft, so haben mich meine Erlebnisse hier auf Krishna mit der Zeit zynisch gegenüber allen Göttern und Religionen gemacht. Ich will ja nicht vom Thema abweichen, aber wann kriegt man hier was zu beißen?«
     
    Nachdem sie gegessen und die Wärter das leere Tablett wieder abgeholt hatten, brach die Nacht herein, und im Schutz der Dunkelheit, die es den Zhamanakianern unmöglich machte, ihre Gefangenen durch die Gucklöcher zu beobachten, inspizierte Mjipa das Zimmer.
    Die massive Tür, die den innenliegenden Teil des Raums, dessen einziges Fenster im übrigen vergittert war, mit dem Flur verband, war nicht nur durch ein Schloss, sondern zusätzlich durch zwei schwere Riegel auf der Außenseite gesichert. Wenn er einen Keil zwischen Tür und Pfosten trieb, dann könnte er mit einer guten Metallsäge diese Riegel durchsägen. Eine andere Möglichkeit, an sie heranzukommen, gab es nicht. Aber er hatte natürlich keine Metallsäge, und außerhalb seines Gefängnisses gab es niemanden, den er hätte ansprechen und dazu überreden können, ihm solche Werkzeuge hereinzuschmuggeln.
    Der außenliegende Teil des Raums, eine Art Veranda oder Terrasse, schaute hinaus auf den Palastgarten. Im Licht der zwei kleineren Monde sah er niedrige Gebäude des Palastkomplexes hinter den Büschen und Springbrunnen aufragen. Von der zinnenbewehrten Außenmauer, die den königlichen Bezirk von der Stadt Mejvorosh trennte, konnte er nur ein winziges Stück ausmachen. Die Nacht war erfüllt vom Zirpen und Summen krishnanischer Arthropoden, den entsprechenden Gegenstücken terranischer Insekten.
    Die Gitterstäbe, die die

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