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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Turms bewegten. Unten karrten Bauarbeiter große Haufen von rotbraunen Ziegeln in kleinen Handkarren heran. Andere schichteten diese Ziegel in zwei große Körbe, die an Seilen befestigt waren.
    Mjipa folgte den Seilen nach oben, die Augen mit den Händen gegen die Mittagssonne abschirmend. Dort ragten, dicht unterhalb des oberen Randes, zwei Träger aus dem Gemäuer, an denen Rollen befestigt waren, über die die Zugseile liefen. Während Mjipa noch schaute, schrie einer von der Bodenmannschaft ein Kommando. Zwei seiner Leute begannen an Kurbeln zu drehen, und der Korb stieg langsam hoch, während sich das andere Ende des Seils auf eine große Spule wickelte, die durch ein Zahngetriebe mit der Kurbel verbunden war. Als der Korb oben ankam, sicherte einer der Kurbelmänner seine Kurbel mit einer Lederschlaufe.
    »Glaubst du, sie lassen uns rein, wenn wir nur wichtigtuerisch genug auftreten?« fragte Alicia.
    »Versuchen können wir’s ja.« Mjipa näherte sich dem monumentalen Eingangstor des Turms, vor dem zwei von Vuzhovs vergoldeten Gardisten Posten standen. Die schweren Flügel des Tores, aus dicken, von Bronzebändern zusammengehaltenen Holzbalken bestehend, standen offen. Arbeiter gingen ein und aus.
    »Guten Morgen«, sagte Mjipa zu einem der Posten. »Wir sind Terraner aus Novorecife. Können wir mit dem Baumeister sprechen?« Der Posten ging hinein und kam gleich darauf mit einem ältlichen kleinen Krishnaner in einem schwarzen Kilt heraus, der sich vorstellte: »Chefingenieur Arraj, zu Euren Diensten!«
    Mjipa stellte sich und Alicia förmlich vor und sagte dann: »Da wir viel von den Wundern dieses Turmes gehört haben, wären wir Euch sehr verbunden, wenn Ihr uns gestattetet, das Bauwerk und die Details seiner Konstruktion einmal aus nächster Nähe zu betrachten.«
    »Aber gewiss, meine lieben Terraner! Mit größter Freude! ’s wird mir ein großes Vergnügen und eine hohe Ehre sein, euch persönlich zu führen. Wir hören so viele Gerüchte über das gewaltige Vermögen, das die Terraner in solchen Dingen haben, dass ich euch gern demonstrieren möchte, dass auch wir Khaldonier Großtaten in der Baukunst zu vollbringen imstande sind. Folgt mir bitte.«
    Sie folgten dem freundlichen Baumeister in das Bauwerk. Im Innern, das vollgestellt war mit Baumaterialien, erhob sich eine große Wendeltreppe, die sich in unzähligen Windungen entlang der Innenwand nach oben schraubte. Im Abstand von je fünf oder sechs Metern mündete die Treppe auf eine breite, der Wölbung der Innenwand folgende Galerie. Fenster auf jedem Absatz sorgten dafür, dass ausreichend Licht hereinfiel.
    Ihr Gastgeber ratterte weiter: »Da Kalwm über nur wenig guten Stein verfügt, ist es doch im wesentlichen Flachland aus Alluvialschlamm, ist Stein sehr kostspielig. Daher besteht der Großteil des Bauwerks aus Ziegel. Für das Fundament und die unterste Schicht verwendete ich Stein, ungeachtet der gewaltigen Kosten, um dem daraufliegenden unermesslichen Gewicht zu trotzen. Für den Rest, die äußerste Schicht und die nächstinnere, verwendete ich dann gebrannte Ziegel – gebrannt deshalb, damit das Regenwasser sie nicht aufweicht und so mit den Jahren den Turm zum Einsturz bringt.«
    »Warum nicht alles mit gebrannten Ziegeln?« fragte Mjipa.
    »Nun, Herr, nicht einmal der Reichtum des Dakhaq würde reichen, den Brennstoff zu bezahlen, den ein solches Backen verschlänge. Möchtet ihr nun einmal den schönsten Ausblick über die Stadt Kalwm genießen, den das Leben bietet? ’s ist, das kann ich euch versichern, ein anstrengender und beschwerlicher Aufstieg.«
    Mjipa wandte sich an seine Begleiterin. »Wie steht’s mit deinem Herzen, Lish? Ich möchte nicht, dass du mir auf halbem Wege mit einem Kreislaufkollaps aus den Latschen kippst.«
    »Mein Kreislauf ist schon okay. Ich war mal Uni-Meister im Tennis.« Als sie sich an den Aufstieg machten, sagte sie zu dem Baumeister: »Guter Meister Arraj, sagt, wann glaubt Ihr, dass Ihr den Hi … autsch!«
    Mjipa hatte ihr in den Arm gekniffen. Er sagte auf englisch: »Du wolltest ihn gerade fragen, wann er erwartet, den Himmel erreicht zu haben, nicht wahr?«
    »Und wenn? Das tat weh!«
    »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst dich nicht mit den Eingeborenen unterhalten? Ich habe der Regierung versprochen, dass du es nicht tust, aber kaum sind wir hier, fängst du gleich wieder damit an! Das nächste wäre dann eine Diskussion über die Form des Planeten. Willst du uns ins Grab bringen?

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