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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Verdammt noch mal, vergiß, dass du überhaupt ein Wort Khaldoni sprichst! Wenn du was zu sagen hast, dann sag’s mir, und ich übersetze es dann.«
    Wenn Augen wirklich Funken sprühen könnten, dachte Mjipa, dann würden die von Alicia das jetzt tun. Aber sie presste die Lippen zu einem Strich zusammen und schwieg fortan.
    Sie erreichten die dritte Galerie. Während er verschnaufte, öffnete Mjipa die Tür einer Kammer, die in die meterdicke Turm wand gebaut war. Die Kammer war leer und ohne irgendwelches Mobiliar, bis auf eine Reihe von Pflöcken, die aus der Wand ragten. »Was ist das, Meister Arraj?«
    »Bloß eine Kammer zur Aufbewahrung von Werkzeugen. Auf jedem Stockwerk ist eine solche. Die Werkzeuge sind zum fünften Stock hinaufgebracht worden. Ihr werdet bemerken, dass wir nur jeden fünften Stock mit einem Fußboden versehen, um Gewicht zu sparen.«
    Schließlich erreichten sie den fünften Stock, der im Gegensatz zu den darunterliegenden mit einem durchgehenden Boden versehen war. Das Stockwerk war zum Himmel hin offen. Hier oben herrschte emsiges Treiben. Die Luft war erfüllt von Baustellenlärm. Arbeiter hämmerten und sägten, schleppten Gerüste hin und her, mischten Mörtel in großen Trögen, setzten Ziegel und riefen Anweisungen hin und her. Arraj winkte die beiden zu einem Fenster. Dann sagte er mit erhobener Stimme, um den Lärm zu übertönen: »Hier, meine Dame und mein Herr, ist eure Aussicht!«
    Mjipa ließ seinen Blick über das Meer von rotgedeckten Dächern schweifen. Nachdem er mehrere Minuten vergeblich versucht hatte, das Dach von Irants’ Gasthof zu finden, gab er es auf. Er dankte Arraj überschwänglich für die Führung, und dann stiegen er und Alicia wieder hinunter. Mit der muskelgetriebenen Straßenbahn fuhren sie zurück zum Gasthof. Minyev erwartete sie schon im Schankraum.
    »Herr!« begrüßte er Mjipa. »Ich habe drei Kojen auf der Tarvezid gebucht, welche in sieben Tagen nach Majbur ausläuft.«
    Mjipa runzelte die Stirn. »Gab es kein Schiff, das früher ausläuft?«
    »Nein, Herr. Das nächste war ein Schiff nach Jazmurian, doch segelt dies erst eine Fünfnacht später. Ich hoffe, Herr, Ihr werdet zufrieden sein.«
    »Das werde ich sicherlich; dennoch werde ich morgen zum Hafen fahren und mir das Schiff noch einmal genau ansehen.«
    »Wenn es Euren, Ansprüchen nicht genügt, werdet Ihr dann die Abreise vielleicht verschieben?«
    »Das weiß ich noch nicht. Warum fragst du?«
    »Weil, mit Verlaub, Eure Herrschaft, die Hinrichtung des Ketzers Isayin auf zwei Tage nach der Abfahrt der Tarvezid festgesetzt worden ist. ’s war gewiss ein Spektakel, das es sich anzuschauen lohnt.«
    Mjipa knurrte unbehaglich. Während des vergangenen Monats hatten andere Gedanken das Schicksal Doktor Isayins aus seinem Kopf verdrängt. Doch jetzt, da er plötzlich und unvorbereitet mit dem Thema konfrontiert wurde, brandeten Schuldgefühle in ihm hoch, weil er mitgeholfen hatte, den Gelehrten auf den Richtblock zu bringen – obwohl, so versuchte er sich vor sich selbst zu rechtfertigen, was hätte er anderes tun sollen? Schließlich fragte er:
    »Wo wird Isayin gefangen gehalten?«
    »Im Alten Gefängnis, glaube ich, Herr.«
    »Ist das ein Teil des Palasts?«
    »Nein, Herr; ’s ist westlich vom Palast gelegen, nahe bei der Uferstraße. Wenn Ihr es sehen wollt, führe ich Euch gleich morgen früh dorthin.«
    »Ich überlege mir das noch, Minyev. Wann gibt es Essen?«
    »Gleich, Herr. Würde es Euch etwas ausmachen, wenn ich mit Irants darüber spreche?«
    Bevor Mjipa antworten konnte, flog die Eingangstür auf, und hereinmarschiert kam eine Abteilung von Vuzhovs Soldaten, in vollem Goldputz. »Vorhang hoch, es treten auf die ersten Mörder«, murmelte Mjipa.
    Der Offizier ging geradewegs auf Mjipa zu, knallte die vergoldeten Sandalen zusammen und sagte: »Peh-sie Um-jie-pah, Ihr seid zum Palast zitiert, Euch einem Rechtsprozeß zu stellen. Ihr auch, A-lieh-schah Dah-ik-man. Kommt!«
    Umringt von kalwmianischen Soldaten, wurden Percy Mjipa und Alicia hinaus- und die Straße hinunter eskortiert. Minyev hatte es irgendwie hingekriegt, sich wie durch Zauberei in Luft aufzulösen, als die Soldaten auf der Bildfläche auftauchten. Mjipa versuchte, dem Offizier eine Information zu entlocken, aber der ließ ihn barsch abblitzen.
     
    Sie wurden in Chanapars Büro gebracht. Der Minister empfing sie mit den Worten: »Ah, Meister Mjipa und Meisterin Dyckman! So erfreut ich auch bin, euch beide

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