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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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nächsten Schiffe nach Shaf, Jazmurian oder Majbur wissen. Shaf liegt am Ende der Bahnlinie; wir könnten also von dort aus nach Majbur weiter.« (Eine krishnanische Bahnlinie bestand aus ^ einem hölzernen Gleis, auf dem zahme Bishtare Züge aus kleinen hölzernen Waggons zogen.) »Aber einer der beiden anderen Häfen wäre ebenso gut. Kannst du das erledigen?«
    »Ja, Herr.«
    »Dann mach zu. Aber erkundige dich, ob das Schiff auch Quartiere für uns drei hat, und wenn ja, reservier uns welche.«
    Minyev verschwand. Ein paar ortsansässige Frühstücksgäste waren ebenfalls fertig und gingen, so dass Mjipa allein im Schankraum saß. Irants kam herüber und setzte sich zu ihm an den Tisch.
    »Herr, erzählt mir ein wenig von den Terranern. Ist es bei der Art, welchselbiger Ihr entstammt, üblich, dass die Männer, groß und schwarz sind, wohingegen die Frauen von mittlerer Größe, bleicher Haut und gelbem Haupthaar sind?«
    »Nein. Meisterin Dyckman und ich stammen aus verschiedenen Teilen unserer Welt. Daher die rassischen Unterschiede zwischen uns.«
    Irants verdaute diese Information. Dann fuhr er fort: »Dann noch etwas, Herr, wenn ich mir erlauben darf, über solche vertraulichen Dinge zu sprechen: Ich kam nicht umhin zu beobachten, dass Ihr die Frau in die Einzelkammer sandtet, während Ihr und Minyev die Doppelkammer bezogt. Bei uns schlafen ein Mann und seine Gefährtin im selben Quartier. Oder könnte es sein, dass Ihr an dem leidet, das wir den Fluch der Götter nennen, dass Ihr nicht wisset, welchem Geschlecht Ihr angehört?«
    Mjipa spürte eine vorübergehende Woge der Wut in sich aufsteigen, aber dann musste er doch lachen. »Nein, mein Freund, da liegt Ihr falsch. Erstens verspüre ich keinen Drang zum gleichen Geschlecht; schon der Gedanke erfüllt mich mit Widerwillen. Und zweitens ist Meisterin Dyckman nicht meine Gefährtin oder überhaupt irgend jemandes Gefährtin, sondern eine gelehrte Dame von Ansehen und Autorität in ihrer eigenen Welt. Ich bin nur ihr Führer und Helfer – ah, da bist du ja, Lish! Ich dachte schon, du würdest den ganzen Vormittag verschlafen. Ich habe Meister Irants gerade von ein paar irrigen Vorstellungen befreit – ich erzähl’s dir später. Was hältst du davon, wenn wir, solange Minyev unterwegs ist und uns ein Schiff sucht, mal einen Blick auf Vuzhovs Turm werfen, ich meine, falls du Lust dazu hast? Du könntest vielleicht einen Artikel darüber schreiben.«
     
    Der Himmel war ausnahmsweise einmal klar. Vuzhovs Turm erhob sich am westlichen Ende der Stadt Kalwm, im Zentrum eines unbebauten Gebiets. Als Mjipa, der den Turm bei seinen vorausgegangenen Besuchen besichtigt hatte, und Alicia aus den engen Straßen auf diesen riesigen Vorplatz. traten, merkte Alicia sofort mit fachmännischer Miene an, dass an dieser Stelle vormals die Behausungen der Armen der Stadt gestanden haben mussten. Sie deutete auf die Mauerreste zwischen den Schutthalden.
    »Man kann noch deutlich die Grundrisse der Häuser erkennen«, erklärte sie. »Winzige Hütten aus Lehmziegeln. Ich wette, der Heshvavu hat kurzerhand verfügt, dass die Häuser abgerissen werden müssten, und dann sind seine Leute hingegangen und haben den Bewohnern Dampf gemacht, dass sie schnell verschwinden sollen. Dann haben sie die Häuser einfach umgeworfen und den Schutt weggeräumt. Aber sie sind nicht ganz fertig geworden; du kannst die Spuren ihres Treibens noch sehen. Glaubst du, dass sie den Enteigneten eine Entschädigung gezahlt haben?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Mjipa mit einem Achselzucken. »Ein paar der weiter entwickelten Staaten, wie zum Beispiel Zamba, hätten das vielleicht gemacht, aber ich bezweifle, ob die Burschen hier überhaupt auf so eine Idee kämen. Aber schließlich haben wir auf der Erde hoch entwickelte Staaten, die auch das Eigentum von jedem, dessen Nase ihnen nicht passt, einfach konfiszieren.«
    Sie schlenderten über den Vorplatz, mehrmals Schutthaufen ausweichend. Rings um den Turm herum war der Boden sorgfältig geräumt und geglättet. Ein Gleis der muskelgetriebenen Straßenbahn verlief schlaufenförmig um den Turm herum. Eine kleine Schar von Krishnanern stand vor dem Bauwerk und reckte die Köpfe nach oben. Ihrem Aussehen nach schloss Mjipa, dass es hauptsächlich Besucher aus anderen Teilen Kalwms und aus den anderen Khaldoni-Reichen waren.
    Die Geräusche von Bauarbeiten schollen von oben herunter, und man konnte winzige Gestalten sehen, die sich auf der Spitze des

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