Der Gefangene von Zhamanak
»Okay, ich komme mit und grinse den Phathvum affektiert an – unter einer Bedingung. Aber damit das klar ist: Das geht nicht so weit, dass ich ihm meinen Körper anbiete. Ein krishnanischer Liebhaber reicht mir.«
»Großer Gott! An so was hab ich auch wirklich nicht gedacht. Selbst wenn – ich würde dich auch nicht lassen.«
»Was soll das heißen, du würdest mich nicht lassen? Mein Körper gehört immer noch mir. Und wenn ich unser Leben damit retten könnte, dann würde ich ihn ihm bedenkenlos anbieten.«
Mjipa: »Schon gut, schon gut; lass uns nicht über etwas zanken, das sowieso nicht eintritt. Ist das die Bedingung, von der du gesprochen hast?«
»Nein. Ich wollte sagen, ich würde mitgehen, wenn du dafür mit mir nach dem Essen einen Einkaufsbummel machst.«
Mjipa brach in schallendes Gelächter aus. »Und ich hatte schon bezweifelt, ob du wirklich eine echte Frau wärst! Okay, der Einkaufsbummel ist genehmigt; aber denk dran, wir haben nicht mehr den Reichtum eines Dakhaq zu verprassen.«
Sie ließen Minyev zur Bewachung ihrer Habe zu Hause und fuhren mit einer Straßenbahn zum Palast. Der Schieber bombardierte sie unterwegs mit Fragen: »Wie weit ist dieses Terra entfernt?« – »Wie viele Terraner leben dort?« – »Habt ihr auch zwei Geschlechter, genauso wir wir?« – »Ist es wahr, dass ihr immer lebt?« – »Was ist an diesem Gerücht dran, dass ihr Dämonen seid und eure Welt eine der Höllen ist?« – »Meine Frau hat gerade ihr neuntes Ei gelegt. Das sind mehr Junge, als ich mir leisten kann. Wie kann ich diesem unaufhörlichen Strom von Jungen Einhalt gebieten?«
»Da haben wir einen, der sich noch nicht mit den krishnanischen Geburtenkontrollmethoden auskennt«, sagte Alicia. Sie und Mjipa gaben dem Krishnaner knappe Antworten.
An dem weitschweifigen, verbauten Stuckpalast angekommen, mussten sie den größten Teil des Vormittags im Vorzimmer warten, weil der Phathvum eine Unterredung mit der Exilregierung von Surien hatte, das von den Steppenbewohnern von Qaath überrannt worden war. Als sie endlich hereingebeten wurden, fanden sie den dicken Chanapar eine Zigarre rauchend auf seinem Kissen sitzend.
»Guten Morgen, mein Herr und meine Dame«, begrüßte sie der Minister. »Was liegt an?«
Mjipa hielt seine lange Begrüßungsrede, voll von Schmeicheleien und blumenreichen Wendungen. Es dauerte eine ganze Weile, bis er die Kurve zum Vortragen seines eigentlichen Anliegens kriegte: »… und daher, Eure Hoheit, würden wir sehr gern einmal den unglückseligen Doktor Isayin in seiner Zelle besuchen.«
»Nein«, sagte Chanapar. »Wiewohl es mich betrübt, wie es König Sabzavar betrübte, als seine Tochter entführt ward, muss ich Euch diese Bitte abschlagen, ’s wäre ein klarer Verstoß gegen unsere Rechtsordnung.«
»Wir könnten ihn vielleicht sogar zum wahren Glauben bekehren, der offiziellen geographischen Doktrin Kalwms. Wenn er also widerriefe, würdet Ihr ihn dann freilassen?«
»Nein. Stellt Euch vor, jeder Ketzer würde meinen, er brauche bloß zu widerrufen, um freigesprochen zu werden – wer würde dann als abschreckendes Exempel stehen, die anderen Sünder auf den Pfad der Tugend zurückzubringen? Ich bedaure aufrichtig, meine Freunde, aber eure Bitten sind so aussichtslos wie der Versuch, ein Seil aus Sand zu flechten.«
»Eure Hoheit!« säuselte Alicia. »Kann Euch denn nichts erweichen? Wir sind nicht ohne Einfluss in Novorecife, und wir könnten dem Reiche sicherlich einige nützliche Dienste erweisen, sobald wir wieder hierher zurückkommen.«
»Nein, ’s ist schier unmöglich. Und nun muss ich um eure Nachsicht bitten, denn der Bericht des Schatzmeisters, welcher bereits vor der Tür wartet, wird meinen ganzen Fleiß und meine ganze Hingabe erfordern.«
Sie schlenderten langsam zu Irants’ Gasthof zurück. Alicia war voller Vorfreude auf den Einkaufsbummel, während Mjipa mit finsterer Miene schweigend seinen Gedanken nachhing. Zum Essen verputzte er einen ganzen Ambar. Dieses Meerestier hatte frappierende Ähnlichkeit mit einer terranischen Küchenschabe, vergrößert auf Hummerformat. Sein Anblick rief bei den meisten Erdlingen stark appetithemmende Sensationen hervor, aber Mjipa war ein harter Bursche.
Während des Essens erkundigte sich Mjipa bei Irants nach Einkaufsmöglichkeiten in Kalwm. Gewappnet mit diesem Wissen, brachen, sie auf; Alicia munter, Mjipa eher brummig und mit Märtyrermiene. Er gab es nach einer Weile auf, die Geschäfte zu
Weitere Kostenlose Bücher