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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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zum Palast eskortiert. Einer von ihnen trug sein Schwert und seinen Dolch. Mjipa nahm an, dass sie sich unsicher darüber waren, welche Art von Behandlung ihn erwartete.
    Mjipa wurde in Chanapars Amtszimmer geführt. Der Minister sagte: »Gebt Meister Mjipa seine Waffen zurück. Großer Phaighost, Ihr seid ja verwundet!«
    »Nur ein paar Kratzer«, sagte Mjipa.
    Der Phathvum fuhr fort: »Mein guter Herr, uns erreichte jüngst die Kunde von Eurer gestrigen Heldentat gegen jenes widerliche Pack von Lumpen. Besonderen Dank bringen Seine Grandiosität und ich Euch für die Tötung des Oberhalunken Khostavorn entgegen.
    Ihr müsst nämlich wissen, Meister Mjipa, dass dieser Übeltäter einer ist, von dessen verbrecherischem Treiben ein jeder weiß, doch haben wir, aus Mangel an Beweisen, ihm niemals etwas anhaben können. Oft ward er arrestiert; doch haben seine Komplizen und Hintermänner alle Zeugen mit Morddrohungen so sehr eingeschüchtert, dass keiner gegen ihn auszusagen wagte.
    Doch war dieser Khostavorn weit mehr als ein bloßer Halsabschneider. Von politischem Ehrgeiz ergriffen, suchte er das Bündnis mit einigen unserer unzufriedenen Magnaten und betrieb Wühlarbeit gegen Seiner Kolossalität erhabenstes Unternehmen: seinen himmelstürmenden Turm. Dieser Schurke hatte Verbündete in den höchsten Kreisen.«
    »Konntet Ihr denn nicht einfach seine Tötung aus Gründen des Gemeinwohls verfügen?«
    »Nein, das wäre ein Verstoß gegen die Charta gewesen, die die rebellischen Gemeinen einst Roshetsin dem Fünfzehnten abgetrotzt haben. Außerdem hatte der heimtückische Strolch Gönner unter den Magnaten, ’s wäre ratsam, wenn Ihr Euch bald auf den Heimweg nach Novorecife begäbet, ehe Khostavorns geheime Hintermänner gedungne Meuchelmörder auf Euch hetzen, seinen Tod zu rächen.«
    »Warum habt Ihr nicht Eurerseits Meuchelmörder gedungen, ihm den Garaus zu machen?«
    »Das haben wir, doch ohne Erfolg. Khostavorn war der tödlichste Schwertfechter im ganzen Königreich, und die anderen von seiner Bande standen ihm darin kaum nach. Es verblüfft mich, dass Ihr ihn bezwingen* konntet; vielleicht könnten wir Euch in unserer Armee als Ausbilder in der Fechtkunst einstellen.«
    »Vielen Dank, aber ich ziehe es vor, bei meinem derzeitigen Metier zu bleiben. Mein Sieg beruhte hauptsächlich auf Glück.« Im stillen dachte Mjipa, wenn ein blutiger Amateur wie er den tödlichsten Fechter von Kalwm aufspießen konnte, dann konnte es mit dem Standard der Fechtkunst in Kalwm nicht weit her sein.
    Recht betrachtet, kam Mjipa die Geschichte des Ministers reichlich dürftig vor. Das volle Ausmaß der Intrigen, Machtkämpfe, Bündnisse und Feindschaften unter den Mächtigen dieses Königreichs war, so vermutete er, erheblich komplexer und weit verzweigter, als es nach außen hin den Anschein hatte. Konnte es nicht zum Beispiel möglich sein, dass die örtliche Garnison von einem dieser ›unzufriedenen Magnaten‹, von denen Chanapar gesprochen hatte, kontrolliert wurde? Das hätte erklärt, warum Khostavorn sich so lange frei und ungeniert hatte bewegen können. Aber Mjipa hatte weder Muße noch Lust, diese Mysterien zu erforschen. Sollte er jemals zum terranischen Repräsentanten in Kalwm ernannt werden, dann würde er noch immer genügend Zeit und Gelegenheit zum Herumschnüffeln haben.
    »Phaighost allein weiß«, fuhr der Phathvum fort, »was noch alles geschehen wäre, hättet Ihr dem Lump nicht ein frühzeitiges Ende bereitet. Das Reich ist nicht undankbar, Meister Mjipa. Nennt mir eine vernünftige, angemessene Belohnung, und Ihr sollt sie bekommen.«
    Nach einem kurzen Moment des Überlegens sagte Mjipa: »Ich danke Eurer Hoheit. Als erstes hätte ich gern das Geld für meine Bürgschaft zurück. Zum zweiten bitte ich um eine nochmalige Audienz bei Seiner Kolossalität. Richtet ihm bitte aus, dass ich so gefesselt war von seinen spannenden Erzählungen über seine Ahnen, dass es mich nach mehr davon verlangt.«
    Der Minister warf Mjipa einen verdutzten Blick zu. »Das ist seltsam. Von den anderen Besuchern, welche mein Herr mit Geschichten von seinen Ahnen erquickt hat, erklärten sich alle mit einem einzigen Vortrag zufrieden. Doch es soll sein, wie Ihr wünscht.«
    Eine Stunde später saß Mjipa abermals Vuzhov dem Schwärmer in dessen Kabinett gegenüber und lauschte mit einer Miene gebannten Interesses den Anekdoten, die dieser über seine Vorfahren zum besten gab: »… und dies ist Vuzhov der Siebzehnte. Da er

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