Der Gefangene von Zhamanak
Gemahlin zu machen. Liegt es vielleicht daran, dass sie kein Khaldoni versteht, welches sie mit einem Akzent spricht? Oder ist es nur eine närrische Grille einer Frau mit verwirrtem Geiste, wofür sie der Obhut gelehrter Doktoren der Physik anbefohlen werden sollte?«
»Ich verstehe sehr wohl«, sagte Alicia bissig. »Ihr scheint hier derjenige zu sein, der kein Khaldoni versteht. Wenn ich ›nein‹ sage, dann meine ich ›nein‹.«
»Geht nun also freundlichst Eurer Wege«, sagte Mjipa, »und hört auf, uns zu belästigen.«
»Ich werde nicht weichen, ehe jenes wirrköpfige Weib nicht dem Geheiß meines Herrn Folge leistet!«
Mjipa stieß einen Seufzer aus. »Ein verdammter Pappkopf nach dem andern!« stöhnte er auf Englisch. Dann sagte er auf Khaldoni: »Minyev, du und Irants nehmt die Beine; ich nehme die Arme.«
»Packt ihn!« schrie Irants. Die drei stürzten sich auf den Herold und hoben ihn hoch. Der so plötzlich und unversehens in die Waagrechte Gelupfte strampelte und zappelte und kreischte Drohungen und Beschimpfungen, als die drei ihn die Treppe hinunter zur Tür trugen, Schwung nahmen und ihn mit einem Hau-Ruck! auf die Straße beförderten. Als er sich aufrappelte, schüttelte er die Faust gegen die drei im Türeingang Stehenden und schrie:
»Ihr Kerle werdet eure Frechheit noch bereuen! Niemand widersetzt sich ungestraft den Befehlen meines mächtigen Herrn! Ihr habt mich nicht das letzte Mal gesehen, und Meisterin Dyckman wir noch als Königin in Mutabwk regieren!«
Dann klopfte er sich den Staub vom Körper und humpelte davon.
Beim Mittagessen berichtete Mjipa Alicia von seinen Unterredungen mit dem Phathvum und dem Heshvavu. Alicia rief überrascht: »Dann war also dieser Unterweltfürst derjenige, der die Opposition gegen den verrückten Turm des Königs angeführt hat? Der dort stand, was wir als die richtige Seite ansehen? Und wir haben jetzt bei der Regierung einen Stein im Brett, weil du ihn erledigt hast?«
»Genau so ist es, meine Teure. Das Leben ist manchmal voll von Ironie, nicht wahr? Ich hatte wahrhaftig nicht die Absicht, auf diese Weise zugunsten einer der beiden Seiten in dem Turm-Streit Partei zu ergreifen; aber wenn irgend so ein Lümmel mich angreift, dann muss ich mich verteidigen.«
»Den krishnanischen Göttern sei gedankt, dass du da heil herausgekommen bist! Diesmal war ich sicher, dass es dich erwischt hätte.«
»Das hätte es auch, wenn Khostavorn nicht so eitel gewesen wäre, die anderen zurückzuhalten, um sich den Ruhm einzuheimsen, mich ganz allein fertiggemacht zu haben.«
»Da siehst du, was mit dem passiert, der den unerschrockenen Helden spielen will! Wenn du nur auf meinen Rat gehört und ihn getötet hättest, als du ihn Knockout gehauen hattest …«
»Dann hätten wir das Geld von unserer Bürgschaft nicht zurückgekriegt und von der Regierung keinen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter bekommen.«
»Wieso hätten wir unser Geld nicht zurückgekriegt?«
»Weil wir dann, da wir ja nicht wussten, dass wir der Regierung damit einen Gefallen getan hätten, schleunigst abgehauen wären und niemandem ein Sterbenswörtchen davon erzählt hätten.«
Alicia seufzte. »Ich geb’s auf. Wie war deine Nacht auf der Wache?«
»Nicht schlimm. Ich hatte zwei Zellengenossen. Einer war betrunken und wollte beweisen, dass er den größten Kerl am Platz umhauen könnte. Und nun rat mal, wen er sich als Demonstrationsobjekt ausgesucht hat! Ich musste ihn leider etwas unsanft von der Undurchführbarkeit seines Vorhabens überzeugen. Der andere war ein glühender Bewunderer des verstorbenen Khostavorn und pries eine Stunde lang dessen Heldentaten, ehe er einschlief. Ich hielt es für taktvoller, ihm nicht zu erzählen, was seinem Idol zugestoßen war.«
»Und jetzt gehst du also, wie du’s angekündigt hast, Isayin besuchen?«
»So ist es.«
»Wenn das, was du vorhast, nicht klappt, dann wird es dir noch leid tun, dass du dich mit dem König so dick angefreundet hast. Es wird uns bloß in noch größere Schwierigkeiten bringen. Als ob es nicht schon reichte, dass wir Khoroshs Schlägertrupp im Nacken haben und demnächst wohl auch noch einen zweiten von Ainkhist.«
»Tut mir wirklich leid, aber für mich ist das eine Sache der Selbstachtung. Ich könnte nicht mehr in den Spiegel gucken, wenn ich es nicht wenigstens versucht hätte.«
Als sie nicht aufhören wollte, ihn mit immer neuen Argumenten von seinem Vorhaben abzubringen, platzte ihm
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