Der Gefangene von Zhamanak
Gesandten, den König Khorosh mit dem Auslieferungsgesuch nach Kalwm schickte. Nach einer Weile verschwanden sie wieder, aber zwei von ihnen blieben draußen auf der Straße als Aufpasser zurück. Hast du sie nicht gesehen, als du zurückgekommen bist?«
»Nein«, antwortete Mjipa. »Ich war ziemlich müde, und es waren noch andere auf der Straße, die schon auf dem Weg zur Arbeit waren. Aber ich glaube schon, dass mir Herumlungerer von der Sorte aufgefallen wären. Was passierte mit Minyev?«
»Hör mir bloß mit dieser Memme auf! Er hörte brav zu, was ich ihm sagte, antwortete jedes Mal ›Ja, Herrin! Ich verstehe, Herrin!‹ – um dann, kaum, dass ich die Falltür der Dachkammer hinter mir zugemacht hatte, aus dem Fenster zu klettern, hinunter auf die Gasse zu springen und um sein Leben zu laufen. Seither ist er noch nicht wieder aufgetaucht.«
»Meine Tochter ertappte ihn, als er gerade aus dem Fenster stieg«, erklärte Irants. »Als sie ihn darauf fragte, was er vorhätte, murmelte er etwas von wegen, diese Suppe sei ein wenig zu heiß für seinen Gaumen, und verschwand.«
»Ich kann dem Burschen keinen Vorwurf machen«, sagte Mjipa grinsend. »Wir reiten seit einiger Zeit ein verdammt hektisches Grand National, und sein Kampf ist es schließlich nicht. Aber wir sollten jetzt mal gucken, ob die Kerle noch irgendwo da draußen lauern. Meister Irants, Eure Schlafkammer geht doch zur Straße hinaus, nicht wahr?«
»Ja, Herr. Möchtet Ihr von dort einen Blick auf die Straße werfen?«
Ein paar Minuten später trat Irants von seinem Schlafzimmerfenster zurück und sagte: »Schaut, dort sind sie!«
»Es sind drei«, sagte Mjipa. »Ich bin ganz sicher, dass sie noch nicht dort waren, als ich hereinkam. Vermutlich sind sie zwischendurch mal kurz um die Ecke verschwunden, auf eine Tasse Shurab.«
»Kannst du erkennen, zu welcher Bande sie gehören – zu der Verars oder zu der Kuimajs?«
»Es sind eindeutig Zhamanakianer. Kuimajs Leute sind entweder Mutawbkianer oder hier in Kalwm angeheuerte einheimische Talente. Wir müssten einen Weg finden, wie wir sie dazu kriegen können, dass sie sich gegenseitig umbringen …«
»So dass wir es nur noch mit Khostavorns Kumpanen zu tun hätten – ach ja, und natürlich mit der Regierung, sobald sie Isayins Verschwinden bemerken.«
»Aber die Burschen da unten stellen in der Tat ein gewisses Problem dar«, sagte Mjipa.
»Die Untertreibung des krishnanischen Jahres.«
»Wir müssen irgendwann heute unsere Sachen auf die Tarvezid kriegen. Dann lasse ich dich da zum Aufpassen, während ich unseren akademischen Freund hole.«
Der Türgong rief Irants fort. Alicia fragte: »Wieso bist du eigentlich so verdreckt, Percy?«
»Ich habe im Schutt nach Brennmaterial rumgekramt, um die Wachen mit einem kleinen Feuerchen abzulenken. Ich weiß nicht, was ich dringender gebrauchen könnte, ein Bad oder ein paar Stunden Schlaf. Zum Henker auch, wenn ich doch bloß mein Verkleidungs-Set mitgenommen hätte! Zumindest dich könnte ich dann jetzt in eine passable Krishnanerin verwandeln.«
»Wir haben doch noch die ganzen Farben, die Minyev mitgebracht hat. Damit könnten wir doch ein Olivbraun zurechtmischen, das der Hautfarbe der Leute hier einigermaßen nahe kommt. Ich glaube nicht, dass es uns vergiften wird. Die hauen sich das Zeug doch hier auch pfundweise drauf, ohne dass es ihnen schadet.«
»Bliebe immer noch das Haar.«
»Wir könnten eine kleine Probe Blaugrün zurechtmischen und sie an meinem Haar ausprobieren. Was wir mit deinem Haar tun sollen, ist mir allerdings ein Rätsel.«
Mjipa ließ die Finger durch seine schwarze Drahtwolle gleiten. »Ich könnte mir den Schädel kahlrasieren wie die Zhamanakianer, aber dann müsste ich auch nackt gehen; und … eh … jeder Krishnaner würde gleich auf den ersten Blick erkennen, dass ich keiner bin … Nun, eh, du weißt, was ich meine. Und überhaupt habe ich es sowieso immer gehasst, in Eingeborenenkleidung rumzulaufen. Man kommt sich doch irgendwie blöde dabei vor.«
»Aber den Kilt trägst du doch auch schon die ganze Zeit.«
»Ich weiß. Ich wollte die Eingeborenen nicht mehr schockieren als unbedingt nötig. Die sind hier an Erdlinge nicht gewöhnt. Aber du glaubst gar nicht, wie froh ich sein werde, wenn ich endlich mal wieder in eine richtig schöne terranische Hose steigen kann.«
»Du bist nichts weiter als ein bigotter Anthropozentriker, das ist alles, was du bist.«
»Ein Anthro-was? Nun ja, egal, was ich
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