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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Dieselbe Paste, angereichert mit zu Brei gekautem Papier, hatte auch den Grundstoff für die Ohrenspitzen der Dame abgegeben. Ein näherer Blick freilich hätte ihre Künstlichkeit rasch entlarvt.
    Die Dame war herausgeputzt mit dem prunkvollen Juwelenhalsband, das Ainkhist Alicia geschenkt hatte, und der etwas bescheideneren Kette, die Alicia sich selbst gekauft hatte. Ganz, wie es sich für eine solch edle Dame geziemt, schritt sie hocherhobenen Hauptes fürbass, so als sei sie nicht im geringsten besorgt, dass irgendein Übeltäter versuchen könnte, sich ihrer Juwelen oder ihrer Person zu bemächtigen.
    Grund für diese Gelassenheit war ein riesiger schwertbewehrter Krishnaner der geschwänzten Spezies, der hinter ihr her stapfte. Er war von etwas dunklerer Hautfarbe, aber ebenso kahlgeschoren und antennenbewehrt. Unter seinem Kilt lugte ein aus zusammengenähten, mit Lumpen ausgestopften Strümpfen bestehender Schwanz hervor. Er trug zwei schwere Segeltuchtaschen und warf grimmige Blicke nach links und nach rechts, um sich zu vergewissern, dass kein Tunichtgut seiner Herrin zu nahe kam.
    Die Wachhunde, die gegenüber dem Gasthof in Hauseingängen herumlungerten, schenkten dem Paar nicht mehr als einen achtlosen Blick. Leute dieser Art waren ein gewohnter Anblick in einer Hafenstadt, in der Besucher von allen Küsten rings um die Drei Meere zusammenströmten.
    Am Liegeplatz der Tarvezid waren Schauerleute damit beschäftigt, Güter über den Landungssteg an Bord des Schiffes zu tragen. An Deck standen zwei Krishnaner mit dem windelartigen Lendenschurz, der in den mittleren Breitengraden üblich war, und überwachten das Verstauen der Fracht. Einer von ihnen war durch das große Medaillon auf der nackten Brust als der Kapitän zu erkennen.
    Als der Laufsteg für einen kurzen Moment einmal frei war, gingen Mjipa und Alicia hinauf auf Deck. Der Kapitän trat ihnen entgegen und sagte barsch: »Wer seid ihr? Besucher dürfen während des Ladens nicht an Bord.«
    »Ich bin Percy Mjipa, terranischer Konsul, und das ist Meisterin Alicia Dyckman, ebenfalls Terranerin. Wir haben drei Kojen reserviert.«
    »Oh!« sagte der Kapitän. »Mich dünkte schon, dass ich einen Erfeo-Klang aus Eurer Stimme herausgehört, trotz Eures khaldonischen Äußeren. Seid ihr die, für welche jener kleine Kalwmianer vor ein paar Tagen drei Schlafplätze buchte?«
    »Dieselben sind wir. Ihr seid …?«
    »Kapitän Farrá bad-Da’mir, zu euren Diensten. Meister Ghanum!« Der Kapitän wandte sich an den anderen Krishnaner, offenbar seinen Ersten Offizier. »Zeigt diesen Passagieren, wo sie ihr Gepäck verstauen sollen.« Dann wandte er sich wieder Alicia und Mjipa zu. »Wollt ihr über Nacht an Bord bleiben? Ihr tätet gut daran, das Schiff zu meiden, solange es beladen wird.«
    »Wir gehen gleich in unsere Kajüte. So werden wir Euch nicht im Weg stehen.«
    »Wo ist Euer dritter Passagier?«
    »Er kommt später.«
     
    Die Kajüte hatte Kojen für drei Personen. Alicia sagte: »Mit dem Professor sind wir drei, wenn du ihn herkriegst. Aber was machen wir, wenn Minyev aufkreuzt?«
    Mjipa: »Ich glaube, den sehen wir nicht mehr wieder. Falls er wider Erwarten doch noch auftauchen sollte, sage ich ihm, er soll verschwinden. Nachdem er uns jetzt schon das zweite Mal weggelaufen ist, haben wir ihm gegenüber keinerlei Verpflichtung mehr.«
    »Auf eine Art ist es schade«, sagte Alicia. »Wir Erdlinge brauchen eine Schicht freundlicher, intelligenter Vermittler als Puffer zwischen uns und den Krishnanern. Und ich glaube, dass Minyev einen guten Makler abgegeben hätte.«
    »Das glaube ich auch. Na schön, ich will mal fragen, ob Kapitän Fafra noch Platz für einen weiteren Passagier hat. Wenn nicht, dann hat der gute Minyev eben Pech gehabt. So, und jetzt muss ich sehen, dass ich eine Apotheke finde, solange die Geschäfte noch offen haben.«
     
    Als die Dunkelheit des Abends sich über die Stadt zu senken begann und die Bijare wie Myriaden flimmernder schwarzer Punkte vor dem tiefer werdenden Blau des Himmels tanzten, näherte sich Mjipa in seiner Vermummung als geschwänzter Krishnaner Vuzhovs Turm. Diesmal jedoch schlich er sich nicht heimlich heran, sondern ging ganz offen, mit leicht torkelndem Gang, geradewegs auf das Eingangstor zu. Als er sich den beiden Nachtwächtern näherte, stimmte einer von ihnen ein spöttisches Gelächter an.
    »Schau dir doch mal den betrunkenen Affen an!« wieherte er. Das Wort, das er benutzte, war Phwchuv, der

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