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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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terranischer Beamter seid, habt Ihr noch lange nicht das Recht, in diesem Ton …«
    »Wenn Ihr jetzt nicht sofort Ruhe gebt, dann erwürge ich Euch!« Mjipa hob die großen schwarzen Hände und spreizte drohend die Finger. »Und jetzt haltet Euch hinter mir. Vielleicht hat man Posten aufgestellt.«
    Zentimeter für Zentimeter arbeitete Mjipa sich vorwärts zum Rand des Vorplatzes. Seine Augen, die sich inzwischen auf das Mondlicht eingestellt hatten, entdeckten zwei Gestalten, die vor dem Eingangstor des Turms standen. Im Gegensatz zu den golden angemalten Soldaten, die bei Tageslicht dort Wache hielten, handelte es sich bei diesen um schlicht gekleidete und bemalte Wächter, die mit Hellebarden bewaffnet waren. Ein paar Fetzen ihrer Unterhaltung drangen an sein Ohr.
    »Verdammt!« zischte er. »Mit einem würde ich ja noch fertig. Aber gleich zwei …«
    Einen Augenblick später löste sich eine der Gestalten von der anderen und begann um den Turm herumzugehen. Mjipa spielte mehrere Möglichkeiten durch: Einen einzelnen Wächter konnte er in ein Gespräch verwickeln, bis er nahe genug heran war, um den Burschen mit einem gezielten Schlag außer Gefecht zu setzen. Wäre es um die Rettung eines Terraners gegangen, dann hätte er es vielleicht in Kauf genommen, den Wächter zu töten. Aber ihm erschien der Gedanke absurd, einen Krishnaner zu töten, um einen anderen dafür vor dem Tod zu retten.
    Aber angenommen, er schlug einen der Wächter nieder, während der andere gerade seinen Rundgang machte; was dann? Der letztere würde, wenn er zurückkäme und seinen Partner bewusstlos vorfände, sofort Alarm schlagen. Hätte Mjipa eine Flasche Kvad mit einem Schlafmittel mitgebracht, dann hätte er beide Wächter vielleicht zu einem kleinen Trunk überreden können; aber daran hatte er nicht gedacht. Und die Flasche Falat in Isayins Tragnetz würde höchstens reichen, den beiden Krishnanern einen lustigen Schwips zu machen. Mjipa verwünschte sich, dass er das Wächterproblem nicht sorgfältig durchdacht hatte.
    »Warum zaudert Ihr?« fragte Isayin in einem weithin hörbaren Flüsterton. »Fürchtet Ihr Euch?«
    »Noch ein Wort, und ich schleppe Euch wirklich ins Gefängnis zurück. Jetzt haltet Euer Mundwerk! Ich denke nach.«
    Schließlich ging ein Ruck durch den Konsul, und er flüsterte: »Geht zurück hinter den Schuttberg dort und seht, ob Ihr irgend etwas Brennbares findet. Duckt Euch!«
    Die zwei schlichen zurück, bis sie in sicherer Entfernung von den Wächtern waren, und begannen in dem Schutthaufen nach Holzstücken zu stochern. Mjipa sammelte auch, ein paar Fetzen Stoff und Papier. Er musste sich dabei fast ausschließlich auf seinen Tastsinn verlassen, da das Licht der Monde nicht hell genug war, um Einzelheiten deutlich zu erkennen.
    Als Mjipa einen guten Armvoll beisammen hatte, sagte er zu Isayin: »Bleibt hier stehen. Bewegt Euch nur, wenn jemand Euch zu entdecken droht.«
    Mjipa verschwand in der Dunkelheit. Er schlug einen weiten Bogen um den Turm, um außerhalb der Sichtweite der Wächter zu bleiben. Als er die Rückseite des Turms erreicht hatte, schichtete er sein Brennholz zu einem Haufen auf, legte noch ein paar Stücke, die er in seiner nächsten Nähe fand, hinzu, schnitzte mit seinem Dolch ein paar Späne zurecht, die er rings über den Haufen verteilte, und holte sein Kolbenfeuerzeug hervor. Als Fidibus opferte er den Pass, den Chanapar ihm zum Besuch von Isayins Zelle ausgestellt hatte, da er nicht davon ausging, noch weitere Verwendung dafür zu haben.
    Sobald die ersten Flammen gegen den Fuß des Turms züngelten, schlich Mjipa auf demselben Weg zurück, den er gekommen war, und kauerte sich neben Isayin. Sie warteten.
    Gleich darauf reckte sich einer der Wächter, gähnte und startete seinen Rundgang um den Turm. Er war noch nicht ganz hinter der Krümmung des Mauerwerks verschwunden, als er im Laufschritt wieder auftauchte. Mjipa hörte, wie er schrie: »Vichum! Komm schnell!« Dann verschwanden beide Wächter hinter dem Turm.
    Mjipa packte Isayin beim Umhang und hetzte, den Doktor hinter sich herzerrend, mit langen Schritten zum Haupteingang und zog unterwegs den Schlüssel aus der Tasche. Der Schlüssel drehte sich quietschend im Schloss, und die Tür ließ sich öffnen.
    »Rein!« zischte Mjipa.
    Sie stolperten in der Dunkelheit herum, bis Mjipa den Fuß der Wendeltreppe gefunden hatte. Er fasste den Doktor bei der Hand, und dann stiegen sie hinauf, begleitet vom Gejammer des letzteren,

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