Der Gefangene von Zhamanak
Abendessen in der Kabine, als ich draußen auf Deck Getrampel und Gebrüll hörte. Kuimaj und seine Leute waren an Bord gekommen und verlangten von Kapitän Farrá, er solle mich ausliefern. Er sagte ihnen, sie sollten sich zum Hishkak scheren. Da packten ihn ein paar von ihnen bei allen vieren und hielten ihn fest, während die anderen das Schiff durchstöberten.
Ich schlüpfte aus der Kabine auf der vom Pier abgewandten Seite des Deckhauses, und als sie alle gerade in die Kabine und in den Frachtraum guckten, schlich ich an Land und rannte los. Aber irgendeiner muss mich gesehen haben, denn gleich darauf waren sie alle hinter mir her.
Ich war zu meinen College-Zeiten eine ganz gute Sprinterin, aber als ich am Turm ankam, war ich fix und fertig. Ich spurtete im Zickzack durch die Straßen und Gassen, um sie abzuschütteln, aber sie gingen einfach dem Geruch nach. Wir vergessen immer, dass diese tropischen Krishnaner einen hervorragenden Geruchssinn haben, wie Menschen mit Hundenasen. Doktor Isayin! Ich glaube, wir müssen hier wieder nach rechts abbiegen!«
»Ich kann dir nachfühlen, wie fertig du warst«, brummte Mjipa. »So wie heute bin ich seit der Nacht nicht mehr durchgewalkt worden, als ich den Schwergewichtsmeister von Cambridge, Rajenda Singh, Knockout schlug.« Er seufzte und schüttelte sinnend den Kopf. »Wir sind zu zivilisiert geworden. Früher konnte ein Ngwato-Krieger fünfzig Kilometer rennen und danach noch eine Schlacht schlagen.«
»Wir lassen den Wagen hier stehen«, sagte Mjipa. »Der Schieber kann ihn morgen leicht wieder finden.«
Die drei liefen den Hafendamm hinauf und gingen an Bord der Tarvezid. Der wachhabende Matrose rief: »Ho! Wer geht da?«
»Eure Passagiere«, antwortete Mjipa. »Wann können wir lossegeln?«
»Nicht vor Ablauf von zwei Stunden. Wir müssen die ablandige Morgenbrise abwarten.«
»Weckt den Kapitän! Ich muss mit ihm sprechen.«
»Das wird ihm nicht schmecken, Herr.«
»Es lässt sich leider nicht vermeiden. Weckt ihn auf!«
Als Kapitän Farrá verschlafen aus seiner Koje geschlurft kam, empfing ihn Mjipa mit den Worten: »Kapitän, wir müssen sofort lossegeln. Sind Eure Leute alle an Bord?«
Farrá schüttelte sich den Schlaf aus dem Kopf. »Ich denke schon; bis Mitternacht sollten alle wieder zurück sein. Aber was soll diese Narretei: sofort lossegeln? Wir segeln, wenn ich es anordne, und nicht nach der Laune irgendeiner Landratte.«
»Es könnte uns alle den Kopf kosten, wenn Ihr es nicht tut. Jene Bande, die an Bord kam, nach Meisterin Dyckman zu suchen, ist uns auf den Fersen.«
»Oh, daher weht also der Wind. Ihr seid mir eine wahrhaft lästige Gesellschaft von Passagieren! Nichts als Ärger hat man mit euch! Aber bevor ich noch einmal in solch eine Rauferei hineingezogen werde, gebe ich euch lieber das Geld für die Passage zurück, setze euch an Land und segle ohne euch ab.«
»Kapitän«, sagte Mjipa, »ich bin sicher, dass es keinen Ärger mehr gibt, wenn wir erst einmal vom Ufer abgelegt haben. Ist es Euch hundert Majbur-Karda wert, Eure Abfahrt ein paar Stunden vorzuverlegen?«
»Hmmm«, sagte der Kapitän. »Jetzt redet Ihr schon vernünftiger. Legt noch hundert drauf, und der Handel ist perfekt.«
»Soviel habe ich nicht mehr; aber hundertfünfzig kann ich wohl aufbringen.«
»Abgemacht. Lasst Eure Münzen sehen. Kutahn!« Er wandte sich dem wachhabenden Matrosen zu. »Weck Meister Ghanum und halt dich zum Ablegen bereit. Und gib den anderen Bescheid, aber ohne Lärm zu schlagen, dass ich in fünf Minuten alle Mann an Deck sehen will!«
Wenig später legte die Tarvezid vom Pier ab. Sechs stämmige Majburuma stießen die Riemen aus den Luken im Schanzkleid, um das Schiff aus dem Hafen zu manövrieren. Minyev war bis zuletzt nicht aufgetaucht.
Eine Gruppe tauchte auf dem Pier auf. Einer schrie: »Halt, im Namen des Heshvavu! Wir haben Befehl, Eure Passagiere festzunehmen!«
Mjipa begann das Herz bis zum Hals zu schlagen. Obwohl die Gestalten zu weit entfernt waren, um Einzelheiten ausmachen zu können, verriet das Glitzern des Laternenlichts auf ihren Körpern, dass es sich um Vuzhovs Gardisten handelte. Gehorchte Kapitän Farrá dem Befehl, dann sah Mjipa keine Möglichkeit mehr, wie sie noch einmal entkommen sollten. Er war zu erschöpft, und sein Bein schmerzte zu sehr, als dass er noch einmal ernsthaft hätte Widerstand leisten können. Sicher, er konnte den Kapitän als Geisel nehmen, wie Khorosh; aber das war nicht die ganze
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