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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Reise lang durchzuhalten. Irgendwann würden die anderen Offiziere und die Mannschaft sich auf ihn stürzen, ihn entwaffnen und ihn, wahrscheinlich zusammen mit Alicia und Isayin, ins Banjao-Meer werfen.
    »Kapitän!« rief Mjipa. »Meine letzten fünfzig Karda sagen, dass Ihr ihn nicht hören könnt.«
    Der Kapitän grinste verschmitzt. Er hob sein Sprachrohr an den Mund und rief zum Ufer hinüber: »Ich kann Euch nicht hören!«
    Mittlerweile war das Schiff so weit vom Pier entfernt, dass die Rufe des königlichen Offiziers nicht mehr zu verstehen waren. Als das Schiff in tieferes Fahrwasser gelangte, setzte die Mannschaft die beiden Dreieckssegel. Die Morgenbrise, die sich gerade mit dem ersten leisen Hauch zu erheben begann, füllte die Segel, und die Tarvezid glitt langsam nordwärts.
    Als der Himmel sich aufhellte, wuchsen die Konturen von Vuzhovs Turm aus dem Dämmerlicht. Dann schrumpfte er langsam zusammen. Die Häuser schwanden zu einer Reihe kleiner beigefarbener Schachteln, und bald war das Ufer nur noch eine einzige dunkle Linie zwischen Meer und Himmel.

 
9
     
    Hass
     
    W ann erreichen wir die Sabadao?«
    »Wenn der Wind so bleibt«, beantwortete Kapitän Farrá Mjipas Frage, »müsste morgen Abend Fossanderan in Sicht kommen. Bei günstigem Wind dauert die Fahrt von Kalwm nach Fossanderan vier Tage. Bei widrigem Wind oder Flaute braucht man für die Strecke eine Fünfnacht.«
    Den Tag und die Nacht nach ihrer Abfahrt von Kalwm hatten Percy Mjipa und Alicia Dyckman ausschließlich mit Schlafen und Ausruhen verbracht. Nach den fast übermenschlichen Anstrengungen, die die vorausgegangenen Tage ihnen abverlangt hatten, waren beide schlaff wie ein Tischtuch, und ihre Verletzungen machten jede Bewegung zur Qual.
    Doch nun begannen ihre Lebensgeister langsam wieder zu erwachen. Mit Hilfe eines hölzernen Badezubers, den die Matrosen auf Deck geschleppt hatten, und einer kräftigen Bürste befreiten sich die drei Passagiere von ihrer khaldonischen Körperbemalung. Die beiden Terraner zogen sich wieder ihre gewohnte Khakikleidung an. Die Papierantennen oder das, was von ihnen noch übrig geblieben war, wanderten in den Müll; doch gab es leider keine Möglichkeit, das Wachstum der langsam auf ihren kahlrasierten Schädeln hervorsprießenden Haarstoppeln zu beschleunigen.
    Mjipa strich humpelnd auf dem Deck herum, einen Enterhaken aus dem kleinen Arsenal des Schiffs als Krückstock benutzend. Isayin saß in geborgter Seemannskluft auf dem Achterdeck und sezierte, eifrig Notizen machend, einen Fisch, den er gefangen hatte. Am Himmel zog Wolkenbank auf Wolkenbank vorüber, hin und wieder lugte Roqir kurz hervor und verschwand wieder. Die leichte Südbrise, die sie von Kalwm weggetragen hatte, hatte sich in einen frischen Nordostwind verwandelt, und die Tarvezid lief mit vollem Tuch vor dem Wind.
    Alicia saß an Deck, ihren kalwmianischen Strohhut zum Schutz ihres kahlen Schädels gegen die Sonne auf dem Kopf, den Rücken an die Reling gelehnt, und kritzelte in ihrem Notizbuch. Als Mjipa an ihr vorbeigehinkt kam, sagte sie: »Percy, wenn wir nach Majbur kommen, musst du mit mir noch mal einen Einkaufsbummel machen. Ich möchte unbedingt wieder einen von diesen todschicken Kilts haben!«
    »Was ist denn mit dem, den du hast, nicht in Ordnung?«
    »Ich habe für die Verbände soviel vom Saum abgeschnitten, dass er mir kaum noch über den Po geht.«
    »Kannst du die Streifen nicht wieder annähen, wenn das Blut erst rausgewaschen ist?«
    »Das würde einfach scheußlich aussehen. Übrigens, mit welchem Geld sollen wir eigentlich von Majbur aus Weiterreisen? Kapitän Farrá hat uns so ziemlich blankgeschröpft.«
    »Gorbovast wird uns einen Wechsel auf Novo einlösen. An was arbeitest du da gerade?«
    »An meiner Studie über die Ökonomie des krishnanischen Hotelwesens.«
    »Du hast Irants also tatsächlich doch noch interviewt? Ich dachte, ich hätte dir deutlich genug …«
    »Natürlich hast du, aber du hast doch nicht im Ernst geglaubt, dass ich mich dadurch bremsen lasse? Ich dachte mir, wenn du’s nicht weißt, dann können sie dich auch nicht dafür zur Verantwortung ziehen.«
    »O doch, und ob sie das können! Du kennst diese Ganoven nicht.«
    »Nun ja, jedenfalls habe ich Irants gesagt, es wäre gegen deine Anweisung, und er musste mir absolutes Stillschweigen schwören. Er fühlte sich mächtig geehrt, Teilnehmer an einer Verschwörung zu sein. Wir haben bis spät in die Nacht hinein daran gesessen,

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