Der Gefangene
die Gemeinde belohnte ihn, indem sie das Baseballfeld - das nach ihm benannte »Bowen Field« -in einen erstklassigen Zustand versetzen ließ. 1995 wurde Bowen dieselbe Ehre erneut zuteil.
»Es war nicht mein Verdienst, sondern das der Jungs«, sagte er im Rückblick bescheiden. »Ich selbst habe nie einen Punkt gemacht.«
Vielleicht, aber er sorgte dafür, dass seine Teams außergewöhnlich gut punkteten. In jedem August, wenn die Temperaturen in Oklahoma auf fünfunddreißig Grad und mehr stiegen, scharte Bowen ein Häuflein Spieler um sich, um die nächste Play-off-Runde des Bundesstaates ins Auge zu fassen. Seine Kader waren stets klein, denn jede Abschlussklasse in Asher hatte nur etwa zwanzig Schüler, die Hälfte davon Mädchen. Es war nichts Ungewöhnliches, dass ein Team aus nur zwölf Spielern bestand, was gelegentlich einen talentierten Achtklässler einschloss. Um zu verhindern, dass jemand absprang, ließ Bowen zunächst die Trikots verteilen. Jeder war Teil des Teams.
Dann ging die Arbeit los. Zunächst wurde dreimal täglich trainiert. Bowen war mehr als streng - stundenlanges Konditionstraining, Sprinten, Ablaufen der Bases, Einüben der grundlegenden Abläufe. Der Coach predigte harte körperliche Arbeit, vollen Einsatz und vor allem faires sportliches Verhalten. Kein Spieler des Asher-Teams legte sich je mit einem Schiedsrichter an, warf frustriert den Helm zu Boden oder provozierte einen Gegner. Nach Möglichkeit vermied es die Mannschaft, ein schwächeres Team unnötig zu demütigen.
Coach Bowen versuchte, Spiele gegen schwache Gegner zu vermeiden, besonders im Frühjahr, wenn die Saison länger war und er flexibler mit der Terminplanung umgehen konnte. Asher wurde berühmt dafür, Mannschaften großer Highschools herauszufordern und zu besiegen. Ada und Norman wurden routinemäßig vernichtend geschlagen, wie auch hochklassige Teams aus Oklahoma City und Tulsa. Mit zunehmender Bekanntheit von Bowens Truppe reizte es immer mehr auswärtige Teams, in Asher anzutreten, um auf dem makellos gepflegten Baseballfeld spielen zu können, um das sich der Coach persönlich kümmerte. Häufig herrschte nach dem Spiel im Mannschaftsbus eine gedrückte Stimmung.
Bowens Teams waren hochgradig diszipliniert und, wie einige Beobachter meinten, sehr sorgfältig zusammengestellt. Asher entwickelte sich zu einem Magnet für entschlossene Nachwuchsspieler, die von einer großen Zukunft träumten, und es war unvermeidlich, dass auch Ronnie Williamson hier landen würde. Während der Sommersaison freundete er sich mit Bruce Leba an, der zum Asher-Team gehörte und wahrscheinlich der zweitbeste Spieler in der Gegend war, nicht ganz so gut wie Ronnie. Die beiden wurden unzertrennlich und redeten bald davon, während des letzten Jahres auf der Highschool gemeinsam für Asher zu spielen. Auf den Tribünen von Bowen Field saßen mehr Talentscouts, die für die College- und Profiligen Spieler rekrutierten. Außerdem hatte Asher gute Chancen, im Herbst 1970 und im Frühjahr 1971 Meister des Bundesstaates Oklahoma zu werden. Dreißig Kilometer weiter würde Rons spielerische Klasse sehr viel mehr auffallen. Ein Wechsel der Schule war gleichbedeutend mit der Anmietung einer Wohnung in Asher, was für Ronnies Eltern ein großes Opfer gewesen wäre. Andernfalls hätten sie ihren Sohn fahren und zwischen Ada und Asher pendeln müssen. Geld war im Hause Williamson immer knapp, doch Ronnie ließ nicht locker. Wie die meisten Baseballtrainer und Talentscouts in der Gegend war auch er davon überzeugt, im Sommer nach seinem Schulabschluss beim Draft Pick, dem Spielerauswahlverfahren, beste Chancen zu haben. Die Erfüllung seines Traums, Baseballprofi zu werden, schien in greifbare Nähe gerückt; es bedurfte nur noch eines wichtigen Schrittes. Hinter vorgehaltener Hand wurde geflüstert, er könne der nächste Mickey Mantle werden, und Ronnie hörte es.
Mit diskreter Hilfe einiger Gönner mieteten die Williamsons ein kleines Haus, nur zwei Straßenecken von der Asher High School entfernt, und Ronnie meldete sich im August für die Teilnahme an Bowens Trainingslager an. Zunächst war er konsterniert angesichts des exzessiven Konditionstrainings und der Zeit, die aufs Laufen verwendet wurde. Mehrfach musste der Coach seinem neuen Star erklären, jeder Batter und Pitcher benötige eiserne Beine, was auch beim Ablaufen der Bases, für Weitwürfe aus dem Outfield und dann unabdingbar sei, wenn ein kleines Team bei zwei direkt
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