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Der Gefangene

Titel: Der Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Ende sei«. Er war der Ansicht, man könne viereinhalb Jahre nach der Bestattung einen präziseren Abdruck nehmen, und bat Mullins und Peters um eine zweite Überprüfung. Daraufhin wurde die Leiche exhumiert und ein neuer Abdruck gekommen. Plötzlich änderten die Sachverständigen ihre Meinung. Die Anwälte von Ron und Dennis engagierten ihren eigenen Sachverständigen für Fingerabdrücke, einen gewissen Bill Bailey. Mr Bailey kam zu dem Schluss, dass Mullins und Peters beim zweiten Mal zu anderen Ergebnissen gelangt seien, weil sie unterschiedliche Bereiche des Handabdrucks analysiert hätten. Bailey selbst stellte in seinem Gutachten fest, der Handabdruck an der Wand stamme nicht von Debbie Carter.
    Der Bundesrichter lehnte Petersons Antrag, die Klage schon im Vorverfahren als unbegründet abzuweisen, ab. »Es stellt sich die legitime Frage, ob Peterson, Peters, Mullins und andere systematisch Beweise fälschten, um eine Verurteilung von Williamson und Fritz zu erreichen«, erklärte er dazu.
    Weiterhin stellte er fest:
    In diesem Fall deuten die Indizien auf eine Absprache zwischen Peterson und verschiedenen Ermittlern hin, durch die den Klägern eines oder mehrere ihrer durch die Verfassung gewährleisteten Rechte vorenthalten werden sollten. Dass die Ermittler wiederholt entlastende Beweise ignorierten und sich nur auf belastende Beweise konzentrierten, offenkundige, auf der Hand liegende Hinweise auf andere Personen nicht beachteten und sich fragwürdiger forensischer Schlussfolgerungen bedienten, legt die Vermutung nahe, dass die beteiligten Beklagten bewusst auf das Ziel der Strafverfolgung von Williamson und Fritz hinarbeiteten, ohne die Warnsignale zu beachten, die darauf hindeuteten, dass dieses Ziel ungerecht war und nicht durch die ermittelten Tatsachen gestützt wurde.
    Diese Entscheidung vom 7. Februar 2002 war ein schwerer Schlag für die Beklagten und gab dem Verfahren eine neue Richtung.
    Seit Jahren versuchte Renee, Annette zu überreden, aus Ada wegzuziehen. Die Leute würden Ron immer verdächtigen und hinter dem Rücken seiner Schwester tuscheln. Ihre Gemeinde habe ihn zurückgewiesen. Das schwebende Verfahren gegen Stadt und County werde noch mehr Unwillen erregen.
    Annette weigerte sich. Sie war in Ada zu Hause. Ihr Bruder war unschuldig. Sie hatte gelernt, das Getuschel und die aufdringlichen Blicke zu ignorieren, und würde das auch weiterhin tun.
    Aber der Prozess bereitete ihr Sorgen. Nach einem zweijährigen, intensiven vorgerichtlichen Beweiserhebungsverfahren hatten Mark Barrett und Barry Scheck das Gefühl, dass sich das Blatt zu ihren Gunsten wendete. Die Vergleichsverhandlungen wurden zwar immer wieder unterbrochen, aber bei den Anwälten beider Seiten herrschte der Eindruck vor, dass es nicht zu einer Verhandlung kommen werde. Vielleicht war es Zeit für eine Veränderung. Im April 2002 verließ Annette Ada, wo sie sechzig Jahre lang gelebt hatte. Sie ging nach Tulsa, weil sie dort Verwandte hatte. Bald darauf zog ihr Bruder zu ihr.
    Sie brannte darauf, ihn aus Norman wegzuholen. Ron trank wieder, und wenn er getrunken hatte, konnte er den Mund nicht halten. Er prahlte mit seinem Prozess, seinen vielen Anwälten, den Millionen, die er sich von denen holen würde, die ihn zu Unrecht in die Todeszelle geschickt hätten, und so fort. Er trieb sich im Deli und anderen Kneipen herum und zog die Aufmerksamkeit von Leuten auf sich, die schnell seine besten Freunde werden würden, sobald er das Geld in der Hand hatte.
    Nachdem er bei Annette eingezogen war, merkte er bald, dass in ihrem Haus in Tulsa dieselben Regeln galten wie in Ada. Vor allem wurde nicht getrunken. Er wurde nüchtern, schloss sich ihrer Kirche an und fand guten Kontakt zum Pastor. Es gab eine Männergruppe mit dem Namen »Light for the Lost« - »Licht für die Verlorenen« -, die in der Bibel las und Spenden für die Mission armer Länder sammelte. Wohltätige Gaben sammelten sie vor allem mit einem monatlichen Steak- und Kartoffelessen. Ron half in der Küche mit. Seine Aufgabe war es, Ofenkartoffeln in Folie einzuwickeln. Das machte ihm großen Spaß.
    Im Herbst 2002 wurde das »leichtfertig« angestrengte Verfahren mit einem Vergleich über mehrere Millionen beigelegt. Da die zahlreichen Beklagten weder ihre Selbstachtung noch ihre beruflichen Aussichten gefährden wollten, bestanden sie auf einer vertraulichen Vereinbarung. Sie selbst und ihre Versicherungen zahlten enorme Summen, ohne irgendeinen Fehler

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