Der Gefangene
handelte, ließ er die nähere Umgebung sichern und absperren.
Als Captain mit siebzehn Dienstjahren beim Ada Police Department wusste Smith, was zu tun war. Ab sofort durften nur noch er selbst und ein anderer Detective sich in der Wohnung aufhalten, und er beauftragte die anderen Polizisten, in der Nachbarschaft nach Zeugen zu suchen. Smith war aufgebracht und musste gegen seine Emotionen ankämpfen. Er hatte Debbie gut gekannt - seine Tochter und Debbies jüngste Schwester waren Freundinnen. Außerdem kannte er Charlie Carter und Peggy Stillwell. Er konnte einfach nicht glauben, dass deren Tochter tot auf dem Fußboden ihrer Wohnung lag. Als seine Befehle zur Sicherung des Tatorts umgesetzt waren, begann er mit der Untersuchung der Wohnung.
Die Scherben der zerbrochenen Fensterscheibe der Eingangstür lagen sowohl draußen auf dem Treppenabsatz als auch im Inneren der Wohnung. Im Wohnzimmer stand links ein Sofa, dessen Kissen im Raum herumlagen. Vor dem Sofa fand er ein neues Flanellnachthemd, an dem noch das Preisschild von Wal-Mart hing. Auf der gegenüberliegenden Wand stand der Satz »Als Nächstes stirbt Jim Smith«, und er sah sofort, dass die Wörter mit Nagellack geschrieben worden waren.
Er kannte Jim Smith.
Auf dem kleinen weißen Tisch in der Küche fand er die nächste Nachricht, diesmal offenbar mit Ketchup geschrieben: »Sucht nich nach uns, sonst pasiert was.« Auf dem Boden vor dem Tisch lagen Jeans und ein paar Stiefel. Bald sollte er erfahren, dass Debbie sie in der Nacht zuvor im Coachlight getragen hatte.
Er ging zum Schlafzimmer, wo das Bett teilweise die Tür blockierte. Die Vorhänge waren zurückgezogen, die Fenster standen offen, es war sehr kalt in dem Raum. Debbies Tod musste ein heftiger Kampf vorausgegangen sein. Auf dem Boden lagen Kleidungsstücke, Bettwäsche, Decken und Stofftiere. Nichts schien mehr an seinem Platz zu sein. Als Detective Smith neben Debbies Leiche niederkniete, fiel ihm die dritte Botschaft des Killers auf. Auf ihrem Rücken stand, anscheinend wieder mit inzwischen getrocknetem Ketchup geschrieben: »Duke Gram«.
Er kannte auch Duke Graham.
Unter der Leiche lagen ein Kabel und ein Gürtel im Cowboystil mit großer Silberschnalle, in deren Mitte der Name »Debbie« eingraviert war.
Während Officer Mike Kieswetter, ebenfalls vom Ada Police Department, den Tatort fotografierte, begann Smith mit der Sicherung von Beweisen. Er fand Haare - auf der Leiche, dem Boden, dem Bett, den Stofftieren -, sammelte sorgfältig jedes einzelne auf, legte es in ein gefaltetes Stück Papier und notierte die genauen Fundstellen.
Danach wandte er sich den Bettlaken, Kopfkissenbezügen und Decken zu, hob schließlich das Kabel und den Gürtel auf. Bevor er die Sachen vorsichtig verstaute, notierte er erneut die Einzelheiten. Auf dem Boden des Badezimmers fand er einen zerrissenen Slip. Er beschloss, einige der Stofftiere mitzunehmen, außerdem ein Päckchen Marlboro nebst Zigarettenstummeln, eine leere 7-Up-Dose, eine Shampooflasche aus Kunststoff, ein Glas aus der Küche, das Telefon und einige weitere Haare, die er unter der Leiche fand. Außerdem entdeckte er neben der Toten, eingewickelt in ein Laken, eine Del-Monte-Ketchupflasche, die ebenfalls behutsam gesichert wurde, weil sie mit den anderen Fundstücken im kriminaltechnischen Labor des Bundesstaates untersucht werden sollte. Von dem Deckel der Flasche war nichts zu sehen; der forensische Pathologe würde ihn später finden.
Als Detective Smith mit dem Sammeln der Beweise fertig war, begann er mit der Sicherung von Fingerabdrücken, eine Prozedur, die er schon an vielen Tatorten durchgeführt hatte. Er stäubte beide Seiten der Wohnungstür ein, die Fensterrahmen, alle hölzernen Flächen im Schlafzimmer, den Küchentisch, die größeren Glasscherben, das Telefon, die gestrichenen Stellen neben Türen und Fenstern und sogar Debbies draußen geparktes Auto.
Gary Rogers war ein in Ada lebender Beamter der Polizeibehörde Oklahoma State Bureau of Investigation, kurz OSBI. Als er gegen halb eins eintraf, informierte ihn Dennis Smith über die Lage. Die beiden waren Freunde und hatten schon bei der Aufklärung vieler Verbrechen zusammengearbeitet.
Im Schlafzimmer fiel Rogers etwas auf, das wie ein größerer Blutfleck aussah - er befand sich unten an der Wand, direkt über der Fußleiste, dicht neben einer Steckdose. Später, nachdem die Leiche aus dem Zimmer gebracht worden war, bat er Officer Rick Carson, ein
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