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Der Gefangene

Titel: Der Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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kachelgroßes Stück aus der Rigipsplatte herauszutrennen, um den blutigen Abdruck, der offenbar von einer Hand stammte, zu sichern.
    In einer ersten Einschätzung des Falls waren sich Dennis Smith und Gary Rogers darin einig, dass es mehr als einen Täter geben musste. Das Chaos am Tatort, die Tatsache, dass Debbies Fußknöchel und Handgelenke keine Hinweise darauf verrieten, dass sie gefesselt worden war, die schwere Kopfverletzung, der in ihren Mund gestopfte Waschlappen, die blauen Flecken an ihren Seiten und auf ihren Armen, die mutmaßliche Strangulation mit dem Kabel und dem Gürtel - all das war ein bisschen viel Gewalt für einen einzelnen Täter. Außerdem war Debbie mit einer Körpergröße von einem Meter fünfundsiebzig und einem Gewicht von knapp sechzig Kilogramm keine wehrlose Person gewesen. Sie hatte mit Sicherheit entschlossen um ihr Leben gekämpft.
    Schließlich traf Dr. Larry Cartmell ein, der ärztliche Leichenbeschauer aus Ada, um sich die Tote kurz anzusehen. Nach seinem ersten Eindruck war die Todesursache Ersticken durch Strangulation. Er gab die Leiche frei und vertraute sie Tom Criswell an, dem Inhaber des örtlichen Bestattungsinstituts. Debbies sterbliche Überreste wurden zwecks Obduktion in einem von Criswells Leichenwagen nach Oklahoma City gebracht, wo sie gegen halb sieben abends eintrafen und in ein Kühlfach gelegt wurden. Smith und Rogers kehrten zum Ada Police Department zurück, um sich um Debbie Carters Angehörige zu kümmern. Während sie diese trösteten, erfuhren sie Namen -Freunde, Männer, mit denen Debbie liiert gewesen war, Mitarbeiter, Feinde, ehemalige Chefs. Namen von etlichen Leuten, die Debbie gekannt hatten und eventuell etwas über ihren Tod wussten. Die Liste wurde länger, und schließlich begannen Smith und Rogers, die männlichen Bekannten anzurufen und zu bitten, sich im Police Department zu melden. Sie sollten sich Fingerabdrücke abnehmen lassen, darüber hinaus Kopf- und Schamhaare sowie eine Speichelprobe.
    Niemand verweigerte sich der Bitte. Mike Carpenter, jener Rausschmeißer des Coachlight, der Debbie in der vergangenen Nacht gegen halb eins mit Glen Gore auf dem Parkplatz gesehen hatte, fand sich als einer der Ersten ein. Tommy Glover, der Debbie und Gore ebenfalls zusammen gesehen hatte, folgte kurz darauf. Am Abend des 8. Dezember, etwa um halb acht, tauchte Glen Gore im Harold's auf, wo er Platten auflegen und sich um die Bar kümmern sollte. Es war praktisch niemand da, und als er sich nach dem Grund für das Ausbleiben der Gäste erkundigte, erzählte ihm jemand von dem Mord. Viele Gäste und selbst einige Angestellte hatten sich zum Police Department aufgemacht, um Fragen zu beantworten und sich Fingerabdrücke abnehmen zu lassen.
    Kurz darauf fand sich auch Gore dort ein. Er wurde von Rogers und D.W. Barrett befragt, einem Polizisten aus Ada. Er sagte aus, er kenne Debbie Carter seit der Highschool und habe sie in der letzten Nacht im Coachlight gesehen.
    Der komplette Polizeibericht über Gores Vernehmung lautet folgendermaßen: Glen Gore arbeitet als Discjockey im Harold's Club. Dort erfuhr er am 8.12.1982 etwa um 19:30 Uhr durch Susie Johnson von Debbie Carters Tod. Glen hat gemeinsam mit ihr die Schule besucht. Er hat sie am Montag, dem 6.12., im Harold's Club und am 7.12. im Coachlight getroffen. Sie haben sich über eine neue Lackierung für Debbies Auto unterhalten. Sie hat Glen nicht erzählt, ob sie mit irgend­jemandem Probleme hatte. Glen traf gegen 22:30 Uhr mit Ron West im Coachlight ein. Die beiden verließen das Lokal gemeinsam um Viertel nach eins. Glen war nie in Debbies Wohnung.
    Der Bericht wurde von D.W. Barrett verfasst, im Beisein von Gary Rogers, und anschließend mit Dutzenden anderer zu den Akten genommen.
    Später sollte Gore seine Aussage ändern und behaupten, er habe gesehen, wie ein Mann namens Ron Williamson Debbie Carter in der Nacht des 7. Dezember im Coachlight belästigt habe. Diese geänderte Version wurde von niemandem bestätigt. Viele der Anwesenden kannten Ron Williamson, einen einigermaßen berüchtigten Zecher mit lautem Mundwerk. Niemand erinnerte sich, ihn in der fraglichen Nacht im Coachlight gesehen zu haben. Tatsächlich behaupteten die meisten Befragten nachdrücklich, er sei nicht dort gewesen.
    Wenn Ron Williamson eine Bar besuchte, entging das niemandem.
    Seltsam war allerdings, dass Gore der Polizei bei der hektischen Abnahme von Fingerabdrücken und Proben am 8. Dezember irgendwie durch

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