Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gefundene Junge

Der Gefundene Junge

Titel: Der Gefundene Junge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
an der Reling stand und sie nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt war. Sie stemmte die Fäuste in ihre fülligen Hüften und schaute Umber wütend ins Gesicht. »Eine Expedition ? Wollen Sie Ihre albernen Ausflüge etwa als Expeditionen bezeichnen? Haben Sie überhaupt eine Vorstellung davon, was sie uns kosten? Natürlich haben Sie das! Deshalb wollten Sie sich ja auch zum äußeren Dock stehlen wie ein gemeiner Schmuggler. Sie wollten mir aus dem Weg gehen! Tja, und genau das ist der Grund, warum ich an Bord gekommen bin, um Sie abzufangen! Sie sind ein verrückter Dummkopf, das sind Sie, und ein schlechter Geschäftsmann noch dazu! Die Walfischbarke ist das wertvollste Schiff unserer Flotte, Sie Spatzenhirn. Während Sie unterwegs waren, haben wir von einem wunderbaren Handelsgut erfahren: einem kostbaren Parfüm aus Andobar! Und wo ist unser bestes Frachtschiff? Das einzige, dem weder Gegenwind noch Flauten noch Piraten etwas anhaben können? Auf einer Vergnügungsfahrt! Im Auftrag eines Dummkopfs unterwegs zu einem unnützen Unternehmen! Auf der Suche nach irgendeinem sinnlosen, aber wahrscheinlich sagenumwobenen Schatz. Und Sie haben mir nicht mal mitgeteilt, dass Sie Boroon nehmen! Sie haben sich einfach davongestohlen, undich wette, Sie kommen mit leeren Händen zurück! Nun, was haben Sie dazu zu sagen, Lord Umber?«
    Es entstand eine peinliche Stille. Die Seeleute rückten immer weiter nach hinten, als würden ihre Augenbrauen versengt, wenn sie Hoyle zu nahe kamen. Sandar lehnte sich zurück und massierte seinen Nacken. Nima sah von der Barke aus interessiert zu. Von unter Wasser kam ein Kommentar Boroons: ein langes, tiefes Brummen.
    Umber hüstelte und zerrte an seinem Kragen. Dann kam sein Kopf langsam wieder zwischen den Schultern hervor. Seine Stimme klang zuerst etwas piepsig, wurde im Verlauf seiner Erwiderung jedoch kraftvoller: »Ich habe sehr wohl etwas zu sagen: Erstens vergesse ich bei Gelegenheiten wie dieser hier beinahe, dass Sie für mich arbeiten, Hoyle, und nicht umgekehrt. Zweitens ist sehr viel von unserem gemeinsamen Erfolg auf Ausflüge wie diesen zurückzuführen, und ich vertraue darauf, dass Ihnen das nicht völlig entfallen ist. Drittens habe ich Informationen über etwas Wichtiges erhalten, das ich suchen sollte, und ich hatte Grund zu der Annahme, dass Eile geboten war. Deshalb habe ich Kapitänin Nima gebeten, mich hinzubringen. Viertens bin ich kein Dummkopf. Und fünftens keineswegs mit leeren Händen zurückgekehrt.«
    Â»Ach, tatsächlich?«, sagte Hoyle. Ihr wütender Blick verlor etwas an Hitze. »Und was haben Sie gefunden?«
    Umber hob einen Finger gen Himmel, wirbelte ihn durch die Luft und zeigte schließlich damit auf Haps Kopf. Hoyle würdigte Hap zum ersten Mal eines Blickes und sog geräuschvoll die Luft ein, als sie seine Augen sah.
    Â»Einen Jungen ?« Sie wandte sich mit hochgezogenen Augenbrauen an Umber. »Lord Umber, Sie können nicht einfach zu fernen Gestaden reisen, um dort einen Jungen abzuholen.«
    Â»Normalerweise würde ich Ihnen da vollkommen zustimmen«, erwiderte Umber, »aber dieser Junge – der zufällig auch einen Namen hat, nämlich Happenstance – musste dort dringend abgeholt werden. Um genau zu sein, musste er gerettet werden vor einem grausigen Schicksal. Happenstance hat sein Gedächtnis verloren, und er hat niemanden, der sich um ihn kümmert.«
    Hoyle warf einen zweiten Blick auf Hap und mahlte dabei mit dem Unterkiefer. »Du bist also Lord Umber in die Hände gefallen, junger Mann? Dann gebe ich dir einen Rat: Lass dich nie mehr von ihm auf irgendwelche Abenteuer mitnehmen, sonst könnte dir etwas Furchtbares zustoßen.«
    Hap nickte eifrig. Alles in ihm drängte danach, dieser eindrucksvollen Person zuzustimmen.
    Â»Madam Hoyle!« Das war Nima, die von der Barke herunterrief.
    Hoyle schaute zu ihr hoch, und mit einem Mal wurden ihre harten Gesichtszüge weich und sie lächelte. »Nima, meine Liebe! Wie geht es Ihnen?«
    Â»Ganz gut, danke. Sie haben eben etwas von einem Parfüm gesagt: Ist es der übliche Hafen in Andobar?«
    Â»Ja, in der Tat.«
    Â»Wie viel Vorsprung haben unsere Konkurrenten denn bereits?«
    Â»Fast zwei Tage, fürchte ich.«
    Nima schaute in den Himmel. »Es weht kaum Wind, und erkommt von vorn. Außerdem werden sie aus Angst vor Piraten

Weitere Kostenlose Bücher